Hintergrund Die Szenarien der Dinslakener Schulentwicklung

Dinslaken · In seinem Gutachten zur Dinslakener Schulentwicklung zeigt Dr. Heinfried Habeck vier mögliche Szenarien für die weiterführenden Schulen auf und listet die Vor- und Nachteile auf. Eine Zukunft für die Sekundarschule sieht er nicht, und er befürwortet auch das Aus für das Hiesfelder Gymnasium.

 2012: Hoffnungsvoller Start für die Sekundarschule. Landesschulministerin Sylvia Löhrmann kommt zur Eröffnung.

2012: Hoffnungsvoller Start für die Sekundarschule. Landesschulministerin Sylvia Löhrmann kommt zur Eröffnung.

Foto: jok

Dinslaken So wirklich überraschend kommt es nicht. Dass die Sekundarschule auf der Kippe steht, musste spätestens seit dem jüngsten Anmeldeverfahren eigentlich jedem klar sein. Jetzt hat die Stadt es auch gutachterlich bestätigt. In allen vier Szenarien, die der Schulplaner von der Technischen Universität Dortmund entwickelt hat, kommt die erst 2012 gegründete Sekundarschule, die inzwischen nach dem großen preußischen Bildungsreformer Friedrich Althoff benannt ist, nicht mehr vor. Sie soll ab dem Schuljahr 2017/2018 auslaufen. Der Gutachter schlägt die im folgenden dokumentierten vier Möglichkeiten zur Entwicklung der weiterführenden Schulen vor.

Variante 1: Der gesamte Gebäudebestand des Gustav-Heinemann-Schulzentrums (GHZ) wird zu einer neuen, zweiten sechszügigen Gesamtschule. Folgende heutige Schulen würden dann nicht mehr weiter geführt werden: Friedrich-Althoff-Sekundarschule (FAS), Realschule im GHZ, Gymnasium im GHZ. Das Otto-Hahn-Gymnasium und das Theodor-Heuss-Gymnasium wä-ren dann je vierzügig, die Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS) sechszügig. Sie würde die Gebäude Scharnhorststraße und Am Stadtbad (heutige FAS) nutzen. Das EBGS-Gebäude an der Goethestraße würde für einen anderen, neuen Zweck genutzt werden können. Die Übernahme der Gebäude der Sekundarschule durch die EBGS ist im Übrigen Bestandteil aller Varianten.

Vorteile: Es zeichnet sich Jahren bundesweit der Trend zu einem zweigliedrigen Schulsystem ab - Gymnasium plus eine Schule des gemeinsamen Lernens (zumeist als Gesamtschule organisiert). Dies würde dann für Dinslaken eine hohe Zukunftssicherheit haben: zwei Gymnasien plus zwei Gesamtschulen.

Nachteile: Die momentane starke Elternanwahl der Realschule zeigt die hohe Akzeptanz dieser Schule in Dinslaken - Elternproteste sind absehbar. Auch die Schließung eines Gymnasiums ist im Regelfall mit relativ hohen Widerständen verbunden. Politik und Verwaltung werden diese Variante nur schwer durchsetzen können.

Variante 2: Ein größerer Teil des Gebäudebestandes des GHZ wird zu einer neuen, zweiten vier- bis fünfzügigen Gesamtschule. Die Realschule in Hiesfeld würde weiter bestehen.

Vorteile: Die Ablehnungen von Anmeldungen an der Ernst-Barlach-Gesamtschule zeigen den Wunsch von vielen Eltern nach einem System des längeren gemeinsamen Lernen - dieser Wunsch wird für zu viele Eltern durch eine Sekundarschule nicht erfüllt. Insofern ist die Gründung einer zweiten Gesamtschule ein Eingehen auf den vorhandenen Elternwillen. Die Elternschaft hat weiter die Möglichkeit, die Realschule zu wählen.

Nachteile: Eine kleinere Gesamtschule hat tendenziell eine kleinere Oberstufe, dies ist einer stadtfernen Lage von Nachteil, da Kooperationen nur schwer möglich sind.

Variante 3: Die Realschule im GHZ nutzt den Gebäudebestand der auslaufenden Hauptschule im GHZ und des auslaufenden Gymnasiums im GHZ mit. Die Ernst-Barlach-Gesamtschule wird auf eine achtzügige Gesamtschule erweitert.

Vorteile: Die Eltern können weiter eine Realschule wählen. Die Ernst-Barlach-Gesamtschule, bei den Erziehungsberechtigten eine anerkannte Schule, wird erweitert, so wird das mögliche Risiko einer Ablehnung "des Neuen" vermieden.

Nachteile: Eine größere Gesamtschule kann sich dem kritischen Punkt "zu groß" mit unerwünschten Folgen von Vermassung nähern. Es bleibt das "Restrisiko", dass eine Achtzügigkeit der EBGS nicht ausreicht.

Variante 4: Realschule und Gymnasium im GHZ bleiben. Die Ernst-Barlach-Gesamtschule wird achtzügig.

Vorteile: Die, die auch bei Variante drei gelten. Zudem wird die von vielen Erziehungsberechtigten abgelehnte Schließung eines Gymnasiums vermieden.

Nachteile: Bei dieser "kleinen" Lösung bleiben die Zügigkeit bzw. der Bestand der Gymnasien für die Zukunft ungeklärt. Die Oberstufe einer zweizügigen Schule in Hiesfeld ohne günstige Anbindung an andere Oberstufen erlaube den Schülerinnen und Schülern nur eine sehr eingeschränkte Wahl an Oberstufenkursen.

Der Gutachter schlägt Variante 3 vor, betont allerdings auch, dass die Entscheidung bei der Dinslakener Politik liegt.

(RP)
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