Serie Ehrenamtliche Im Friedensdorf Der Experte fürs Zwiebelschälen

Dinslaken · Etwa 180 Kinder müssen im Friedensdorf täglich mit Essen versorgt werden. In der Küche hilft Roland Vettermann regelmäßig dabei, die Mahlzeiten für die Bewohner der Einrichtung vorzubereiten.

 Tomaten, Paprika, Schlangengurken - alles muss geschält und zerkleinert werden. Dem Hobbykoch Roland Vettermann macht die Vorbereitung der Speisen Spaß.

Tomaten, Paprika, Schlangengurken - alles muss geschält und zerkleinert werden. Dem Hobbykoch Roland Vettermann macht die Vorbereitung der Speisen Spaß.

Foto: Büttner

Dinslaken/OBerhausen Es war eine Busfahrt, die Roland Vettermann zum ersten Mal ins Friedensdorf führte. Die Stadt Oberhausen hatte für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollten, eine Rundfahrt zu verschiedenen Stationen organisiert. Das Friedensdorf International war eine davon. "Ich wollte mich im Ruhestand irgendwie engagieren und etwas sinnvolles machen", sagt Vettermann. Im Friedensdorf fand er die Menschen und vor allem die Kinder sofort besonders nett und wäre am liebsten sofort da geblieben. "Die Kinder waren für mich der ausschlaggebende Grund, hierzubleiben", berichtet der 70-Jährige. Die Kinder nahmen in an der Hand, nannten ihn "Opa" und zwei von den Kleinen folgten ihm während seinem Besuch im Friedensdorf die ganze Zeit durch die Gebäude. Als er dann noch erfuhr, dass in der Großküche der Einrichtung ehrenamtliche Helfer gebraucht wurden, war er sofort mit von der Partie. "Ich bin Hobbykoch", berichtet er. "Für mich ist alles, was mit dem Kochen zu tun hat pure Entspannung. Auch alle Vorarbeiten und der Abwasch nach dem Essen."

Perfekte Voraussetzungen, um in der Großküche einen guten Platz fürs ehrenamtliche Engagement zu finden. Die Spezialität von Roland Vettermann sind dabei die Zwiebeln. "Wenn es hier Zwiebeln zu Schälen und zu zerkleinern gibt, dann warten sie in der Küche schon immer auf mich", erzählt der 70-jährige. Aber auch alle anderen Vorarbeiten erledigt er gerne. Einen Tag in der Woche verbringt er so in der Großküche und bereitet für die Kinder das Essen vor. Wenn es mal eine Pause gibt, kommt er aber auch so gerne mit den jungen Bewohnern des Dorfes in Kontakt. "Ich konnte schon immer ganz gut mit Kindern umgehen", erzählt er.

Dabei wird im Friedensdorf International wert gelegt auf die ausgewogene Ernährung der Kinder. Die jungen Menschen, die oft über Monate in der Einrichtung sind, nehmen während ihres Aufenthaltes häufig zu und manchmal so sehr, dass ihre Eltern sie bei der Rückkehr kaum noch wiedererkennen. Dabei ist bei den Kindern oft das Bewusstsein vorhanden, dass tägliche Mahlzeiten nichts Selbstverständliches sind. Gerade neue Bewohner des Friedensdorfes stecken oft mal Nahrung ein, weil sie kaum glauben können, dass es noch am gleichen Tag oder am nächsten wieder etwas zu Essen gibt. Dieses Wertschätzen der regelmäßigen Mahlzeiten ist etwas, dass man sich, so meint Roland Vettermann, von den Kindern abschauen könne. "In der Zeit, in der so viel weggeworfen wird, täte es uns allen gut, bewusst mit Lebensmitteln umzugehen", sagt der 70-Jährige.

Überhaupt kann man, so findet er, von den Kindern im Friedensdorf viel lernen. "Sie haben absolut keine Berührungsängste und das kann man hier auch im Alltag sehen", sagt Roland Vettermann. Er selbst hat zwar keine eigenen Kinder, kam aber mit den jungen Menschen schon immer sehr gut zurecht. "Wenn ich zwischendurch mal Pausen habe, dann gehe ich auch mal raus und suche den Kontakt zu den Kindern", erzählt er. Ein paar nette Worte, etwas Aufmunterung. Doch vor allem ist er natürlich in der Küche beschäftigt und lernt auch da immer wieder etwas dazu. "Ich habe die Verarbeitung vieler Gemüsearten kennengelernt, die ich vorher noch nicht kannte oder einfach noch nie in der Hand hatte", verrät der Hobbykoch.

Für ihn ist der Höhepunkt eines jeden Arbeitstages das besondere Ritual vor dem Essen. "Die Kinder werden immer in Etappen in den Speisesaal gelassen", erzählt Roland Vettermann. Erst kommen die Kleinen, dann die Rollstuhlfahrer und dann der Rest. "Dann ist hier immer ziemlich viel Leben in der Bude." Erstmal wird dann für Ruhe unter den Kindern gesorgt. "Dann fassen sich alle Kinder an der Hand und rufen wie aus einer Kehle 'Frieden'", berichtet Roland Vettermann. "Das ist immer ein toller Moment, der bei mir immer für Gänsehaut sorgt." Einen großen Wunsch hat der ehrenamtliche Mitarbeiter des Friedensdorfes allerdings noch. Er würde gerne einmal richtig in der Küche kochen, anstatt nur die Zutaten zuzubereiten. "Vielleicht kann ich das noch mal irgendwann machen", sagt er. Vielleicht bei einem der Abende, bei dem sich die Küchenmitarbeiter treffen und unter sich Gerichte vorbereiten.

(fla)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort