Dinslaken/Voerde Caritas von Landesregierung enttäuscht

Dinslaken/Voerde · Die beiden Notunterkünfte für Flüchtlinge im Dinslakener Hardtfeld und im Voerder Gewerbegebiet Grenzstraße werden geschlossen. Wohlfahrtsverband kritisiert unpartnerschaftlichen Umgang und die Zahlungsmoral des Landes.

Dinslaken/Voerde: Caritas von Landesregierung enttäuscht
Foto: Büttner Martin

Es bleibt beim Stichtag 30. September. Zu diesem Datum laufen die Landesflüchtlingsunterkünfte in Dinslaken (Hardtfeld) und Voerde (ehemaliger Praktiker-Baumarkt im Gewerbegebiet Grenzstraße) aus. Beide Einrichtungen mit annähernd 600 Plätzen werden vom Caritasverband Dinslaken betrieben, der auch für die Betreuung der dort untergebrachten Flüchtlinge zuständig ist. Für etwa 50 Mitarbeiter, die für Tätigkeiten in den Notunterkünften eingestellt wurden, heißt dies, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn nicht andere Beschäftigungsmöglichkeiten für sie gefunden werden. Caritasdirektor Michael van Meerbeck ist enttäuscht vom Land, dem er "unpartnerschaftliches Verhalten" vorwirft. Die Solidarität, die dem Land in den Kommunen in der Flüchtlingskrise entgegengebracht worden sei, sei in keiner Form erwidert worden.

Bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres hat van Meerbeck den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger angeschrieben und auf die Problematik aufmerksam gemacht. Er gab zu bedenken, ob es nicht ratsam sei, bestehende und gut funktionierende Hilfsstrukturen und Einrichtungen, wie die in Dinslaken und Voerde, weiterzuführen. Stattdessen habe das Land parallel, ohne vorher Rücksprache mit den Kommunen und den Trägern darüber zu nehmen, was erhaltenswert sei, eigene, neue Strukturen - wie die Landeseinrichtungen in Kamp-Lintfort und Rees - geschaffen, nur um sich mit niemandem abstimmen zu müssen. "So geht man nicht mit Kooperationspartnern und auch nicht mit den Menschen um", kritisiert van Meerbeck die Landesregierung in Düsseldorf.

 Die Notunterkunft im Hardtfeld. Diese Landeseinrichtung wird zum 30. September geschlossen.

Die Notunterkunft im Hardtfeld. Diese Landeseinrichtung wird zum 30. September geschlossen.

Foto: Martin Büttner

Er erhielt auf sein Schreiben im Januar eine Eingangsmitteilung und vor etwa drei Wochen die telefonische Aussage, dass die Angelegenheit geprüft werde. Bei der Stadt Dinslaken ging erst kürzlich der Bescheid des Landes über die Schließung der Einrichtung im Hardtfeld ein. Die Stadt Voerde erhielt bereits im Juni die Verfügung, dass das Mietverhältnis über die Einrichtung an der Grenzstraße zum 31. Oktober aufgegeben wird, die Nutzung endet bereit einen Monat früher, zum 30. September, wie Voerdes Beigeordneter Wilfried Limke sagte. Die Stadt Voerde benötigt die Immobilie nicht zur Unterbringung von Flüchtlingen. Wenn die Flüchtlinge die Einrichtung an der Grenzstraße verlassen haben, wird diese - soweit erforderlich - in den Ursprungszustand zurückgebaut und an den Eigentümer zurückgegeben.

Die Gebäude der Erstaufnahmeeinrichtung im Hardtfeld gehören der Stadt Dinslaken. Ein Teil der Räumlichkeiten soll genutzt werden, um Flüchtlingen, die der Kommune bereits zugewiesen sind, dort unterzubringen und ihnen etwas mehr Raum zu bieten. Dies im Einvernehmen mit den Betroffenen und der Caritas, erklärte Stadtpressesprecher Horst Dickhäuser. Gedacht ist beispielsweise an Familien. Zudem könne niemand abschätzen, wie sich die Flüchtlingszahlen weiter entwickeln würden. Möglicherweise sei mit einem Zustrom geflüchteter Kurden zu rechnen. Deshalb will die Kommune, so Dickhäuser weiter, die frei werdenden Räume als Puffer nutzen, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

Auch wenn von vornherein klar war, dass die Verträge über den Betrieb der beiden Notunterkünfte in Dinslaken und Voerde befristet sind, hätte van Meerbeck sich von Seiten des Landes einen anderen Umgang miteinander und eine andere Form der Kommunikation gewünscht. Zudem kritisiert er das Land für seine lasche Zahlungsmoral. Besonders schlimm sei dies in Voerde. Dort könne die finanzielle klamme Kommune nicht in Vorleistung gehen, also strecke die Caritas das Geld für den Betrieb der Notunterkunft vor. Das Land lasse sich mit der Erstattung viel Zeit. Nach den Worten von van Meerbeck kommen da schon 700.000 Euro zusammen, auf die die Caritas wartet. "Für die Leistung, die wir erbringen, werden wir schlecht behandelt", stellt der Caritasdirektor enttäuscht und verärgert fest.

Vom Land Nordrhein-Westfalen erwartet er , dass es sich in geeigneter Form meldet und auch an die von der Schließung betroffenen Mitarbeiter denkt. Die Caritas sei bemüht, so van Meerbeck weiter, Lösungen zu finden, werde dabei allerdings von der Landesregierung allein gelassen.

(RP)
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