Dinslaken Der Kampf gegen das Insektensterben

Dinslaken · Bienen, Wespen, Käfer und Motten sind das Fundament eines gesunden Ökosystems. Nur sie sterben aus. Das Thema ist in den Kommunen angekommen. Doch auch im heimischen Garten lässt sich viel gegen das Insektensterben tun.

Dinslaken: Der Kampf gegen das Insektensterben
Foto: dpa

DINSLAKEN In der letzten Dinslakener Ratssitzung war es nur einer von deutlich über 40 Tagsordnungspunkten. Und der war angesichts der aktuell drängenden Themen wie Haushalt und Bürgerbegehren auch recht zügig abgehandelt. Dabei handelte es sich, wie der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzender Ronny Schneider formulierte, "vielleicht um das wichtigste Thema" der Sitzung. Die CDU-Fraktion hatte die Verwaltung aufgefordert, Maßnahmen aufzuzeigen, wie auf kommunaler Ebene dem Insektensterben entgegengewirkt werden kann. Auch der Planungs- und Umweltausschuss des Kreises Wesel hat sich unlängst mit dem Thema beschäftigt. In vielen Städten und Gemeinden steht der Kampf gegen das Insektensterben inzwischen ebenfalls auf der Agenda. Kein Zweifel, die überlebenswichtige Bedeutung des Themas ist in den Kommunen angekommen. Dinslaken tut schon jetzt einiges zum Schutz von Bienen und anderen bestäubenden Insekten. So werden in der Stadt, wo möglich, Blühsteifen und damit Lebensräume für Insekten geschaffen. Bei einer Aufforstung an der Püttmannstraße etwa ist ein Imker einbezogen worden, der die neu entstandenen Flächen für seine Bienen nutzt. Pestizide kommen im Bereich der öffentlichen Grünflächen in Dinslaken seit mehreren Jahren nicht mehr zum Einsatz. Auch die Mahd der Flächen ist angepasst worden. Mäharbeiten an Straßen und Wegesrändern werden erst nach der Blüte und dem Aussamen der Blühpflanzen erledigt. Laut Verwaltung lassen sich noch viele weitere Möglichkeiten denken, wie die Stadt dem Insektensterben Einhalt gebieten kann. Entsprechende Vorschläge will sie der Politik demnächst unterbreiten. Auch Hobbygärtner können ihren Beitrag leisten. Wer jetzt bei steigenden Temperaturen daran geht, seinen heimischen Garten herauszuputzen, sollte immer auch daran denken, das so zu tun, dass sich die Insekten dort wohlfühlen können.

Thomas Chrobock von der Naturschutzstation Nabu Niederrhein hat einige Ratschläge: Im Prinzip könne man jede Pflanze einsetzen, die einem gefällt. Wichtig sei aber, dass diese Arten in der Umgebung des Gartens heimisch seien. Vom Schmetterlingsflieder etwa rät er eher ab. "Es ist zwar schön, wenn sich die Schmetterlinge um den stark duftenden Flieder scharen. Dieser ist allerdings ein Beispiel für eine importierte Pflanze," sagt Chrobock, "denn der Schmetterlingsflieder kommt ursprünglich aus Asien. Er nimmt den einheimischen Blumen am Niederrhein wertvolle Bestäuber weg."

Man müsse auch nicht auf besonders prächtig blühende Blumen zurückgreifen, sagt der Nabu-Fachmann. Viel wichtiger sei, dass die Blüten den Insekten reichlich Nahrung bieten. Auf gefüllte Blumen sollte man deshalb auf jeden Fall verzichten. "Sie entstehen durch Zucht. Gefüllte Blüten haben keine Staubblätter mehr, die den Insekten als Nahrungsquellen dienen." Rosen sind Beispiele für gefüllte Blüten, Gänseblümchen dagegen haben ungefüllte Blüten.

 Der wintergrüne Rainfarn ist ein wahrer Insektenmagnet. Hornklee lockt nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge an. Der wintergrüne Rainfarn ist ein wahrer Insektenmagnet. Hornklee lockt nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge an.

Der wintergrüne Rainfarn ist ein wahrer Insektenmagnet. Hornklee lockt nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge an. Der wintergrüne Rainfarn ist ein wahrer Insektenmagnet. Hornklee lockt nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge an.

Foto: DPA (2) / Archiv

Nicht nur ausgewachsene Insekten wollen sich von den Pflanzen ihres Lebensraums ernähren, sondern auch deren Larven. "Während Schmetterlinge sich vor allem vom Nektar in den Blüten ernähren, fressen ihre Raupen vorzugsweise die Blätter dieser Pflanzen", sagt Chrobock. Wer einen krabblerfreundlichen Garten haben möchte, sollte also nicht vergessen, auch passende Arten für die Larven bereitzustellen.

Auch wer keinen Garten hat, sondern nur einen Balkon, kann für Insekten aktiv werden: Auch ein Pflanzenkübel kann als dankbarer Futterplatz für Kleintiere aller Art dienen.

(RP)
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