Dinslaken Den Menschen in der Fremde Hilfe sein

Dinslaken · 100 Jahre gibt es den Caritasverband für die Diözese Münster. Auf seiner Jubiläumstour besuchte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann gestern die Flüchtlingsunterkunft an der Dinslakener Fliehburg.

 Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann (l.) machte gemeinsam mit Michael van Meerbeck, Domkapitular Josef Leenders (r.) und Caritas-Mitarbeitern einen Rundgang über das Gelände der Fliehburg.

Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann (l.) machte gemeinsam mit Michael van Meerbeck, Domkapitular Josef Leenders (r.) und Caritas-Mitarbeitern einen Rundgang über das Gelände der Fliehburg.

Foto: Martin Büttner

"Es gehört von jeher zu unserem christlichen Auftrag, den Menschen in der Fremde Hilfe zu sein." Für den Diözesancaritasdirektor war der Besuch gestern in der Flüchtlingsunterkunft so etwas wie die Rückkehr zu den Wurzeln seines Verbandes. Denn als dieser 1916 gegründet wurde, so berichtete Heinz-Josef Kessmann, sei das aus der Erkenntnis geschehen, dass es neue Strukturen brauche, um angesichts des Flüchtlingselends im Ersten Weltkrieg helfen zu können. Und die Flüchtlingsarbeit sei seit dem vergangenen Jahr wieder zu einer "zentralen Aufgabe" von Caritas geworden.

Mit Michael van Meerbeck, Direktor des Caritasverbandes Dinslaken-Wesel, der die Unterbringung der geflohenen Menschen in der Fliehburg und den anderen Dinslakener Unterkünften organisiert und die Menschen betreut, war sich Kessmann einig, dass dies auch in den kommenden Jahren so bleiben wird. "Nach der Unterbringung geht es jetzt darum, dabei zu helfen, dass sich die Flüchtlinge, die bleiben, integrieren können. Damit werden wir noch mindestens eine Generation lang beschäftigt sein", sagte Kessmann. Zudem will die Caritas darauf vorbereitet sein, dass wieder mehr Menschen fliehen und untergebracht werden müssen.

"Zurzeit ist die Lage zwar etwas entspannter, weil weniger Flüchtlinge kommen, doch die Lage in deren Herkunftsländern ist instabil", sagte Kessmann. Das könne jederzeit weitere Fluchtbewegungen auslösen, was schon allein daran zu erkennen sei, dass wieder mehr Menschen den gefährlichen Weg über das Mittelmeer suchten.

"Es wäre fahrlässig, sich nicht auf weitere Neuankömmlinge einzustellen", sagte der Diözesancaritasdirektor, der darauf hinwies, dass auch in den 90-er Jahren nicht viel weniger Menschen auf der Flucht gewesen seien und untergebracht werden mussten. Im vergangenen Jahr sei die Situation so schwierig geworden, weil die seinerzeit geschaffene Infrastruktur wieder abgebaut worden sei. Umso erfreuter zeigte sich Kessmann, dass in Dinslaken weiter am Ausbau der Flüchtlingsunterkünfte gearbeitet wird und die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Politik und Caritas dabei gut funktioniert, wie van Meerbeck lobend berichtete. Der Dinslakener Rat hat bekanntlich beschlossen, Platz zur Unterbringung von bis zu 1500 Menschen zu schaffen.

Der Ausbau der Unterkünfte ist auch deswegen so wichtig, wie van Meerbeck betonte, weil das die Caritas in die Lage versetzt, die drangvolle Enge, die in den Unterkünften entstanden war, aufzulösen und dadurch das Konfliktpotenzial deutlich zu entschärfen. "Unser Ziel ist es, nicht mehr als zwei Menschen auf einem Zimmer unterzubringen und für sie auch Rückzugsräume zu schaffen", sagte van Meerbeck. Entsprechende Belegungszahlen sind dann auch im Flüchtlingskonzept hinterlegt, dass die Dinslakener Politik in der nächsten Woche diskutiert.

Nach einem Rundgang über das Gelände der Fliehburg, deren "aufgelockerte Struktur" Kessmann lobte und einem gemeinsamen Frühstück mit den Mitarbeitern, ging es dann für die Delegation aus Münster weiter nach Wesel, wo van Meerbeck darüber informierte, welche vielfältigen Angebote sein Caritasverband im Bereich von Gesundheit und Pflege macht.

(RP)
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