Unsere Woche Die Polizei - Freund, Helfer und Ordnungsmacht

Dinslaken · Warum das Sicherheitsempfinden der Bürger höchst subjektiv ist und warum es gut ist, die Frage zu stellen, wer dafür verantwortlich ist, dass die Polizei in der Lage ist, ihre Arbeit zu tun.

Auf glattem Eis kann man mächtig viel Spaß haben. Darauf hoffen beispielsweise die Organisatoren des Dinslakener Wintermärchens, die die Altstadt dann unter anderem mit spannenden Wettbewerben im Eisstockschießen beleben wollen. Gemeinhin allerdings wird's auf glattem Eis eher gefährlich. Weshalb die Klügeren unter uns Zeitgenossen eher dreimal überlegen, bevor sie sich drauf begeben. So gesehen, hätten die, die die Umstrukturierung der Voerder Polizeiwache ersonnen haben, vielleicht auch einmal mehr überlegen sollen. Sicher, was der Leitende Polizeidirektor Ulf Schmidt zu Beginn der Woche an Argumenten für die nächtliche Schließung der Wache ins Feld geführt und mit Zahlen und Fakten untermauert hat, hat durchaus Hand und Fuß. Doch in der Sicherheitsdebatte kommt man - speziell in diesen aufgeregten Tagen - mit Sachargumenten nicht unbedingt sehr weit. Der, der des Nachts von Ängsten geplagt wird, lässt sich nicht mit dem Hinweis beruhigen, dass seine Furcht, statistisch betrachtet, völlig unbegründet ist. Sicherheitsgefühl ist nun einmal eine höchst subjektive Empfindung.

Das Fatale an solchen Debatten ist nur, dass Zorn und Unmut häufig die treffen, die am wenigsten Verantwortung tragen für das Geschehen. Wenn das Vertrauen abnimmt, dass die Polizei für hinreichend Sicherheit sorgt, dann liegt das zuallerletzt an den Beamten vor Ort, die unter schwierigen Bedingungen ihren Dienst tun, es liegt auch nicht an den Entscheidern in den Polizeibehörden, die allzu oft den Mangel verwalten müssen und deswegen gezwungen sind, alle Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung zu suchen, auch wenn das dem Sicherheitsempfinden der Menschen widerspricht.

Die Voerder wollen das sichere Gefühl, auch nachts einen Ansprechpartner auf der Wache zu wissen, auch wenn der statistisch gesehen, in dieser Zeit mit anderen Aufgaben betraut werden könnte. Das kann den Voerdern niemand verdenken. Das heißt aber nicht, dass sie bei der Frage nach der Verantwortung nicht genau hinschauen sollten. Die Frage ist auch schnell beantwortet. Zuständig für die Polizei in Nordrhein-Westfalen ist der Innenminister dieses Bundeslandes. Er ist verantwortlich für die Personalausstattung, und er ist genauso verantwortlich dafür, dass die Polizei mit der notwendigen Autorität zu Werke gehen kann. Polizisten sind keine Sozialarbeiter, sie sind Ordnungshüter. Das heißt dann konsequenterweise auch, dass sie mit den Mitteln und den Befugnissen ausgestattet sein müssen, die notwendig sind, alles, was Recht ist, auch tatsächlich durchzusetzen. Polizei braucht und verdient Vertrauen. Dafür zu sorgen, dass sie es auch genießt, ist vornehmste Aufgabe der Politik. Erledigt sie dieses Aufgabe nicht, stellt sie nicht nur die vielen höchst engagierten Polizistinnen und Polizisten in den Regen, sie erledigt so ganz nebenbei auch das Geschäft der Hetzer, die die Gelegenheit nutzen wollen, ihr ungenießbares politisches Süppchen zu kochen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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