Auszeichnung Dinslakener Pfennig für den Nachtwächter

Dinslaken · Der Verein für Heimatpflege Land Dinslaken zeichnet Eduard Sachtje aus. Denn der gebürtige Dinslakener hat sich als Stadtführer um die Vermittlung von Heimatgeschichte verdient gemacht.

Auszeichnung: Dinslakener Pfennig für den Nachtwächter
Foto: Martin Büttner

In Dinslakener Heimatgeschichte kennt Eduard Sachtje sich aus. Um sein Wissen auf unterhaltsame Art und Weise zu vermitteln, schlüpft er in unterschiedliche Rollen und bietet Stadtführungen an. So ist er als Nachwächter Heinrich Denkhaus unterwegs, als Julius Heinrich von Buggenhagen, Landrat des Kreises Dinslaken, oder auch als Zimmermann auf der Walz mit Namen Heinrich Schlitzohr.

Seine Führungen, die unterhaltsame Spaziergänge durch die Stadtgeschichte sind, kommen an. Nun wird dem 67-Jährigen, der in Dinslaken geboren wurde, die Hiesfelder Dorfschule besuchte und seit 1973 in Drevenack wohnt, eine besondere Ehre zuteil.

Der Verein für Heimatpflege Land Dinslaken, die Dachorganisation der hiesigen Heimatvereine, wird Eduard Sachtje mit dem Dinslakener Pfennig auszeichnen. Ihn erhalten nur Persönlichkeiten, die sich mit herausragender heimatkundlicher Arbeit in besonderem Maße um das Gemeinwohl verdient gemacht haben. Sachtje wird der zehnte Preisträger seit 1990 sein, gewürdigt werden mit dem Dinslakener Pfennig seine außerordentlichen Verdienste und sein unermüdliches Engagement bei der Präsentation, Bewahrung und Vermittlung der Heimatgeschichte des Landes Dinslaken.

 Ein Mann in drei Rollen: Eduard Sachtje als Zimmermann Heinrich Schlitzohr ...

Ein Mann in drei Rollen: Eduard Sachtje als Zimmermann Heinrich Schlitzohr ...

Foto: Büttner Martin

Eduard Sachtjes Begeisterung für Heimatgeschichte reicht bis in seine Kindheit zurück, geweckt wurde sie bereits 1959 durch seine damalige Volksschullehrerin, die mit ihren Schülern eine Fahrt durch den Kreis Dinslaken unternahm.

Damals besuchte er die dritte oder vierte Klasse und war "ganz fasziniert" von dieser Tour. Seine Vorliebe für Heimatgeschichte war geweckt und er ließ er sich den Heimatkalender 1960 für den Kreis Dinslaken zu Weihnachten schenken.

Später kaufte er sich alle weiteren dieser Kalender und erfuhr aus ihnen viel über die Geschichte seiner Heimat. Die Jahre vergingen, er wurde erwachsen, Familie und Beruf gingen vor, er beschäftigte sich mit Ahnenforschung.

 als Landrat Julius Heinrich von Buggenhagen ...

als Landrat Julius Heinrich von Buggenhagen ...

Foto: privcat

Den Anstoß für die späteren Stadtführungen erhielt Sachtje dann von seiner Frau. Er hatte sie gebeten, ihm Bücher von Hanns Dieter Hüsch aus der Bibliothek mitzubringen, weil er ein bestimmtes Zitat nachlesen wollte. Neben den Werken von Hüsch befand sich auch der Band eines anderen Autors, "Der Burgvogt von Krudenburg" des Hünxer Amtsdirektors Friedrich Sander.

Durch die Lektüre erwachte sein altes Interesse an der Geschichte seiner Heimat. "Ich holte die Heimatkalender, die sich in einem Karton im Keller befanden, wieder hervor und las in ihnen", erinnert sich Sachtje.

 und bei einer Reformationsführung zum Thema Luther

und bei einer Reformationsführung zum Thema Luther

Foto: Büttner Martin

Dadurch reifte in ihm die Idee, sein Wissen über die Geschichte Dinslakens weiterzugeben. Er fragte bei der VHS an, ob Interesse an Führungen zur Stadtgeschichte bestünde. Da die erhoffte Reaktion ausblieb aus, nahm er Kontakt zu Sankt Jakobus Reisen auf, und im Jahre 2003 machte Eduard Sachtje dann seine erste Stadtführung.

