Voerde Die Voerder Gesamtschule im Glück

Voerde · Nach drei Monaten zieht die neue Gesamtschule eine erste Bilanz. "Es ist alles gut angelaufen", resümiert Schulleiterin Ursula Reinartz. Für die Zukunft gibt es viele Gestaltungsmöglichkeiten. Die Devise lautet: "Immer am Bedarf orientiert."

 Direktorin Ursula Reinartz mit ihrem Stellvertreter Werner Brücker

Direktorin Ursula Reinartz mit ihrem Stellvertreter Werner Brücker

Foto: Gerd Hermann

Im Eingangsbereich des Neubaus, Forum genannt, blickt sich Ursula Reinartz um. "Hier könnten noch ein paar Pflanzen rein". Viel Arbeit ist schon erledigt, aber nicht alle Pläne sind schon umgesetzt an der neuen Gesamtschule Voerde, die im August mit 175 Kindern startete - die Blumendeko ist da noch eine kleinere der verbleibenden Aufgaben. Die Schule wird nun Jahr für Jahr wachsen, das pädagogische Konzept weiter entwickelt und vor allem die Sanierung des Altbaus wird noch eine große Aufgabe. "Es ist alles gut angelaufen", resümiert Ursula Reinartz die ersten drei Monate. "Wir haben eine solide Basis, auf der man weiterarbeiten kann. Und vor allem: Es macht Spaß".

Die neue Gesamtschule will mit ihrem Konzept einen festen Platz in der Schullandschaft finden. Und da fällt besonders ein Fach in der Stundentafel auf. Wenn Voerder Gesamtschüler sagen: "Wir haben jetzt Glück", dann ist nicht etwa der Lehrer krank und es gibt unterrichtsfrei - sie meinen damit die Förderstunde "Glück", die den Schülern helfen soll, ein ausgeglichenes Leben zu führen. "Es geht darum, herauszufinden, was man selbst dazu beitragen kann, wo die eigenen Stärken liegen", erklärt Ursula Reinartz. Das Fach soll in den höheren Jahrgängen weitergeführt werden, bis zu welcher Klasse, ist noch nicht entschieden. Noten gibt es selbstverständlich nicht.

Die zweite Fremdsprache können Schüler erstmals in der 6. Klasse wählen: Niederländisch und Spanisch werden angeboten. Möglich ist, dass in den kommenden Jahren weitere Sprachen hinzukommen. "Das hängt von den Wünschen und Bedürfnissen ab", sagt die Direktorin. "Wir wollen hier ja keine fertige Schule hinsetzen". Unterrichtet wird in einem Doppelstundenmodell, Hausaufgaben sollen weitgehend in der Schule erledigt werden. Einen Schulgong gibt es übrigens nicht: Kleine Pausen sollen die Klassen je nach Arbeitsstand individuell einlegen, die große Pausen werden nur am Ende hörbar beendet - durch einen Schüler, der eine Handglocke betätigt.

Sport und Bewegung werden an der neuen Gesamtschule ebenfalls großgeschrieben, es gibt unter anderem eine Kletter AG, die zum Motto "Schule in Bewegung" passt. Auch Kultur und Kunst, erklärt der stellvertretende Schulleiter Werner Brücker, sollen sich im Unterrichtsalltag wiederfinden. Ab dem kommenden Halbjahr wird auch die Betreuung an den beiden schulfreien Nachmittagen (dienstags und freitags) mit neuen Angeboten organisiert: Sportvereine und die Musikschule beteiligen sich, weitere Aktivitäten sind in Vorbereitung.

"Wir denken schon bis zum Abitur, aber wollen die Schule jetzt noch nicht festzurren", sagt Reinartz. "Sie muss sich entwickeln". Sicher ist allerdings, dass Inklusion ein Teil des Schullebens wird. Schon jetzt besuchen Schüler mit Behinderung oder Beeinträchtigungen die Schule. Zu den 23 Lehrern zählen Sonder- und Sozialpädagogen. "Inklusion ist angekommen, wenn man das Wort nicht mehr braucht", zitiert Werner Brücker eine Kollegin. Das sei das Ziel.

Ebenso wie die Förderung von leistungsstarken Schülern, wie Reinartz betont. Für viele Eltern stelle die Gesamtschule eine Alternative zum Gymnasium dar, weil die Schüler bis zum Abitur ein Jahr länger Zeit haben. Das hätte eine Reihe von Eltern bei der Anmeldung bestätigt. Die hohe Zahl der Fünftklässler - übrigens fast ausschließlich Kinder aus Voerde - hat die Schulleitung positiv überrascht: "Das ist ein Vertrauensbeweis". Ebenso begeistert ist das Schulleitungs-Team von engagierten Eltern, die sich nicht nur fachlich interessieren, sondern auch gerne tatkräftig mit anpacken. "Die Eltern wollen, dass die Schule gut wird, und übernehmen ihren Teil der Verantwortung", lobt Brücker.

Die kommende Zeit wird für die neue Schule noch spannend - nicht nur, weil Anfang des Jahres das nächste Anmeldeverfahren vor der Tür steht: Es gebe noch viele Gestaltungsmöglichkeiten, so Reinartz, die sie nach der Devise angehen will: "Immer am Bedarf orientiert".

Über das gesamte Angebot informiert die Gesamtschule morgen ab 19 Uhr bei einer Veranstaltung im pädagogischen Zentrum. Für Samstag, 28. November, von 10 bis 14 Uhr sind Kinder und Eltern zum Tag der offenen Tür im Neubau eingeladen. Die Anmeldezeiten sind am 30. Januar (9 bis 13 Uhr) sowie vom 1. bis 3. Februar (9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

(RP)
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