Dinslaken Eine immer noch unbesiegte Krankheit

Dinslaken · Dr. Romana Drabik sowie die katholische und evangelische Kirche in Dinslaken rufen zum Lepramarsch auf. In diesem Jahr wird vor allem für Leprakranke im indischen Bombay gesammelt.

 Auch im Vorjahr führte der Lepramarsch vom Johannahausplatz durch die Innenstadt.

Auch im Vorjahr führte der Lepramarsch vom Johannahausplatz durch die Innenstadt.

Foto: Gerd Hermann

Die Zahl der Lepra-Neuerkrankungen steigt weltweit wieder, erzählt Lepraexpertin Dr. Romana Drabik. "Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist erschrocken darüber, denn wir wissen nicht, warum und wie sich die Lepra weiter verbreitet." Klar ist, 80 Prozent werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, die restlichen 20 Prozent seien immer noch ein Rätsel, so die Ärztin. In diesen Tagen wird sie zur Tagung der WHO nach Peking fliegen, aber rechtzeitig zum 36. Lepramarsch am 24. September in Dinslaken zurück sein.

"Der Lepramarsch ist nach wie vor wichtig, um die Menschen auf die Lage der Leprakranken aufmerksam zu machen", mahnt sie. Und natürlich, um Spenden zu sammeln. Da hat Dinslaken einen einzigartigen Status in Deutschland. Denn überall dort, wo gesammelt wird, wird das Geld an die Deutsche Leprahilfe abgeführt. Nur in Dinslaken nicht. Hier kommt jeder Cent, da es keine Verwaltungsstrukturen gibt, vor Ort bei den Leprakranken an. Dafür steht Romana Drabik, dafür steht die katholische Sankt-Vincentius-Gemeinde.

Und so unwahrscheinlich, dass Lepra auch in Dinslaken auftaucht, ist es nicht. "Es gibt auch in Deutschland Jahr für Jahr vereinzelte Leprafälle. Die Menschen können sich die Krankheit aus den Urlaubsländern mitbringen. Das ist zwar selten, aber es geschieht immer wieder. Vor allem in Südamerika nimmt die Krankheit zu, von Indien gar nicht erst zu reden", so die Expertin. Nicht zu verschweigen ist auch die Flüchtlingssituation. Auch hier besteht die Gefahr, dass ein Erkrankter unter ihnen ist. Lepra ist heilbar - das ist die gute Nachricht. Doch die Ärzte in Europa sind schon seit langem nicht mehr mit der Lepra vertraut. In erster Linie gilt es beim Lepramarsch, auf die Situation in den einzelnen von Dinslaken aus unterstützten Leprazentren - in diesem Jahr geht es vor allem um die Leprakranken in Bombay - aufmerksam zu machen, menschliche Anteilnahme zu wecken. So rufen Romana Drabik, die katholischen und erstmals auch die evangelischen Kirchengemeinden zu einem gemeinsamen Lepramarsch für Samstag, 24. September, auf. "Ich möchte hier ganz herzlich auch die muslimischen Moscheegemeinden einladen."

Bislang sind sieben Treffpunkte verzeichnet, von denen aus die Gruppen sternförmig mit Transparenten zum gemeinsamen Treff an die Sankt-Vincentius-Kirche pilgern. Dort begrüßen um 12 Uhr Pastor Gregor Kauling und Pastor Armin von Eynern alle Marschteilnehmer.

Anschließend brechen alle zu einem gemeinsamen Weg über die Neustraße zur Neutor-Galerie auf, wo sie von einer Trommelgruppe und mit einigen Erfrischungen empfangen werden. Nach etwa 20 Minuten geht es gemeinsam zurück zum Johannahaus zu einem kleinen Empfang, bei dem auch die Gäste aus dem Kaukasus vorgestellt, Informationen zu den einzelnen Lepraprojekten gegeben werden. Am Lepramarsch nimmt erstmals auch eine Gruppe aus Münster teil. "Rolf Klozer leitet in Münster das so genannte Kinderhaus, im Mittelalter ein Begriff für ein Leprahaus", erzählt Romana Drabik. Das Kinderhaus ist ein Lepramuseum, Rolf Klozer ist Historiker. Er und seine Leute werden mit Klappern den Marsch begleiten. "Die Klappern dienten einst Leprakranken dazu, auf sich aufmerksam zu machen, damit die Bürger einer Stadt ihnen aus dem Weg gehen konnten", erzählt Romana Drabik. "Bei unserem Lepramarsch gehen die Leute hoffentlich mit und nicht fort."

(big)
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