Unsere Woche Die sieben mageren Jahre haben frühzeitig begonnen

Dinslaken · Warum für Dinslakens Bürgermeister die guten Jahre offenbar vorbei sind und was die Dinslakener in diesen Zeiten von Michael Heidinger erwarten dürfen.

Tja, offenbar ist auch auf die biblischen Geschichten kein Verlass mehr. Jedenfalls nicht im von Bürgermeister Dr. Michael Heidinger angeführten Dinslaken. Von wegen sieben fette Jahre, sieben magere Jahre. 2009 ist der Bürgermeister erstmals ins Amt gewählt worden und nach einigen Startschwierigkeiten schien's, als sei er tatsächlich vom Glück begünstigt. Er konnte bei Spatenstichen glänzen, hat ein Einkaufszentrum eröffnet, die Innenstadt hat sich sichtbar positiv entwickelt, die Ruhrtriennale hat auf dem alten Zechengelände viel beachtet Premiere gefeiert, das Archiv hat endlich eine neue Bleibe, ein millionenschweres Schulbauprogramm ist auf den Weg gebracht. Aber jetzt? Sieben Jahre sind noch gar nicht um, und es knirscht und rumpelt in Dinslaken an allen Ecken und Enden. In der übernächsten Woche wird der Erweiterungsbau der Friedrich-Althoff-Sekundarschule eröffnet, in deren Zukunft über sieben Millionen Euro investiert worden sind. Kritiker haben von Anfang an prophezeit, dass das Geld in ein Experiment mit mehr als ungewissem Ausgang fließt. Sie haben Recht behalten. Der Schule mangelt's an Schülern. Das ist bitter. Dass die Verwaltung ihr Heil darin suchen wollte, die Aufnahmekapazität der Realschule zu deckeln, aber jetzt, wo Widerstand aus Politik und Elternschaft laut wird, darauf verweist, dass das eine Idee der Bezirksregierung war, macht das Ganze auch nicht besser. So lassen sich Probleme kaum lösen. Und das ist nur ein Problem. Irgendwie ist nicht so recht erkennbar, dass die Stadtspitze die Dinge noch im Griff hat. Das fängt mit der immer angespannteren Finanzlage der Stadt an und hört damit, wie sich das Rathaus von der Schließung der Kathrin-Türks-Halle hat überraschen lassen, um dann in hektische Aktivitäten zu verfallen, noch lange nicht auf. Mehr und mehr drängt sich der Eindruck auf, als sei dem Stadtschiff der Kompass abhanden gekommen und der Steuermann habe das Ruder aus der Hand gegeben.

Noch'n Beispiel gefällig?

Lange ist drüber geredet worden, ob das Technische Rathaus in der angemieteten ehemaligen Diskothek Glaspalast bleiben soll oder ob ein Neubau in städtischer Regie sinnvoller wäre. Jetzt auf einmal soll alles ganz schnell gehen. Das Rathaus setzt die vorzeitige Verlängerung des Mietvertrags als die, weil mit einer deutlichen Reduzierung des Mietzinses verbundenen, kostengünstigste Lösung auf die politische Tagesordnung, kann aber der Politik nichts Handfestes bieten. Selbst, wenn es gelingt, das bis zur Sitzung des zuständigen Ausschusses am Dienstag nachzuholen, lässt sich jetzt schon absehen, dass sich die Politik weigern wird, unter einem derartigen Zeitdruck Beschlüsse zu fassen. Was für ein Tohuwabohu. Ein klare Linie sieht jedenfalls anders aus.

Selbst wenn Dinslakens Bürgermeister sich - siehe oben - darauf verlassen haben sollte, dass die guten Jahre noch andauern, sollte er sich schnellstens klar machen, dass Führungsqualität sich erst in den schlechten Jahren erweist. Die haben begonnen. An Michael Heidinger wäre es jetzt, sich zu beweisen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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