Dinslaken Der Strom der Flüchtlinge reißt nicht ab

Dinslaken · Die Stadt setzt gemeinsam mit dem Caritasverband alles daran, damit die Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden. Dazu braucht es viel Geld und noch mehr Engagement aller Beteiligten.

 Architekt Heinz Vahnenbruck, Sozialpädagogin Lina Frenk, Caritasdirektor Michael van Meerbeck, Sozialdezernentin Christa Jahnke-Horstmann sowie Lothar Muschik, Geschäftsbereichsleiter Jugend und Soziales (v.l.), sahen sich gestern in dem Haus um, das in der nächsten Woche bezogen werden soll.

Architekt Heinz Vahnenbruck, Sozialpädagogin Lina Frenk, Caritasdirektor Michael van Meerbeck, Sozialdezernentin Christa Jahnke-Horstmann sowie Lothar Muschik, Geschäftsbereichsleiter Jugend und Soziales (v.l.), sahen sich gestern in dem Haus um, das in der nächsten Woche bezogen werden soll.

Foto: Martin Büttner

Als hätte es noch eines Beweises bedurft. Gestern fuhr ein Bus vor, brachte zehn neue Flüchtlinge ins Übergangsheim an der Fliehburg, gleich darauf kam ein Lkw mit Möbeln. Der Strom reißt nicht ab. "Jetzt sind wir voll", kommentiert Caritasdirektor Michael van Meerbeck die Situation. Insgesamt 455 Flüchtlinge betreut sein Verband - Stand gestern Morgen. Die meisten in der Fliehburg, 25 sind für eine Übergangszeit im Hardtfeld untergebracht, das eigentlich für Wohnungslose gedacht ist, 52 in städtischen Häusern an der Karlstraße, die auf Sicht aber auch aufgegeben werden soll. Die Raumsituation ist und bleibt angespannt. Wie viele Flüchtlinge noch untergebracht werden müssen, lässt sich kaum abschätzen. Hoffnung, dass ihre Zahl in absehbarer Zukunft spürbar sinkt, gibt es nicht.

Umso froher sind Dinslakens Sozialdezernentin Christa Jahnke-Horstmann und Lothar Muschik, Geschäftsbereichsleiter Jugend und Soziales, dass sie immer wieder Baufortschritte in der Fliehburg melden können. Das Haus 6, das sie sich gestern ansahen, kann in der nächsten Woche bezogen werden. Wieder 30 Plätze mehr. Haus 6 ist einer von vier Neubauten in der Übergangseinrichtung, die auf alten Fundamenten errichtet worden sind. Im Vier-Wochen-Rhythmus werden jetzt die weiteren Häuser bezugsfertig, wie Architekt Heinz Vahnenbruck berichtet.

Haus 6 hat übrigens eine Besonderheit. Es ist behindertengerecht gebaut. "Wir wollten auch hier gerüstet sein, wenn der Bedarf besteht", sagt die Sozialdezernentin. In der Tat, im Vergleich zu anderen Kommunen ist Dinslaken gut gerüstet, wenn es um die Unterbringung der Flüchtlinge geht. Parallel zu den Neubauten werden alte Gebäude saniert. Die Bauausführung liegt in der Regie der Caritas. Wenn alles fertig ist, wird die Fliehburg rund 750 Menschen aufnehmen können. Das kostet. Sechs Millionen Euro investiert die Stadt in die Neu- und Umbauten. Finanziell ist das angesichts der drohenden Haushaltssicherung ein Kraftakt, zumal die Stadt auch noch drei Millionen Euro im Jahr an laufenden Kosten für die Betreuung der Flüchtlinge stemmen muss - nicht eingerechnet sind da mittelbare Kosten, wie sie für Verwaltungsaufgaben oder in den Kindertagesstätten und Schulen anfallen. Und auch wenn der Bund die Stadt bei der Finanzierung weitgehend im Stich lässt, bleibt es oberstes Prinzip in Dinslaken, wie Christa Jahnke-Horstmann formuliert: "Wir werden gemeinsam mit dem Caritasverband alles daran setzen, dass die Flüchtlinge, die zu uns kommen, menschenwürdig untergebracht werden."

Eine große Entlastung wäre es schon, wenn die Beschlüsse des letzten Flüchtlingsgipfel auch greifen würden. Danach sollen Flüchtlinge aus sicheren Herkunftsländern, bei denen nicht damit zu rechnen ist, dass ihre Asylanträge bewilligt werden, bis zum Abschluss ihres Verfahrens in den zentralen Einrichtungen des Landes und des Bundes bleiben. Rund 50 Prozent der Flüchtlinge in der Fliehburg kommen aus sicheren Herkunftsländern wie Serbien, Bosnien-Herzegowina oder Mazedonien. Ob die Ankündigung des Flüchtlingsgipfels aber wirklich so umgesetzt wird, ist fraglich, hängt unter anderem davon ab, ob es gelingt, Asylverfahren zu beschleunigen.

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Foto: dpa, rwe lof

Also werden Stadt und Caritas sich weiterhin auf hohe Flüchtlingszahlen einstellen. Dass dies in Dinslaken bislang gelingt, liegt, wie Caritasdirektor Michael van Meerbeck betont, an der "reibungslosen Zusammenarbeit mit der Stadt, an dem immensem Engagement unserer Leute, die in der Fliehburg arbeiten, und dem enormen Einsatz vieler Ehrenamtlicher".

(RP)
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