Voerde/Dinslaken Ein Geschenk für Noah und Leon

Voerde/Dinslaken · Die Pächter des Gasthauses Möllen und drei Unterstützerinnen spendeten den gehandicapten Zwillingen den Erlös aus Kaffee- und Kuchenverkauf.

 Die Pächter des Gasthauses Möllen und drei Helferinnen mit den Zwillingen Noah (links) und Leon Bedrina: (von links) Marianne Hüsken, Gretchen Hüsken, Hans Gutjahr, Astrid Isselhorst und Claudia Hüsken.

Die Pächter des Gasthauses Möllen und drei Helferinnen mit den Zwillingen Noah (links) und Leon Bedrina: (von links) Marianne Hüsken, Gretchen Hüsken, Hans Gutjahr, Astrid Isselhorst und Claudia Hüsken.

Foto: Heiko Kempken

Ein schönes Geschenk gab es in diesem Jahr für Familie Bedrina aus Dinslaken von Astrid Isselhorst und Hans Gutjahr, den Pächtern des Gasthauses Möllen, sowie ihren Nachbarinnen Gretchen, Claudia und Marianne Hüsken. Die drei Frauen hatten ohne zu zögern den Pächtern ihre Unterstützung zugesagt und für den Christkindlmarkt, der am vierten Advent im Saal des Gasthauses stattgefunden hatte, fleißig Kuchen gebacken. Den Erlös aus dem Kaffee- und Kuchenverkauf von 650 Euro übergaben sie kurz vor dem Fest an Silvano Bedrina und seine Söhne Noah und Leon, die beide gehandicapt sind.

Noah sitzt im Rollstuhl, hat nur eine funktionierende Gehirnhälfte und ein Überdruckventil im Kopf; Leon hat eine Spastik im linken Bein, seine Feinmotorik und seine Sprache sind beeinträchtigt. Aber die Zwillinge sind immer gut drauf und voller Lebensfreude, wie Vater Silvano erzählt. Das merkt man auch, denn sie lachen viel und sind ganz verrückt nach Fußball. Noah ist BVB-Fan, Leons Herz schlägt für Schalke. Beim Derby geht es im Hause Bedrina hoch her, Vater Silvano muss dann in der Mitte sitzen. Er ist Gladbach-Fan.

Pächter Hans Gutjahr, wie Leon Schalke-Fan, ist ebenso fußballverrückt, daher fielen ihm auch die beiden Jungs ein, die er bereits aus der Waldschule in Bucholtwelmen kennt, als er überlegte, wen er mit seiner Spendenaktion unterstützen könnte, denn es war ihm wichtig, vor Ort zu helfen und nicht einfach nur das Geld zu überweisen: "Man muss die Augen vor der Tür aufmachen. Hier gibt es genug Bedürftige", begründet Gutjahr seine Entscheidung. "Das Tollste ist, wenn ich die Jungs lachen sehe", freut er sich über die gelungene Überraschung.

Denn die Familie erfuhr erst einen Tag zuvor von der Spende. Silvano Bedrina war gerade beim Einkaufen, als das Handy klingelte. "Das war sehr überraschend", sagt er und war erstmal sprachlos - und das sei sehr selten. Die Freude über die Spende ist groß, denn die Familie hat noch einiges vor, geplant ist eine zehntägige tiergestützte Therapie. Auch eine Galileoplatte für Zuhause würden die Bedrinas gerne anschaffen - ein Gerät, das Nerven und Muskeln trainiert. "Der Ferrari unter den Geräten", sagt Silvano Bedrina.

Seine Frau hat für die Therapie und Betreuung der Zwillinge ihren Job aufgegeben, die Familie unterstützt die Eltern und ihre Söhne, die einen schweren Start ins Leben hatten. Ein halbes Jahr waren Noah und Leon nach ihrer Geburt im Krankenhaus, haben jede Komplikation, die es bei Frühgeburten gibt, mitgenommen, erinnert sich der Vater, darunter Hirnblutungen. Leon wog nur 760 Gramm. Heute ist der großgewachsene Junge Betreuer bei der Fußballmannschaft seines sechsjährigen Bruders, macht Schulpraktika in der Garten- und Landschaftspflege. Die Zwillinge, die im Januar 17 Jahre alt werden, haben schon einiges erlebt, zwei Mal sind sie bereits mit Delphinen geschwommen. "Das war gut", erzählt Leon. Für seinen Vater war es ein unfassbares Erlebnis. Wie die Tiere sich anfühlen, sei schwer zu beschreiben, sagt Silvano Bedrina. Die positive Wirkung der Tiere auf seine Söhne kann der Vater hingegen gut erklären: Noah konnte vorher kein Wasser im Gesicht haben, durch die Delphintherapie hat er vor ein paar Jahren sogar schwimmen gelernt und hat sich eine Taucherbrille gekauft, um mit den Delphinen tauchen zu können. Die Therapie habe Selbstvertrauen aufgebaut und den Kindern viel Energie gegeben, sagt Silvano Bedrina.

Die Eltern gehen mit den Handicaps ihrer Zwillinge ganz offen um, nehmen die Kinder überall mit hin. "Wir sind keine Jammerfamilie", erklärt Silvano Bedrina entschieden. Das sieht man ihnen auch an. Und Vater Silvano engagiert sich zusätzlich noch beim "Lauf für die Liebe", der auch im nächsten Jahr wieder rund um den Rotbachsee stattfinden wird, denn er möchte etwas von der Unterstützung zurückgeben, die seine eigene Familie bekommen hat.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort