Dinslaken/Altena Dinslaken erhält altes Erinnerungsbuch

Dinslaken/Altena · Archiv des Märkischen Kreises übergibt historisches Dokument des Klosters Marienkamp als Dauerleihgabe.

 Achivarin Gisela Marzin (rechts) erhält das Memorienbuch des Klosters Marienkamp aus den Händen von Dr. Christiane Todrowski vom Märkischen Kreis.

Achivarin Gisela Marzin (rechts) erhält das Memorienbuch des Klosters Marienkamp aus den Händen von Dr. Christiane Todrowski vom Märkischen Kreis.

Foto: Gargitter

Klein und unscheinbar wirkt es, nicht einmal einen kostbaren Einband hat es, eigentlich ist es gar nicht eingebunden und reichlich abgegriffen. Das darf es allerdings auch sein, denn bei diesem kleinen Büchlein handelt es sich um das sogenannte Memorienbuch des Dinslakener Klosters Marienkamp. Geschrieben im Zeitraum von 1550 bis 1770 und in den Wirren der vergangenen Jahre auf unbekannten Wegen in Altena gestrandet. Nun kehrt dieses wichtige Archivgut endlich wieder heim, Dr. Christiane Todrowski, Archivarin des Märkischen Kreises, sei Dank.

"Es ist eher ungewöhnlich, dass Archivare freiwillig ein so kostbares Stück aus der Hand geben", gesteht sie. Doch in ihren Augen gehört es nach Dinslaken, dem Ursprungsort des Memorienbuches. Ein wenig lädiert sei es, doch die Schrift sei, dank der ausgezeichneten Papierqualität nicht verblasst, so Dr. Todrowski. Als Dauerleihgabe wurde es am vergangenen Freitag im Kreisarchiv Altena an Gisela Marzin, der Stadtarchivarin von Dinslaken, übergeben. Die ist vor Freude ganz aus dem Häuschen. Für einen Laien ein recht merkwürdiges Gehabe um solch ein unscheinbares Buch. Ganze 70 Seiten hat es, in akribisch kleiner und sauberer Schrift sind in diesem "Erinnerungsbuch" verzeichnet, welchem Verstorbenen in welchem Monat mit einer Messe gedacht wurde. "Die Messen", so erklärt Kreisarchivarin Dr. Christiane Todrowski, "wurden von den Angehörigen oder noch zu eigenen Lebzeiten gestiftet, also bei den Nonnen von Kloster Marienkamp quasi bestellt." Die Frommen erhofften sich dadurch Seelenheil, die Nonnen finanzierten damit ihren Unterhalt und führten genau Protokoll, um keine Gedächtnisfeier zu vergessen.

"Es ist ein äußerst wichtiges Buch für Familienforschung", ergänzt Gisela Marzin. In den Einträgen stehe oft die ganze Familiengeschichte und so lasse sich aus einem Memorienbuch auch die Familienzugehörigkeit ableiten. Außerdem sei das exakte Todesdatum angegeben. Und genau deswegen gehöre es nach Dinslaken, pflichtete Dr. Todrowski ihr bei. "In den vergangenen zehn Jahren, die ich hier das Archiv leite, hat noch keiner das Buch einsehen wollen", so die Kreisarchivarin. Wie auch, erstens wusste niemand von diesem Fund in Altena, zweitens und ganz wichtig - kaum jemand kann die damalige Schrift lesen. Das hatte sich wohl auch der Altenaer Burgarchivar Ferdinand Schmidt (1879-1953) gedacht und eine Übersetzung angefertigt. Da Schmidt nur auf Honorarbasis arbeitete, verdiente er sich ein Zubrot als Familienforscher oder mit Transkriptionen von Archivalien.

Christiane Todrowski vermutet, dass über eine derartige Familienforschung das Buch wie schon zuvor das Buch der Marienbruderschaft von Dinslaken nach Altena gelangte. Warum sie es nicht mit der Post verschickt hat - Dr. Christiane Todrowski hält entsetzt inne. "Ein solch wertvolles Buch vertraue ich doch nicht dem Postweg an." Für die geschichtsinteressierte Dinslakener eine gute Entscheidung. Denn sie durchstreift die Burg Saal für Saal und entdeckt im Zwischengang zweier Säale doch tatsächlich ein Bild von Otto von Kleve mit seiner Frau Mechthild von Virneburg. Zumindest ist es anzunehmen, dass die Frau auf dem Bild Mechthild ist, die spätere Herrin von Dinslaken, von der es in Dinslaken keine derartige Abbildung gibt. Grund genug für die Archivarin, in den nächsten Tagen auch einmal beim Museumsleiter der Burg Altena anzuklopfen, denn viel besser würde sich das gräfliche Paar in der Burg von Dinslaken machen. Dort, wo Mechthild letztendlich auch hingehört.

(RP)
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