Voerde Der Rhein zieht sich ins Bett zurück

Voerde · Mit Niedrigwasser steigt für große und stark beladene Schiffe auf dem Fluss die Gefahr, sich festzufahren.

 Der Rhein bei Voerde-Ork, auf Höhe des Deichkreuzes.

Der Rhein bei Voerde-Ork, auf Höhe des Deichkreuzes.

Foto: Robin Kunte

Der Dauerregen vom Wochenanfang hat wenig gebracht, der Pegel des Rheins ist weiter ausgesprochen niedrig. Gestern Früh, 5 Uhr, lag er in Ruhrort bei 2,46 Meter und in Wesel bei 1,81 Meter, wie Yvonne de Cleur vom Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein erklärte. Damit näherten sich die Pegelstände dem im Zehnjahresschritt errechneten Mittelwert für Niedrigwasser: Dieser betrug im Zeitraum 2001 bis 2010 in Ruhrort 2,38 Meter und in Wesel 1,80 Meter. Von extremen Niedrigwasser-Ereignissen der Vergangenheit ist der Rhein an beiden Messpunkten bisher noch weit entfernt. 2003 fiel der Pegel in Wesel auf 1,11 Meter. In Ruhrort lag er bei 1,74 Meter - noch dramatischer war es 1971, als der Pegel bei 1,58 Meter stand. Der Wasserstand des Rheins liegt im Durchschnitt am Pegel Ruhrort bei 4,26 Meter und in Wesel bei 3,78 Meter. Dieser ebenso über einen Zeitraum von zehn Jahren erfasste Mittelwert aller Wasserstände wird als Mittelwasser bezeichnet.

Mit Niedrigwasser steigt für große und stark beladene Schiffe auf dem Rhein die Gefahr, sich festzufahren. Für den Niederrhein gilt eine garantierte Fahrrinnen-Tiefe von 2,80 Metern. Bei folgenden Pegelständen wird in der Fahrrinne die erforderliche Wassertiefe erreicht: in Ruhrort bei 2,33 Metern, in Wesel bei 1,77 Metern. Von den Werten waren die Stände von gestern Früh nicht mehr weit entfernt: In Ruhrort waren noch 13 Zentimeter Luft, in Wesel vier.

Bei Niedrigwasser gebe es keine Einschränkungen für die Schifffahrt, die einzige gelte bei Hochwasser, dann, wenn der höchste schiffbare Wasserstand erreicht ist, so Yvonne de Cleur. In Ruhrort liegt der Wert bei 11,30 Meter, in Wesel bei 10,60 Meter. Ab dann werde die Schifffahrt eingestellt, da durch deren Wellenschlag eine Gefahr für die Deiche bestehe. Einzig die Wasserschutzpolizei dürfe auf dem Fluss dann noch verkehren.

Nach Einschätzung der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz von gestern Nachmittag sieht es so aus, dass beim Niedrigwasser im Bereich Ruhrort und Wesel heute das Tal durchschritten wird. Sollte der angekündigte Regen sich im vorhergesagten Ausmaß auf den Rhein auswirken, sei im Laufe der nächsten Woche mit einer gewissen Entspannung der Lage zu rechnen, sagte Silke Rademacher.

Auswirkungen auf Voerde hat der niedrige Wasserstand kaum. Einzig die Bauern mussten ihre Weidezäune nach unten in den Fluss verlängern, damit Rinder oder Schafe nicht über die freigewordenen Sandflächen entwischen können. "Alltäglich ist der niedrige Pegelstand zwar nicht, aber das fällt nicht so auf", sagt Deichgräf Ingo Hülser. "Bei Hochwasser bin ich deutlich unentspannter." Spannend ist vielmehr, was der Rhein freigibt: Zwischen den Uferbefestigungen bei Voerde-Ork ist der Strandanteil derzeit deutlich größer als sonst. Unzählige Muscheln liegen auf dem Sand verstreut, dazwischen angespültes Treibholz oder alte Autoreifen. Sogar ein einst untergegangenes Boot soll schon in der Nähe des Deichkreuzes an Land gegangen sein, berichtet Hülser. Bei einem Rundgang vor wenigen Tagen war davon allerdings nichts mehr zu sehen.

(RP)
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