Voerde/Dinslaken Der Buchhandel bleibt in Bewegung

Voerde/Dinslaken · Sabine Friemond-Kund schließt ihre "Lesezeit"-Filiale in Spellen. Der Grund sind die zu hohen Personalkosten. In Hiesfeld eröffnet in dieser Woche die "Buchstube".

 Buchhändlerin Sabine Friemond-Kund schließt ihre Filiale in Spellen, an der Bahnhofstraße in Voerde geht's weiter.

Buchhändlerin Sabine Friemond-Kund schließt ihre Filiale in Spellen, an der Bahnhofstraße in Voerde geht's weiter.

Foto: Lars Fröhlich

Spellen muss bald ohne eine eigene Buchhandlung auskommen. Ende Oktober schließt die "Lesezeit" an der Friedrich-Wilhelm-Straße, Inhaberin Sabine Friemond-Kund will sich künftig auf ihre Filiale in der Voerder Innenstadt konzentrieren. "Ich habe mich schweren Herzens zu diesem Schritt entschieden", sagt Friemond-Kund. Bewegung auf dem Buchmarkt gibt es auch in Dinslaken: In Hiesfeld eröffnet an diesem Donnerstag die "Buchstube" an der Hohlstraße.

Im Jahr 2009 hatte Friemond-Kund ihr Geschäft in Spellen eröffnet, 2013 trat sie in Voerde die Nachfolge der Buchhandlung "Daniel & Haibach" an. Ein Jahr später wagte Friemond-Kund den Ausflug nach Dinslaken, in diesem Frühjahr gab sie die "Lesezeit"-Filiale in der Altstadt aber wieder auf. Nun ist auch in Spellen bald dicht. Die Buchhändlerin begründet ihre Entscheidung mit dem hohen Personalaufwand, der in dem Voerder Ortsteil nötig gewesen wäre. "Betriebswirtschaftlich macht das einfach Sinn", so Friemond-Kund.

Die Buchbranche kämpft schon lange mit Veränderungen. "Wir waren die erste Branche, die vom Internet getroffen wurde", sagt Friemond-Kund. "Für uns ist es schon seit vielen Jahren völlig normal, einen Internet-Shop zu haben." Der wohl größte Konkurrent des stationären Buchhandels ist der amerikanische Konzern Amazon, bereits Mitte der 1990er Jahre verkaufte er online sein erstes Buch.

Dabei ist der Buchladen vor Ort längst kein Auslaufmodell. Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels wurde 2014 fast die Hälfte des Umsatzes in Deutschland durch den stationären Buchhandel erzielt. Den persönlichen Kontakt zu den Kunden hält Friemond-Kund für ihren größten Vorteil. "Wir kennen die Bücher", sagt sie. "Sind ehrlich, geben Empfehlungen, raten auch mal ab." Langsamer als Amazon und Co. ist sie auch nicht. Bestellungen sind in der Regel am nächsten Tag da. Was die eigene Branche angeht, sieht Friemond-Kund den "Tiefpunkt" erreicht. Händler müssten sich mit den veränderten Marktbedingungen arrangieren und eben die Kosten reduzieren und mit weniger Ladenfläche kalkulieren. Eine Konsequenz daraus ist das Aus für die "Lesezeit" in Spellen.

(RP)
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