Dinslaken Fahrlehrer: In Dinslaken läuft was schief
Dinslaken · Dieter Mende ist jeden Tag beruflich auf Dinslakens Straßen unterwegs. An einigen Stellen zweifelt er daran, dass sich Planer Gedanken machen, andere Stellen sorgen für Unsicherheit. Eine Tour durch die Stadt.
Wenn Dieter Mende aus der Tür seiner Fahrschule an der Bahnstraße kommt, dann hat er die ersten Problemfälle in Sachen Verkehr in Dinslaken direkt im Blick. Da wäre zum einen die Linksabbiegerspur, die von der Wilhelm-Lantermann-Straße auf die gerade erst neu gestaltete Bahnstraße führt. "Da kann man sich kaum mit einem Auto einordnen und sobald zwei nach links abbiegen wollen, gibt es ein Chaos", sagt Mende. "Gerade in der Hauptverkehrszeit stauen sich die Autos dann oft bis zur Ampel." Für Irritation bei den Autofahrern sorgt auch die Führung der Abbiegerspur. Viele wollen sich schon vor der Querungshilfe einordnen, die hier eingebaut wurde und ziehen, wenn sie das Hindernis bemerken, wieder zurück in die Spur. "Man hätte die Querungshilfe einfach nur einige Meter versetzen müssen, so dass auf der Linksabbiegerspur mehr Fahrzeuge Platz haben", findet Dieter Mendes Kollege Andreas Meidel. "Zudem gibt es hier ja schon einen gut ausgebauten Übergang für Fußgänger, so dass man auf den zweiten auch hätte verzichten können."
Auch die Begrünung rund um den neu geschaffenen Parkplatz an der Ecke der Bahnstraße zur Wilhelm-Lantermann-Straße bereitet Fahrlehrer Dieter Mende etwas Bauchschmerzen. "Wenn das mal richtig ausgewachsen und grün ist, kann man kaum mehr etwas sehen, wenn man von diesem Parkplatz fährt", erklärt er. Schon jetzt muss man sich hier im Schneckentempo aus der Einfahrt tasten, wenn manch ein Fahrzeug etwas schneller in die Bahnstraße einbiegt, als dies eventuell vorgesehen ist.
Überhaupt fragt sich Dieter Mende bei der Bahnstraße an einigen Stellen, was wohl in den Köpfen der Planer vorging. Besonders beim Kreisverkehr, der an der Einmündung zur Wallstraße geschaffen wurde. "Vor dem Umbau galt hier einfach rechts vor links, und das funktionierte gut", sagt Dieter Mende. Warum man nun einen Kreisverkehr eingerichtet hat, will sich ihm nicht erschließen. "Man hat hier nicht so viel Durchgangsverkehr, dass man nicht auf die Straße käme ohne den Kreisverkehr. Außerdem warten jetzt hier teilweise Leute, die eigentlich Vorfahrt hätten, weil sie im Kreisverkehr sind", erklärt er. Außerdem bliebe den Bussen auf der Straße nicht viel anderes übrig, als den Kreisverkehr einfach zu "überfahren", während gerade Fahranfänger Probleme hätten, aus dem Kreis heraus zu blinken.
Einen weiteren Problemfall sieht Dieter Mende an der Roonstraße. Diese ist für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben und man hat in den Einmündungsbereich zur Bahnstraße extra eine kleine Abgrenzung eingebaut, um den hier einbiegenden Einbahnstraßenverkehr von dem entgegenkommenden Fahrradverkehr abzugrenzen. Das Problem: Der Radweg wird gerne von Autofahrern zugeparkt. "So müssen die Radfahrer hier zwangsläufig in den Gegenverkehr ausweichen und kommen hier in der Einmündung dann den abbiegenden Autofahrern entgegen", erklärt Dieter Mende. Auch das eine potenzielle Gefahr für die Rad- und Autofahrer gleichermaßen.
Manchmal wundert sich der Fahrlehrer allerdings auch über den Drang, überall Schilder aufzustellen. Ein kurioser Fall findet sich an der Hügelstraße in Hiesfeld am Bahnübergang. Dort weist ein Schild die Verkehrsteilnehmer darauf hin, bei geschlossenen Schranken und roter Ampel an einer Linie zu halten. Das gilt allerdings auch für alle Verkehrsteilnehmer, die gerne vor der Bahntrasse abbiegen möchten. "Es gibt Schilder mit einem roten Punkt, die man in diesem Fall ignorieren kann. Das ist bei diesem allerdings nicht der Fall und das wäre dann ein Rotlichtverstoß", erklärt der Fahrlehrer.
An anderer Stelle würde sich Dieter Mende die Schilder wünschen. Zum Beispiel auf der Karlstraße, wo schon seit Jahren Fahrzeuge auf dem Bürgersteig parken. "Eigentlich ist das nicht erlaubt und müsste entsprechend geahndet werden. Aber anscheinend wird das von der Stadt geduldet", erklärt er. Für ihn ist das allerdings gleich in doppelter Hinsicht problematisch. "Es ist natürlich schwer, den Fahrschülern zu erklären, das man nicht auf dem Bürgersteig parken darf, wenn es alle machen", sagt der Fahrlehrer. Wenn man das mit einem entsprechenden Schild "legalisieren" würde, wäre es kein Problem. Auf der anderen Seite fährt er aber auch mit Schülern, die einen Lkw-Führerscheinmachen durch die Karlstraße. "Das wird schon etwas eng, wenn hier die Autos parken und hier kommen häufiger mal Laster lang."
Ein besonders obskuren Fall von Beschilderung hat der Fahrlehrer in Lohberg entdeckt. Direkt vor dem Ledigenheim an der Stollenstraße findet sich auf der Rückseite des Schildes, das die Straße als verkehrsberuhigten Bereich ausweist ein "Zone 30"-Schild. "Wenn jemand auf der Lohbergstraße vorbeifährt, müsste er davon ausgehen, dass er hier Vorfahrt hat, da man immer warten muss, wenn man aus einem verkehrsberuhigten Bereich kommt", erklärt der Fahrlehrer. Steht man allerdings auf der Stollenstraße, könnte man das Schild auch so interpretieren, dass an dieser Stelle rechts vor links gilt und man somit nur auf Verkehr aus einer Richtung statt aus beiden achten muss. "Da ist es relativ schwer, meinen Fahrschülern zu vermitteln, was nun richtig ist", sagt er weiter. Selbst die Fahrprüfer, mit denen er oft an dieser Stelle entlang kommt, kapitulieren vor der Aufgabe, für diese Beschilderung die richtige Interpretation zu liefern. "Gerade jungen Menschen sollte man doch ein Vorbild sein und ihnen zeigen, wie man es richtig macht. Leider ist das hier in Dinslaken oft unmöglich."
Die Stadt freut sich laut Rathaussprecher Thomas Pieperhoff über alle kritischen Hinweise und setzt sich mit ihnen auseinander. Die Stellungnahmen aus dem Rathaus veröffentlichen wir in den kommenden Tagen.