Serie Anne Bude Eine Trinkhalle mit Tradition

Dinslaken · Seit beinahe fünf Jahrzehnten können die Menschen an der Trinkhalle an der Lohbergstraße in Lohberg einkaufen. Seitdem ist das Geschäft in Familienbesitz.

 Andreas Lange kennt den Kiosk seit seiner Kindheit.

Andreas Lange kennt den Kiosk seit seiner Kindheit.

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Dinslaken Bei vielen Kiosken und Trinkhallen wechseln die Besitzer mittlerweile im Jahrestakt. Die Branche ist teilweise unbeständig geworden. Doch in der Trinkhalle an der Lohbergstraße sieht das ganz anders aus. Hier steht Jutta Färber seit 18 Jahren als Kiosk-Inhaberin am kleinen Fenster und bedient ihre Kunden. Dabei hat die Trinkhalle eine sehr lange Geschichte. Seit fast 50 Jahren gibt es die kleine Verkaufsbude. "Vor mir hatte meine Mutter die Trinkhalle. Alle nannten sie nur Fanny und sie war eigentlich im ganzen Stadtteil bekannt", erzählt Jutta Färber.

 Jutta Färber steht seit 18 Jahren in ihrem Büdchen an der Augustastraße. Hier gibt es neben Zigaretten, Getränken und Süßigkeiten auch Milch, Eier und Kartoffeln zu kaufen.

Jutta Färber steht seit 18 Jahren in ihrem Büdchen an der Augustastraße. Hier gibt es neben Zigaretten, Getränken und Süßigkeiten auch Milch, Eier und Kartoffeln zu kaufen.

Foto: Martin Büttner

Damals waren die Büdchen sehr viel mehr als ein Anlaufpunkt für Menschen, die schnell noch eine Kleinigkeit brauchen. "Damals kamen die Arbeiter her und meine Mutter verkaufte Kartoffelsalat, Rollmöpse und Koteletts", erzählt Jutta Färber. "Das ist aber schon lange her." Mittlerweile gibt es in ihrer Trinkhalle vor allem die üblichen Kleinigkeiten zu kaufen: Süßigkeiten und kalte Getränke, Eis und Tabakwaren und hin und wieder auch kleinere Spielzeuge. Die Waren lagern auf hölzernen Regalen, so dass der Blick in das Geschäft an Tante-Emma-Läden von anno dazumal erinnert. "Wir haben sicher nicht die modernste Trinkhalle, aber darauf kommt es ja auch nicht an", sagt Jutta Färber. "Die Menschen kommen hier hin, kaufen ein und erzählen."

An die alten, kleinen Läden erinnert auch ein Teil des Warensortiments. So stehen in einem Regal auch Eier und Milch. "Das wird hier schon mal ganz gerne nachgefragt und deswegen habe ich es hier", sagt die Kioskbesitzerin. Wem also am Sonntag die Zutaten für einen Kuchen fehlen, wird hier unter Umständen auch noch fündig. Dabei hat Jutta Färber aber auch eine soziale Ader: "Wenn einer meiner Kunden am Sonntag keine Kartoffeln mehr hat, dann bekommt er welche von meinen", berichtet sie. Diese Art hat sie vermutlich, wie die Trinkhalle auch, von ihrer Mutter geerbt: "Sie war vor allem bei den Kindern beliebt, hat ihnen mal Süßigkeiten ausgegeben oder bei Stammkunden auch anschreiben lassen", erzählt Jutta Färber.

Die Kunden danken es der mittlerweile verstorbenen Mutter und ihrer Tochter noch heute mit Treue. "Viele sind Stammkunden. Sie kommen zwar nicht unbedingt täglich, aber doch regelmäßig", erzählt Jutta Färber. Einige der Menschen, die an den Kiosk kommen, kennt sie seit ihrer Kindheit.

Zu denen gehört auch Andreas Lange. "Ich bin schon hier hingekommen, als ich noch ein kleiner Junge war", erzählt der 52-Jährige. "Damals habe ich hier immer Süßigkeiten gekauft, heute ist es eher Tabak." An der Trinkhalle schätzt er die familiäre Atmosphäre. "Man trifft hier häufig Menschen, die man schon seit Jahrzehnten kennt, raucht ein paar Zigaretten und plaudert", erzählt er.

Dabei hat sich in den beinahe 50 Jahren, in denen es den Kiosk gibt, schon einiges verändert. "Früher war so ein Kiosk eine Goldgrube. Das hat in den vergangenen Jahren nachgelassen", erzählt Jutta Färber. Woran genau das liegt, kann sie auch nicht sagen. "Ich nehme an, die Menschen haben weniger Geld als früher. Außerdem haben auch die Geschäfte immer länge geöffnet", sagt die 62-Jährige. Auch ihre Kundschaft hat sich in all den Jahren verändert. "Heute haben gut 70 Prozent meiner Kunden ausländische Wurzeln. Aber damit habe ich kein Problem. Viele von ihnen kenne ich auch schon, seit sie Kinder sind", erzählt Jutta Färber. Denn es kommen natürlich viele Menschen aus der direkten Nachbarschaft zu ihr.

Ans Aufhören und den Ruhestand denkt die 62-Jährige allerdings noch lange nicht. "Die Arbeit macht mir Spaß und das muss auch so sein, wenn man 11 oder 12 Stunden am Tag für die Kunden da ist. Sonst könnte man das nicht schaffen", sagt Jutta Frank. "Und wenn es nach mir geht, werde ich das auch noch einige Jahre so weitermachen." Einen Ruhetag gönnt sie sich dabei selten und wenn, dann steht eine Aushilfe in der Trinkhalle. Die ist im Sommer täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet und in den Wintermonaten von 10 bis 21 Uhr.

(fla)
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