Dinslaken Claudia Roth macht sich für Althoff-Schule stark

Dinslaken · Die Vizebundestagspräsidentin nahm gestern am islamischen Religionsunterricht von Lamya Kaddor in der Sekundarschule teil.

 Zu den Schülerinnen und Schülern setzte sich Bundespolitikerin Claudia Roth, die am islamischen Religionsunterricht von Lamya Kaddor teilnahm.

Zu den Schülerinnen und Schülern setzte sich Bundespolitikerin Claudia Roth, die am islamischen Religionsunterricht von Lamya Kaddor teilnahm.

Foto: M. Büttner

Prominenten Besuch erhielt gestern die Friedrich-Althoff-Schule. Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, nahm teil am Islamkundeunterricht von Lehrerin Lamya Kaddor in einem Kurs des siebten Jahrgangs. Zudem nutzte die Bundestagsabgeordnete der Grünen die Gelegenheit, mit den Jungen und Mädchen über Glaubens- und Integrationsfragen zu sprechen. Hinterher zeigte sie sich aufrichtig begeistert von der Idee einer integrativen Schule, wie sie seit etwa vier Jahren an der Friedrich-Althoff-Schule umgesetzt und praktiziert wird. "Ich habe richtig viel gelernt", sagte Roth und lobte den modernen und humanitären Ansatz der Unterrichtsstätte, der dem grundgesetzlich verankerten Recht auf Bildung entspreche. "Diese Schule ist alles andere als eine Restschule", befand die Bundespolitikerin und konnte daher nicht verstehen, dass die noch junge Dinslakener Sekundarschule aufgrund sinkender Schülerzahlen in ihrer Existenz gefährdet ist.

"Solch einen Unterricht wie heute habe ich bislang noch nicht erlebt. Das ist islamischer Religionsunterricht, in dem auch ein Christ etwas lernen kann", sagte Roth. Sie war nach Dinslaken gekommen, um einmal zu erleben, wie Lamya Kaddor unterrichtet. Denn Claudia Roth kennt die islamische Religionspädagogin, anerkannte Islamwissenschaftlerin und Autorin aus Talkshows sowie von Veranstaltungen her und bewundert ihr Engagement. Kaddor hatte im Unterricht das Vaterunser und die erste Sure aus dem Koran behandelt.

Die Stadt und die Landesregierung müssten stolz darauf sein, dass es in Dinslaken solch einen Unterricht gebe und für dieses vorbildhafte Model werben, meinte die Grünen-Politikerin. In Dinslaken sei man mit dieser Form des Islamunterrichts weiter als in großen Teilen der Bundesrepublik, berichtete sie. Eine solche Schule in Frage zu stellen, sei unverantwortlich, denn ein so beispielhaftes Projekt brauche Zeit, Sicherheit und Vertrauen. Die Friedrich-Althoff-Schule müsse die Chance haben, sich zu entwickeln, doch dafür reichten vier Jahre nicht aus. "Der Islam gehört zu Deutschland", stellte Claudia Roth fest. Daher sieht sie es als notwendig an, dass islamische Religion im Schulunterricht angeboten wird. Es gelte, das Verbindende zu betonen, nicht das Trennende.

Schulleiter Silvio Husung zeigte sich enttäuscht über die mangelnde Unterstützung von Seiten der Kommune und der hiesigen Politik. Diese hätten die Realschule in Hiesfeld gestärkt und damit die Sekundarschule geschwächt. "Seien wir ehrlich, unsere Kinder hätten an der Realschule keine Chance und wären die Bildungsverlierer", so Husung.

Claudia Roth sagte zu, in Berlin über ihren Besuch in Dinslaken und die positiven Eindrücke, die sie von der Friedrich-Althoff-Schule gewonnen hat, zu berichten. Zudem will sie das Gespräch mit den hiesigen Bundestagsabgeordneten suchen und mit ihnen die Problematik erörtern. Auch Landesschulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will sie ansprechen und bitten, sich von der guten Arbeit, die in der Friedrich-Althoff-Schule geleistet wird, bei einem Besuch zu überzeugen. Roth sagte zu, die Sekundarschule gerne erneut zu besuchen.

(RP)
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