Dinslaken Ein Bauernhof mitten in der Stadt

Dinslaken · Seit 1877 steht der Hof der Familie Vahnenbruck an der gleichen Stelle. Die Stadt ist drumherum gewachsen. Mittlerweile bewirtschaftet die Familie den Betrieb in der vierten Generation - und die fünfte wird folgen.

Dinslaken: Ein Bauernhof mitten in der Stadt
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Seine Familiengeschichte kann Landwirt Heinrich Vahnenbruck sehr gut nachvollziehen. Auch weil sein Vater eine kleine, gerahmte Familienchronik geschaffen hat, die das Leben auf dem Bauernhof in der Stadt nachzeichnet. Dass es fast 140 Jahre, nachdem er den Hof gründete, noch immer so viel Betrieb hier geben würde, hätte sich Johannes Franz Vahnenbruck wohl kaum vorstellen können, als er 1877 den heimischen "Bremerhof" verließ und an der heutigen Konrad-Adenauer-Straße seinen eigenen Bauernhof aufbaute. "Der Bremerhof lag in der Nähe des heutigen ND-Jugendzentrums", erzählt Heinrich Vahnenbruck. Den Betrieb dort gab es wohl schon seit dem frühen 15. Jahrhundert.

Heinrich Vahnenbruck und seine Ehefrau Jutta sind nun bereits die vierte Familiengeneration, die den Hofbetrieb in der Stadt führt. Die hat sich natürlich in den vergangenen 140 Jahren ziemlich verändert. Mit dem Kastanienbaum, der die Hofeinfahrt ziert, ist allerdings noch ein Zeitzeuge der Gründung des Hofes erhalten.

"Für uns ist das der schönste Baum in Dinslaken", erklärt Heinrich Vahnenbruck. Es ist auch ein Stück Grün auf dem Grund des Betriebes, der ansonsten ganz von der Stadt eingeschlossen ist. "Wir hatten schon immer sehr wenig eigene Fläche und haben viel Land gepachtet", erklärt der Landwirt. Während sein Vater noch einen klassischen Hofbetrieb führte, hat Heinrich Vahnenbruck den Betrieb gemeinsam mit Ehefrau Jutta neu gestaltet. "Wir haben uns auf Legehennen konzentriert und die Direktvermarktung im eigenen Hofladen ausgebaut", erklärt er.

Dort kann man vor allem Eier kaufen und natürlich auch dieFrüchte der Feldarbeit. Die ist für Heinrich Vahnenbruck eigentlich das Schönste an seinem Beruf. "Man kann als Landwirt die Jahreszeiten noch voll erleben", sagt er. Aus der Natur hat er sich auch ein Motto abgeleitet, dass er in fast jeder Lebenssituation beherzigt: "Wer ernten will, der muss auch aussäen", sagt er. Und geerntet wird beim Stadtbauern natürlich auch: Kartoffeln und Gemüse wandern im Hofladen ebenso über die Theke wie die Eier der 900 Hühner, die in einem modernen Stall auf dem Hofgelände ihr Zuhause gefunden haben. Zudem kann man hier auch Schafe, Weihnachtsgänse, einige Hühner und Rinder rund um den Betrieb finden. "Wenn die Menschen hier in der Stadt spazieren gehen, dann halten sie oft an, um den Tieren zuzusehen", weiß Heinrich Vahnenbruck. Auch Schulklassen kommen gerne auf dem Bauernhof vorbei. "Denen kann man natürlich die Tierhaltung zeigen, aber vor allem das Wachstum der Pflanzen auf dem Feld", erklärt der Landwirt.

Für ihn hat der Hofbetrieb auch viel mit Tradition zu tun. Darum freut er sich auch darüber, dass mit seinem Sohn Johannes die fünfte Generation der Familie Vahnenbruck bereitsteht, um den Hof zu übernehmen. Seinen Abschluss von der landwirtschaftlichen Fachhochschule in Soest hat der Nachwuchs mittlerweile in der Tasche. Und hat die Rinder zurück auf den Bauernhof in der Stadt geholt. "Ich habe Spaß an den Tieren und wir wollen deren Fleisch ebenfalls direkt vermarkten", erklärt er. Die Anschaffung der Tiere hat aber auch einen pragmatischen Grund: "Wir haben Grünland, das wir mit großen Maschinen nicht bewirtschaften können", erklärt er. Dort können die Rinder grasen. Auch der Verkauf der Weihnachtsgänse gehört zu den Steckenpferden des Nachwuchslandwirtes. In Zukunft könnten auch noch Hühner folgen, die mehr Zeit auf der Wiese verbringen werden, als die Legehennen der Familie.

"Es gibt momentan einen Trend, dass die Menschen wieder mehr darauf achten, wo das Fleisch herkommt, das sie essen", erklärt Johannes Vahnenbruck. Und wem kann man an dieser Stelle besser vertrauen, als dem Landwirt in der Nachbarschaft? Derzeit ist man auf dem Hof allerdings eher mit den Kartoffeln beschäftigt. Die wurden geerntet und müssen nun für die Lagerung sortiert werden. Gut 70 Tonnen der Erdäpfel haben die Landwirte von ihren Feldern geholt. "Die werden jetzt sortiert und im Kühlhaus eingelagert", erklärt Heinrich Vahnenbruck.

Von dort werden sie dann später im hofeigenen Laden an die Kunden verkauft. Die Erntezeit ist die Hochsaison im Landwirtschaftsbetrieb. Langeweile kennt man hier allerdings ohnehin nicht. "Eigentlich ist auf dem Bauernhof das ganze Jahr über etwas zu tun", sagt Heinrich Vahnenbruck. An seine hofeigenen Erzeugnisse hat er dabei immer einen besonderen Anspruch: "Es muss Qualität in den Hofladen kommen und das erwarten die Kunden auch von uns", sagt der Landwirt vom Bauernhof mitten in der Stadt.

(fla)
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