Dinslaken Christa Kittner nach 46 Jahren "rausgeworfen"

Dinslaken · Die Erzieherin verabschiedet sich nach mehr als vier Jahrzehnten im Alette-Meyer-Kindergarten in den verdienten Ruhestand.

 Sie werden sich gegenseitig vermissen: die Kinder des Alette-Meyer-Kindergartens und Christa Kittner.

Sie werden sich gegenseitig vermissen: die Kinder des Alette-Meyer-Kindergartens und Christa Kittner.

Foto: Martin Büttner

Wenn die Maxi-Kinder des Alette-Meyer-Kindergartens im Evangelischen Gemeindehaus sich verabschieden, weil sie nach den Ferien zur Schule wechseln, werden sie an ihrem letzten Tag symbolisch von den jüngeren Kindergartenkindern in hohem Bogen auf eine Matte nach draußen geworfen. So war es auch in diesem Sommer, mit der Ausnahme, dass in diesem Jahr auch eine Erzieherin ihren persönlichen "Rauswurf" bekam: Es war Christa Kittner, die sich nach 46 Jahren an der Duisburger Straße in den verdienten Ruhestand verabschiedete.

Ein ganzes Berufsleben über mehr als vier Jahrzehnte in ein und demselben Kindergarten zu verbringen, ist eine Seltenheit. Die 63-Jährige kann sich noch genau an ihren ersten Arbeitstag am 1. April 1969 erinnern, als mit jungen 17 Jahren ganz aufgeregt und mit Herzklopfen und einem mulmigen Gefühl im Bauch eine Ära begann und noch eine Schürze getragen werden musste. "Ich wurde aber sehr nett, liebevoll und entgegenkommend aufgenommen, so dass mir die Angst schnell genommen wurde", erzählt die Erzieherin, die nur nach der Geburt ihrer Tochter Anne 1980 ein halbes Jahr pausierte und nie an einen Ortswechsel dachte: "Ich bin kein Mensch für große Veränderungen. Wenn ich mich einmal heimisch fühle, dann bleibe ich auch da."

Heimisch fühlte sich Christa Kittner, die in Niedersachen geboren wurde und mit fünf Jahren nach Dinslaken kam, im Alette-Meyer-Kindergarten allemal. In 46 Jahren verbrachte sie schließlich auch einen Großteil ihres Lebens in dem Gebäude, das sich direkt auf der anderen Straßenseite ihrer Wohnung befindet. "Der Kindergarten hatte immer ein gewisses Flair, so dass ich mir wie in einem zweiten Zuhause vorkam. Deshalb habe ich auch angeboten, dass ich gerne aushelfe, wenn Not am Mann oder an der Frau sein sollte", sagt die 63-Jährige, die sich jetzt aber auch auf den gemeinsamen Ruhestand mit Ehemann Karl-Heinz freut und mit ihm Reisen und Fahrradtouren unternehmen möchte: "Wenn man jeden Tag zusammen nach Lust und Laune selbst gestalten kann und sich dabei Freiräume lässt, ist das auch schön. Aber natürlich werde ich die Kinder und das ganze Miteinander vermissen."

Zum Abschied gab es nicht nur den obligatorischen "Rauswurf", ein gemeinsames Frühstück, einen Gottesdienst, ein Flötenkonzert und eine Runde Eis, sondern von den Kollegen auch einen neuen Kettenanhänger für den Dinslaken-Ring. "Du hast die vielen Talente, die Gott dir in die Wiege gelegt hat, in besonderer Weise zum Blühen gebracht", meinte Pfarrer Ronny Schneider in seiner Rede, in der es im letzten Satz hieß: "Der Glaubensbaum, den wir heute als Eltern und Erzieherinnen pflanzen, wird den Kindern von morgen Schatten spenden." Da passte es ungemein, dass Christa Kittner an ihrem letzten Tag zum Abschied gemeinsam mit den Kindern im Garten einen Fächerahorn pflanzte.

(gaa)
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