Dinslaken Burghofbühne: Bilanz einer Spielzeit

Dinslaken · Landestheater erlebte die Saison 2015/16 zwischen Existenzangst und Erfolg.

 Szene aus der Inszenierung von Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray"

Szene aus der Inszenierung von Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray"

Foto: BHB/MB

Es war eine turbulente Spielzeit für die Burghofbühne Dinslaken, sozusagen selbst ein dramatisches Werk in vier Akten. Voll überraschenden Wendungen, existenziellen Nöten, Liebesbezeugungen und wohl auch mit einem Happy End. Gestern blickten Intendant Mirko Schombert, Dramaturgin Nadja Blank und Anna Scherer, Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters der Burghofbühne, auf die vergangenen neun Monate zurück.

Der erste Akt: Die Saison beginnt mit dem "Frühstück bei Tiffany", dem Stück, das erwartungsgemäß das meistgebuchte der Spielzeit sein wird. Die Burghofbühne kann den Trend der Vorsaison fortsetzen, erweitert die Liste ihrer Spielorte. Nach wie vor ein Dauerbrenner außerhalb von Dinslaken: "Faust".

Der zweite Akt konfrontiert die Burghofbühne mit der absehbaren Sanierung der Kathrin-Türks-Halle, ab nun ist das Ringen um Dinslaken als Premierenort ein eigener Handlungsstrang. Nach der Doppelpremiere des "Volksfeinds" in Wesel und im OHG findet man im Tribünenhaus der Trabrennbahn ein "festes Provisorium". Schombert ist froh darüber. Gerade wegen der Verankerung des Theaters in der Stadt.

Und damit ist man schon im 3. Akt, der völlig überraschend und aus heiterem Himmel die Burghofbühne durch die Sparpolitik des Kreises Wesel in ihrer Existenz bedroht sah. Es sind dramatische Wochen, aber auch Wochen, in denen das Team der Burghofbühne erlebte, wie sehr die Dinslakener hinter ihrem Theater stehen. Das zeigt sich unter anderem in einer Steigerung der Mitgliederzahlen des Fördervereins.

Als dann noch zu Beginn des 4. Akts dieses Spielzeitdramas die Stadt Dinslaken quasi als "deus ex machina" finanzielle Hilfe verspricht, hätte das Happy End schon beginnen können. Aber da verletzt sich Carlo Sohn, fällt für Monate aus. Ein Desaster in einem so kleinen Ensemble. Schombert muss selber ran, übernimmt eine Rolle in "Benefiz", Scherer tritt bei Gastspielen als "Kleines Gespenst" auf, dem meistgebuchte Stück im Kindertheater. Bei anderen Rollen springen Kollegen ein, Vorstellungen von 1984 und Marathon allerdings müssen ausfallen.

Und doch, alles in allem endet das Theaterstück Spielzeit 2015/16 glücklich. Denn die Burghofbühne geht gestärkt aus den vergangenen Monaten hervor. Sie weiß die Dinslakener hinter sich - und sie konnte ihren künstlerischen Ruf in der deutschen Theaterlandschaft verbessern. "Volksfeind"-Regisseur Moritz Peters wird von der Deutschen Bühne als einer der kommenden großen Namen gehandelt. "Supertrumpf" brachte eine Einladung zum renommiertee Westwind-Festival. Die nächste Spielzeit wird am 9. September mit "Casanova" eröffnet, für die Bühne bearbeitet von Nadja Blank und Regisseur Joachim von Burchard. Mirko Schombert inszeniert "Die Vermessung der Welt", Nadja Blank "Männerhort". Im Kindertheater steht die "Kleine Hexe" an. Doch bevor es so weit ist, dürfen sich die Kinder erst auf ihr großes Stück der aktuellen Saison freuen: Am Samstag, 4. Juni, findet ab 15.30 Uhr die Premiere von "Jim Knopf" im Tribünenhaus statt.

(bes)
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