Damals mit 29 Teilnehmern, weil eine Einkehr in die Adler Apotheke (heutige Alte Apotheke) vorgesehen war, und dort gab es nur Platz für insgesamt 30 Personen. "Und ich wollte ja zusammen mit den Teilnehmern der Führung in das Lokal", wie Sachtje berichtet.

Zu den DIN-Tagen des Jahres 2006 trat er dann erstmals als Nachtwächter Heinrich Denkhaus auf. Seither trägt er dieser Rolle entsprechend ein historisches Kostüm, hat die Hellebarde in der einen und eine Laterne in der anderen Hand.

Seine Führungen entwickelten sich zu einem Renner, und auch zahlreiche Vereine wollten mit dem Nachtwächter auf Tour gehen - was dazu führte, dass inzwischen Führungen für einzelne Teilnehmer und gesonderte für Vereine angeboten wurden. Wie lange eine solche Führung dauert?

"Zwei Stunden, 18 Minuten und 13 Sekunden", sagt Sachtje, denn er hat die Zeit genau festgehalten. Los geht es am Rittertor in der Altstadt, der Spaziergang endet an der Wöllepump. Besteht die Gelegenheit, dann geht der Nachtwächter mit den Führungsteilnehmern in Museum Voswinckelshof. Dort können sie sich das Stadtmodell anschauen und so für sich nachvollziehen, wie Dinslaken sich entwickelt hat.

Als Heinrich Denkhaus, der letzte Nachtwächter Dinslakens, war Eduard Sachtje nicht ausgelastet. Er wunderte sich darüber, dass in Wesel, einer Stadt mit militärischem Bezug, kein Rundgang angeboten wird, bei der ein Offizier durch die Stadt führt und etwas über ihre Gesichte erzählt.

In Dinslaken sagte man ihm, er könne doch hier als Soldat auftreten. Doch eine solche Figur zu verkörpern, liegt Eduard Sachtje vom Typ her nicht. Doch was hatte Dinslaken alternativ? Natürlich: Julius Heinrich von Buggenhagen, seinerzeit Landrat des damaligen Kreises Dinslaken. Den konnte Sachtje verkörpern und führt seit den DIN-Tagen des Jahres 2008, gekleidet in Gehrock und mit einem Zylinder auf dem Kopf, Menschen als Landrat durch die Stadt.

Weitere zwei Jahre vergingen, zu den DIN-Tagen 2010 wurde die dritte Persönlichkeit, die Eduard Sachtje mit Leben erfüllt, erstmals Führungsteilnehmern präsentiert: Heinrich Schlitzohr, Zimmermann auf der Walz.

Jede seiner Figuren, die Sachtje verkörpert, hat ihre eigene Art und Weise, eine Führung zu präsentieren. Der Nachtwächter ist ein humorvoller Mann, Buggenhagen bemüht sich darum, schafft es aber nicht. Und bei den Führungen des Schlitzohres geht es um Redewendungen, deren Herkunft und Bedeutung.

Eduard Sachtje spult bei seinen Rundgängen keine einmal einstudierten Texte herunter. "Es ändert sich immer etwas. Wie eine Führung wird, liegt nicht zuletzt auch an den Teilnehmern. Stellen sie eine Frage, wird es schon eine andere Führung", sagt Eduard Sachtje. Er will mit den Stadt-Führungen weitermachen, solange seine Gesundheit dies zulässt. "Als Rentner muss ich eine Beschäftigung haben und die Führungen machen mir viel Freude."

Der Dinslakener Pfennig wird Sachtje während eines Festaktes übergeben Dieser findet am Donnerstag, 11. Januar, auf Haus Wohnung an der Frankfurter Straße in Voerde statt.

(hsd)
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