Dinslaken Ein Kompromiss auf wackligen Beinen

Dinslaken · Neue Finanzierungsregelung für die Burghofbühne würde Dinslaken im Jahr bis zu 110.000 Euro zusätzlich kosten.

 Mirko Schombert, Nadja Blank und Anna Scherer sind zufrieden - haben aber noch Gesprächsbedarf.

Mirko Schombert, Nadja Blank und Anna Scherer sind zufrieden - haben aber noch Gesprächsbedarf.

Foto: H. Kempken

Er freue sich, natürlich, aber "Grund zur Euphorie" bestehe nicht - so kommentiert der Intendant der Burghofbühne, Mirko Schombert, den Kreistags-Kompromiss zur Burghofbühne. Danach reduziert der Kreis 2016 seinen Zuschuss an das Theater von aktuell 292.000 Euro auf 190.000 Euro, und ab 2017 um weitere 10. 000 Euro jährlich - bis 2020 der Mitgliedsbeitrag auf 150.000 Euro festgefroren ist.

Die finanzielle Lücke, die dadurch entsteht, soll durch Einsparungen des Theaters in Höhe von 30. 000 Euro gestopft werden - und durch steigende Zuschüsse der Stadt Dinslaken. Deren Bürgermeister Dr. Michael Heidinger habe "in Aussicht gestellt", so Mirko Schombert, dass die Stadt zusätzlich zu den bereits gezahlten Mitgliedbeiträgen 70.000 Euro im Jahr 2016 zahlt - diese Summe soll bis 2020 um jeweils 10.000 Euro steigen, bis sie bei 11. 000 Euro jährlich liegt. Das hätten Vertreter der "Jamaika"-Koalition im Kreis gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, dem Vorstandsvorsitzenden des Trägervereins Dr. Christoph Müllmann und Schombert selbst im Vorfeld ausgehandelt, so der Intendant. Allerdings, so Schombert: "Hierfür steht ein Beschluss der Stadt Dinslaken noch aus."

"Zugesagt" habe er nichts, erklärt Bürgermeister Dr. Michael Heidinger (SPD), "aber ich werde mich dafür einsetzen." Voraussetzung einer solchen Finanzierung, die ja haushaltstechnisch zu den freiwilligen Leistungen zählt, sei allerdings ein "genehmigter Haushalt", sonst habe sich das Ganze "erledigt". Immerhin geht es bis 2020 für die Stadt um 520. 000 Euro und dann jährlich mindestens bis 2022 um 110. 000 Euro zusätzliche Belastung für das ohnehin schon gebeutelte Dinslakener Stadtsäckel. Denn bis 2022 ist das Finanzierungsmodell des Kreises rechtsverbindlich festgeschrieben. Aktuell unterstützt die Stadt die Burghofbühne mit etwa 50 000 Euro jährlich.

"Können wir, in einer drastisch verschlechterten Haushaltslage, ein Landestheater noch fördern?" hatten die Grünen im Kreis Wesel im Vorfeld gefragt und die Betonung auf "Land" gelegt - das jährlich übrigens rund 725. 000 Euro für die Burghofbühne zahlt. Heidinger verweist auf die Außenwirkung, die das Theater für Dinslaken bundesweit erziele, auf den pädagogischen Wert, aber auch auf den Wirtschaftsfaktor des Theaters: Über die Burghofbühne fließen 1,5 Millionen Euro in den Kreis Wesel, so Heidinger.

Mit den Dinslakener Ratfraktionen, die einer solchen Ausgabe zustimmen müssen, habe er sich im Vorfeld nicht abgestimmt. Aber er habe in einzelnen Gesprächen "die grundsätzliche Bereitschaft" eruiert, so der Bürgermeister. Heinz Wansing, Fraktionsvorsitzender der CDU in Dinslaken, gehörte zu denjenigen, bei denen der Bürgermeister vorgefühlt hatte. Er unterstütze den Kompromiss, so Wansing. Immerhin "spart Dinslaken so etwa 800.000 Euro" im Jahr. Die Erhöhung der Kreisumlage um zwei Prozent hätte für Dinslaken eine Mehrbelastung von 1,7 Millionen Euro bedeutet, so Wansing. Dieses Defizit sei in den Haushalt bereits eingerechnet. Läge die geplante Erhöhung der Kreisumlage nun bei nur einem Prozent, reduziere sich die Mehrbelastung um 800.000 Euro. Davon könne man durchaus 100.000 Euro in die Unterstützung der Burghofbühne stecken. Dabei geht auch Wansing von einem "genehmigungsfähigen Haushalt" aus.

Der Kompromiss verhindere die "Kündigung des Kreises Wesel und eine damit verbundene Existenzgefährdung der Burghofbühne. Ebenso positiv bewerte ich die in Aussicht gestellte Planungssicherheit auf Kreisseite bis 2022", so Mirko Schombert. Wie aber "das Theater den eigenen Sparanteil von zehn Prozent des Kreiszuschusses kompensieren kann, ist zurzeit noch nicht abzusehen und wird unweigerlich schmerzhaft Einschnitte in den künstlerischen Betrieb zur Folge haben." Auch mögliche Tariferhöhungen seien in das Finanzierungsmodell nicht eingerechnet. Insofern sei er mit dem Kompromiss "zufrieden", aber es seien weitere Gespräche nötig.

Überrascht zeigten sich Vertreter der kleinen Ratfraktionen zum Kompromiss, den Bürgermeister Dr. Michael Heidinger zur Rettung der Burghofbühne in Aussicht gestellt hat. "Das ist kein guter politischer Stil", kritisierte Heinz Brücker, Fraktionsvorsitzender der UBV, den Bürgermeister. Dabei geht es ihm nicht um die Sache - der Kompromiss sei "gut für die Burghofbühne" - sondern darum, dass der Bürgermeister das hätte "vorher absprechen müssen." Auch Gerd Baßfeld, Fraktionsvorsitzender der Linken, war "überrascht", als er von der Einigung aus der Zeitung erfuhr. "Dafür wird sich der Bürgermeister im Rat noch einmal erklären müssen." Lilo Wallerich, Fraktionsvorsitzende der Grünen ist "sehr sauer", wie sie sagt. Während die Kreistagsfraktion den Kompromiss mit ausgehandelt hat, waren die Grünen vor Ort offenbar nicht involviert. "Ich hab das im Grunde heute aus der Zeitung."

(aha/bes)
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