Voerde/Hünxe/Wesel CDU bejubelt neue Landtagsabgeordnete

Voerde/Hünxe/Wesel · Charlotte Quik (CDU) zieht als Direktkandidatin in den Landtag ein +++ Die Christdemokraten liegen bei den Zweitstimmen nahezu gleichauf mit der SPD +++ Verlierer des Abends: der amtierende Abgeordnete Norbert Meesters.

 Charlotte Quik und Vorgängerkandidat Norbert Neß (2 v. l.) im Kreis der CDU.

Charlotte Quik und Vorgängerkandidat Norbert Neß (2 v. l.) im Kreis der CDU.

Foto: Jana Bauch

Der Wahlsonntag war gestern ein wahrer Feiertag für die CDU in Wesel. Mit der 34-jährigen Landtagskandidatin Charlotte Quik aus Hamminkeln-Brünen an der Spitze haben die Christdemokraten bei der Landtagswahl mit 33,1 Prozent der Zweitstimmen in einem tendenziell eher roten Wahlkreis wieder fast aufgeschlossen. Die SPD kam auf 34 Prozent. Für die Partei punkten konnte Quik besonders in ländlichen Gemeinden - in ihrer Heimat Hamminkeln legte sie bei den Erststimmen im Vergleich zur Wahl 2012 um 6,5 Prozent zu. Selbst im traditionell roten Wesel lag sie mit Norbert Meesters (SPD) nahezu gleichauf.

 Enttäuschung pur: Ulrich Lütke (Grüne)

Enttäuschung pur: Ulrich Lütke (Grüne)

Foto: Jana Bauch

Am Ende wurde der Amtsinhaber im Wahlkreis abgewählt. Mit 39,4:36,9 Prozent schlug Quik Meesters klar. 30.058 Wähler gaben ihr ihre Erststimme, Meesters holte 30.029. Der Landestrend half zweifellos mit. Er zeigte sich auch bei den weiteren Ergebnissen: schwaches Abschneiden der Grünen, beachtlicher Zuwachs für die Liberalen, Verluste für die Linken, Gewinne für die AfD und ein erwartetes Debakel für die Piraten.

In Voerde holte Meesters 42,3 Prozent der Wählerstimmen. Bei der letzten Landtagswahl hatte er hier noch 52,5 Prozent eingefahren. Charlotte Quik, die die CDU diesmal als frische Kandidatin ins Rennen geschickt hatte, wurde für ihren sehr ambitionierten, themenorientierten Wahlkampf belohnt. Sie kam auf 29,7 Prozent. Eine deutliche Verbesserung zu 2012. Norbert Neß musste sich damals mit 23,7 Prozent zufrieden geben.

Ein ähnliches Bild in Hünxe: Norbert Meesters sackte hier auf 38,6 Prozent ab. 2012 hatte er noch 47,9 Prozent der Wählerstimmen erreicht. Charlotte Quik sattelte auf das Erststimmen-Ergebnis von 2012 ordentlich drauf. Sie holte 37,4 Prozent der Wählerstimmen.

Er habe schon in den vergangenen Tagen gespürt, dass der Machtwechsel möglich sei, sagt der Hünxer CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Wefelnberg. "Wir sind natürlich überglücklich, dass wir in Hünxe mit Charlotte Quik jetzt einen direkten Ansprechpartner im Landtag haben", sagt er. Dass in der Gemeinde selbst die SPD sowohl bei Erst- als auch Zweitstimmen knapp vorne lag - Wefelnberg wird es verkraften können. "NRW braucht eine andere Politik. Und das wird es nun bekommen", sagt er.

Mit großer Spannung war das Abschneiden der Liberalen erwartet worden. Umfragen sahen die FDP landesweit bei 13,5 Prozent. Der Lindner-Effekt schlug auch im Wahlkreis Wesel III zu Buche. Helen Carina Fuchs verbesserte das Erstimmen-Ergebnis der FDP deutlich: Sie holte satte Prozent (2012: 4,2). In Voerde konnte sie das Erststimmenergebnis auf 8,6 Prozent deutlich erhöhen, bei den Zweitstimmen ging es sogar auf 10,8 Prozent hoch (2012: 9 Prozent).

In Hünxe holte Fuchs sogar 9,1 Prozent der Erststimmen, ebenfalls ein deutlicher Zugewinn. Bei den Zweitstimmen zog die FDP sogar auf unglaubliche 13,4 Prozent an (2012: 9,5 Prozent).

Die Grünen mussten - wie erwartet - kräftig Federn lassen. Sie habe mit dem desolaten Ergebnis ihrer Partei gerechnet, sagt Heike Kohlhase, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Hünxe. "In der Gemeinde sind wir auch noch unter dem Landesschnitt geblieben", sagt sie. "Da gibt es nichts drumherum zu reden." Trotzdem sei sie der Meinung, dass es eher Landes- als Kommunalthemen waren, die die Wahl entschieden haben. "Wir wurden mit heruntergezogen", sagt Kohlhase. Für die Bundestagswahl müssten die Grünen nun wieder stärker Themen wie Bildung und Umwelt besetzen.

Meesters fand als erster der beiden den Weg ins Kreishaus, wirkte angespannt, blieb aber noch voller Hoffnung. Quik kam gegen 20 Uhr mit großem Tross und mehr Optimismus, mochte sich aber noch nicht als Siegerin fühlen. Auch wenn sie zeitweise schon 2600 Stimmen Vorsprung hatte, sparte sie sich den Jubel lange auf. Denn es fehlten noch etliche Ergebnisse aus städtisch geprägten Weseler Stimmbezirken.

Um 21.10 Uhr war es dann so weit: Nach 165 der 166 Bezirke war keine Wende mehr zugunsten von Meesters zu erwarten. Charlotte Quik ließ sich feiern und nahm vom Anhang den obligatorischen Blumenstrauß in Empfang. "Das ist nicht nur mein Sieg, das ist unser Sieg", sagte die künftige Abgeordnete. "Entscheidend war sicher, dass es sich um einen Wackelkreis handelt, der Rückenwind aus Düsseldorf gebraucht hat", sagte sie mit Blick auf den Landestrend. Norbert Meesters hatte zu dem Zeitpunkt noch tapfer im Kreishaus ausgeharrt, um Quik zu gratulieren. Trost spendeten ihm dann Wesels stellvertretenden Bürgermeisterin Birgit Nuyken und die nun scheidende Landtagsabgeordnete Marie-Luise Fasse (beide CDU).

"Das ist ein trauriges Ergebnis für mich und die SPD in Nordrhein-Westfalen. Wir haben getan, was wir konnten. Ich habe manchen Fördereuro in den Wahlkreis geholt", sagte Meesters, der sich seine Niederlage im Moment noch nicht erklären konnte. Der 59-Jährige ließ offen, wie es für ihn persönlich weitergeht.

Zufrieden zeigte sich Helen Carina Fuchs (FDP) mit dem Abschneiden ihrer Partei. Enttäuscht äußerte sich Ulrich Lütke, der für die Grünen auf Fang gegangen war. "Ein Hammer", sagte er und sah vor allem die Bildungsdiskussion als Grund.

"Alle haben dabei mit am runden Tisch gesessen, aber die Quittung kriegen die Grünen. Und was gar nicht geht, dass sind die Stimmen für die AfD." Kreiswahlleiter Dr. Lars Rentmeister freute sich über eine gute Wahlbeteiligung.

(RP)
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