Dinslaken Facebook-Gruppe hilft Flüchtlingen

Dinslaken · Guido Holtmann hat vor einer Woche die öffentliche Facebook-Gruppe "Refugees welcome Dinslaken" gegründet. Inzwischen schlossen sich fast 300 Menschen an, die bei der Erstversorgung der Flüchtlinge in Dinslaken mithelfen.

 Je mehr Mitglieder die Facebook-Gruppe "Refugees welcome Dinslaken" hat, desto weniger Arbeit hat Gründer Guido Holtmann. "Es ist ein Selbstläufer geworden", sagt der 51-Jährige.

Je mehr Mitglieder die Facebook-Gruppe "Refugees welcome Dinslaken" hat, desto weniger Arbeit hat Gründer Guido Holtmann. "Es ist ein Selbstläufer geworden", sagt der 51-Jährige.

Foto: Martin Büttner

Als Guido Holtmann vor einer Woche die Facebook-Gruppe "Refugees welcome Dinslaken" gründete, da vermutete er, dass in einem Monat 50 bis 60 User - hauptsächlich aus seinem Bekanntenkreis - der Gruppe beitreten würden. Mit seiner Schätzung sollte sich der 51 Jahre alte Dinslakener aber gewaltig irren, denn bereits nach einer Woche kommt "Refugees welcome Dinslaken" auf fast 300 Mitglieder. Auch wenn er mit seiner Vermutung falsch lag, freut es den Initiator umso mehr, dass derart viele Dinslakener bei der Erstversorgung der in der vergangenen Woche eingetroffenen Flüchtlinge mithelfen: "Die Gruppe ist eigentlich vollkommen unpolitisch gedacht. Aber es ist ein Statement, wenn man ihr beitritt. Man bekennt Farbe, setzt ein Zeichen und zeigt, dass Deutschlands Bevölkerung auch eine ganz andere Seite hat, als die sieben bis acht Prozent, die grölend durch die Straßen laufen."

In Zeiten von "Pegida" war es für den Automobil-Kaufmann fast selbstverständlich, dass er in seinem Urlaub mit dem zwölfjährigen Sohn Max den Keller aufräumte, um nicht mehr benötigte Kleidung und Spielsachen an Flüchtlingsfamilien zu spenden. "Ich setze mich gerne für andere Menschen ein und dachte, dass das auch noch eine Nummer größer geht. Deshalb gründete ich die Gruppe bei Facebook", erzählt der 51-Jährige, der in engem Kontakt mit Tobias Krause von der Caritas steht und damit immer weiß, was tagesaktuell bei der Versorgung der Asylsuchenden benötigt wird. So konnte in der ersten Woche bereits binnen kürzester Zeit eine Übersetzerin über die Gruppe gefunden werden, die einem Flüchtling nach dessen Einweisung ins Krankenhaus half. Oder als es am Montag so heiß war, fanden sich Freiwillige, die kurzerhand Badesachen auftrieben und mit einer Gruppe Neuankömmlinge im Tenderingssee schwimmen gingen. Aber auch mit dem Bettenaufbau in der Unterkunft im Hardtfeld oder bei der Besorgung von Hygieneartikel wurde geholfen. "Über die Plattform können Informationen gut gestreut werden. Je mehr Mitglieder die Gruppe hat, desto weniger Arbeit habe ich. Ich muss das Ganze nur noch verwalten, ansonsten ist die Hilfe wegen der Eigendynamik der Gruppe zum Selbstläufer geworden", so Guido Holtmann.

Der erste Bedarf an Kleidung ist mittlerweile abgedeckt. Die Caritas kann sogar Rücklagen bilden - was nicht heißt, dass nicht mehr gespendet werden soll. Vor allem benötigen die Flüchtlinge jedoch nun Dinge, um sich den ganzen Tag über in der unbekannten Umgebung zu beschäftigen. "Es sind teilweise hochintelligente Menschen, deren Potenzial verschenkt wird und für die es demoralisierend ist, wenn sie jetzt den ganzen Tag lang nichts Sinnvolles machen. Deshalb brauchen wir fremdsprachige Bücher oder Spielzeug für die Kinder", meint der Gruppen-Gründer. Er würde es sich außerdem wünschen, wenn noch mehr Menschen sich persönlich engagieren und mit den Flüchtlingen zum Beispiel auf der Amalienwiese Fußball spielen oder auf einen Spielplatz gehen würden: "Je mehr Dinge sie in der Stadt gezeigt bekommen, desto mehr Anlaufpunkte haben sie, die sie danach auch alleine erkunden können."

Stadtpläne haben die Flüchtlinge bekommen. Was bei der Entdeckung Dinslakens fehlt, sind noch Fahrräder, damit auch weitere Distanzen zurückgelegt werden können. Nahrungsmittel aus den Supermärkten, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum kurz vor dem Ablauf steht, sind bei den Asylsuchenden auch besser als im Müllcontainer aufgehoben. Die Menschen würden sich freuen und wissen, die Hilfe zu schätzen.

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"Man erfährt eine Dankbarkeit für ganz kleine Dinge, die für uns selbstverständlich sind. Wenn man sich nur mit ihnen unterhält, englisch spricht so ziemlich jeder, sieht man, wie bei ihnen das Herz aufgeht. Das ist eine interessante Erfahrung - auch für einen selbst. Wer uns jetzt helfen oder mehr wissen möchte, muss nur der Gruppe beitreten", sagt Guido Holtmann.

(gaa)
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