Voerde Ein Frauenversteher in grellem Grün

Voerde · Horst Schroth, zweifacher Träger des Deutschen Kleinkunstpreises, gastierte mit seinem aktuellen Programm "Wenn Frauen immer weiter fragen" in der Aula des Schulzentrums Nord.

 Einfach nur in seinem "Herrenzimmer" im Oberstübchen sitzen und nichts denken. Männer können so etwas. Kabarettist Horst Schroth erklärte in der Aula des Schulzentrums Nord auch dieses Phänomen.

Einfach nur in seinem "Herrenzimmer" im Oberstübchen sitzen und nichts denken. Männer können so etwas. Kabarettist Horst Schroth erklärte in der Aula des Schulzentrums Nord auch dieses Phänomen.

Foto: Heiko Kempken

Wenn sich immer schon einmal jemand gefragt hat, warum Frauen ausgerechnet Horst Schroth um Antworten zum Rätsel Mann bitten, erfuhr den Grund am Freitag in der Aula des Schulzentrums Nord in dem Moment, als der zweifache Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises die Bühne betrat: Durch den Saal ging der Ruck dieses ungläubigen, fassungslosen, stillen Aufschreis "Warum?" Reflexartig ausgestoßen von den anwesenden Frauen beim Anblick eines Anzugs in einem Grün, das den doch erst gerade erwachenden Frühling winterweiß erbleichen lassen musste.

Wo war die Ehefrau, die dem Mann die Sachen herauslegt und ein solches Farbspektakel verhindert? Das Publikum steckte schon in der Materie des Abends, bevor Horst Schroth überhaupt mit "Wenn Frauen immer weiter fragen" richtig begann.

Aber Anzug hin oder her, Schroth hat bei Frauen ein Stein im Brett. Nicht nur, weil er ganz selbstverständlich erklärt, dass es biologisch natürlich Unsinn ist, dass Männer- und Frauenhirne anders ticken, um dann in herrlich anschaulichen Bildern genau die Phänomene zu beschreiben, die fürs jeweils andere Geschlecht als so typisch gelten.

Er hat schon körperlich bessere Chancen bei Frauen als andere Männer. Er ist nämlich klein. Und für Frauen gelte die Gleichung klein ist süß. Wenn sie also in ihrem kleinen süßen Auto einen Mann in ihre kleine süße Wohnung abschleppen, sei ein großes, wuchtiges Exemplar ungeeignet. Im Auto nehme er zu viel Platz weg, zu Hause sogar Licht.

Doch zurück zum Hirn. Oder dem, was Frauen und Männer stattdessen haben. Den inneren Hochleistungsprozessor, die Festplatte randvoll mit Gefühlen, das Gewirr feinster Glasfaserkabel, die zu jeder Zeit Vernetzung und Verknüpfung in atemberaubender Geschwindigkeit erlauben. So ist es zumindest bei den Frauen.

Männer dagegen haben ein Haus mit vielen Räumen, in denen sie ihre jeweiligen Erinnerungen aufhängen. Das Problem sind jedoch fehlende Türen. Wenn also der Mann im seinem Kopf-Raum des FC St. Pauli ist, kann er seine Frau im Neben-Kopfraum vielleicht hören, aber die Worte erreichen ihn nicht. Und am liebsten hält er sich ohnehin im "Herrenzimmer" auf. Das ist bis auf den Sessel leer. Nichts drin, um nichts zu denken. Rein gar nichts. Männer können das. Und die Synapsen im Glasfaserkabelsystem der Frau überschlagen sich. Schroth parodiert den Wortschwall mitfühlender Freundinnen, dass es Applaus gibt, lässt sich von einer Dame im Publikum das Design ihres heimischen Badezimmers beschreiben. Letzteres dürfte ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Kabarett- und Comedy-Szene sein. Er gibt Frauen Tipps, was sie ihren Männern schenken können ("nicht das, was er braucht, sondern was er irgendwann mal brauchen könnte"). Vor allem aber ist Horst Schroth ein meisterhafter Beobachter. Ob "Elbletten", wohlhabende Hamburger Ehefrauen, Dobys, Männer über 60 mit kleinen Kindern, weil sie vor lauter Arbeit das Leben verpasst haben, oder "Pumpfe", Schroths Bezeichnung für zu füllige Menschen mit zu tief sitzenden Hüfthosen: Schroth beschreibt die verschiedenen Typen treffsicher, ohne zu verletzen. Und so sind irgendwann fast alle Fragen beantwortet und der letzte Mann von seiner aufmerksam jeden Flusen findenden Frau abgefusselt.

(bes)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort