Dinslaken/Voerde Eine Herberge in der Fremde

Dinslaken/Voerde · Auch für die Flüchtlinge, um die sich der Caritas in Dinslaken und Voerde kümmert, soll der Heilige Abend ein besonderer Tag werden. Darum kümmern sich die Mitarbeiter des Caritasverbandes - und ehrenamtliche Helfer.

 Der Weihnachtsbaum an der Notunterkunft im Hardtfeld ist schon geschmückt. Für die Flüchtlingskinder gibt es kleine Geschenke von der Caritas.

Der Weihnachtsbaum an der Notunterkunft im Hardtfeld ist schon geschmückt. Für die Flüchtlingskinder gibt es kleine Geschenke von der Caritas.

Foto: Martin Büttner

Weihnachten tausende Kilometer entfernt von der Heimat zu verbringen - das ist für die meisten Menschen keine schöne Vorstellung. Wenn diese Heimat dann noch von Krieg und Terror heimgesucht wird und man nicht weiß, ob man an Heiligabend ein Dach über dem Kopf hat, kann der Feiertag schnell zu einer Katastrophe werden. Der Caritasverband für die Dekanate Dinslaken und Wesel sorgt sich darum, dass dies für die Flüchtlinge, um die man sich kümmert, nicht der Fall ist. "Wir wollen auch den Flüchtlingen zeigen, dass Weihnachten für uns eine besondere Zeit ist", erklärt Caritasdirektor Michael van Meerbeck.

Zum Fest stehen bei den Notunterkünften im Hardtfeld in Dinslaken und an der Grenzstraße in Voerde festlich geschmückte Weihnachtsbäume. "Es wird für die Flüchtlinge ein besonderes Essen an gedeckten Tischen geben. Außerdem bekommen die Kinder eine Kleinigkeit geschenkt", erklärt Michael van Meerbeck. Rund 900 Flüchtlinge betreut die Caritas in Dinslaken, fast 300 weitere sind es in der Notunterkunft in Voerde, wo heute neue Flüchtlinge eine Bleibe finden werden.

"Es ist für Christen undenkbar, Flüchtlingen am Heiligabend die Herberge zu verweigern", kommentiert der Caritasdirektor diesen Fakt mit Blick auf die Weihnachtsgeschichte, in der Joseph und der schwangeren Maria eben jene Unterkunft verwehrt wird. "Wie wir das da mit dem besonderen Weihnachtsfest hinbekommen, wissen wir noch nicht. Aber ich denke, das kann man auch am ersten Weihnachtsfeiertag noch machen", erklärt Michael van Meerbeck.

Dabei spielt es für ihn keine Rolle, dass viele der Flüchtlinge, die in die Region kommen, Muslime sind. "Für sie ist Weihnachten natürlich kein bedeutender Feiertag. Aber wir wollen ihnen zeigen, dass es für uns ein besonderer Tag ist." Aber es gibt natürlich auch einige Christen, die aus Syrien ihren Weg an den Niederrhein finden. "Oft geben sie sich gar nicht als Christen zu erkennen, weil sie das aus ihrer Heimat einfach nicht gewohnt sind", erklärt Michael van Meerbeck. In Dinslaken und Voerde sollen allerdings alle Flüchtlinge zum Weihnachtsfest einige besonders schöne Tage haben. Für ihn selbst beschränkt sich der weihnachtliche Gedanke allerdings nicht auf die Festtage. "Man ist ja nicht nur Christ, wenn man am Sonntag in der Kirche sitzt. Das Evangelium sollte man jeden Tag leben", sagt der Caritasdirektor.

Und für ihn machen genau das jene ehrenamtlichen Helfer, die sich für die Flüchtlinge engagieren. "Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist", sagt Michael van Meerbeck und lobt dabei auch seine eigenen Mitarbeiter. "Keiner lässt hier um Punkt 16 oder 17 Uhr seinen Stift fallen und geht nach Hause. Die Menschen sind da, wenn sie gebraucht werden - auch an den Weihnachtsfeiertagen", sagt der Caritasdirektor.

Kurz vor dem Fest hat man mit Hilfe von zahlreichen Unterstützern, darunter auch verschiedenen Handwerksunternehmen, die ehemalige Fröbelschule noch zur temporären Flüchtlingsunterkunft umgebaut. "Für mich ist Weihnachten schon seit dem Sommer. Seit so viele Menschen als Flüchtlinge zu uns kommen und wir von allen Seiten dermaßen viel Unterstützung erfahren, um ihnen zu helfen", sagt Michael van Meerbeck. "Dafür bin ich unendlich dankbar."

(fla)
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