Dinslaken Erstwähler für die Politik begeistern

Dinslaken · Die Tour "Demokratie leben" machte Station auf dem Dinslakener Neutorplatz. Hier wollte man zusammen mit dem Kinder- und Jugendparlament der Stadt Dinslaken vor allem junge Menschen ansprechen.

 Erstwählerin Alina Scholz weiß, dass Politik für viele junge Menschen kein besonders interessantes Thema ist.

Erstwählerin Alina Scholz weiß, dass Politik für viele junge Menschen kein besonders interessantes Thema ist.

Foto: Martin Büttner

Auf dem Neutorplatz macht die Tour zum Thema "Demokratie leben" der Landeszentrale für politische Bildung Station. Mit einem Bus ist man vor Ort und hat den aus dem Internet bekannten Wahl-O-Maten in analoger Form dabei. Hier können die Besucher am Stand mit Aufklebern die Fragen beantworten und dann ihre eigenen Stimmkarten direkt auswerten lassen. "Wir sind heute vor allem hier, um mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen", sagt Wilfried Klein von der Landeszentrale für politische Bildung. Natürlich möchte man besonders die jungen Erstwähler ansprechen. Auch zu diesem Zweck hat man einen besonderen Botschafter mit dabei: Leonard Freier, bekannt aus der Fernsehsendung "Der Bachelor". "Es ist wichtig, gerade die jungen Menschen anzusprechen", sagt er. Gerade für Erstwähler sei der Wahl-O-Mat eine gute Möglichkeit, in das Thema einzusteigen. Er möchte den jungen Menschen Berührungsängste mit Politik nehmen und für die Stimmabgabe werben. "Meiner Ansicht nach ist es eine Pflicht, das Wahlrecht auszuüben, damit es auch erhalten bleibt", sagt er.

 Emely Richter hat sich als Erstwählerin schon viele Gedanken zur bevorstehenden Bundestagswahl gemacht.

Emely Richter hat sich als Erstwählerin schon viele Gedanken zur bevorstehenden Bundestagswahl gemacht.

Foto: Martin Büttner

Auch das Kinder- und Jugendparlament der Stadt Dinslaken ist mit einem Stand vor Ort, aber das Interesse bei den Erstwählern hält sich erstmal in Grenzen. Viele jüngere Schüler schauen vorbei, um den Wahl-O-Maten auszuprobieren oder an der U18-Wahl in Dinslaken teilzunehmen. Und man kommt auch mit älteren Bürgern an den Ständen ins Gespräch. Die Gruppe der Erstwähler ist allerdings eher weniger vertreten. Einige finden sich allerdings doch noch ein und tun ihre Meinung zum Thema Politik und Bundestagswahl kund. Wenn es um Hoffnungen geht, wenn es um das Thema Politik geht, dann hat Erstwählerin Emely Richter eine klare Priorität. "Ich wünsche mir, dass die Politiker ehrlich sind und sich auch an die Dinge halten, die sie versprechen", sagt die 18-Jährige. Für sie sind einige Themen dabei besonders wichtig. "Das Thema Altersarmut beschäftigt mich sehr. Wir haben schon an der Schule ein Rentnerpaar gesehen, das immer nach Pfandflaschen gefragt hat", berichtet sie. Da sie selbst Erzieherin werden möchte und sich gerade im ersten Ausbildungsjahr befindet, ist auch das Thema der Entlohnung in sozialen Berufen ein Thema. "Ich denke, die Menschen, die in diesen Berufen arbeiten, werden viel zu schlecht bezahlt. Da sollte man etwas ändern." Im Vorfeld der Wahl hat sie sich mit der Politik vor Ort beschäftigt. Sie kennt die Kandidaten, die im Wahlkreis antreten, und weiß, für was diese stehen. Sie hat sich auch über die unterschiedlichen Parteien informiert. Auch die Slogans auf den Wahlplakaten kann sie halbwegs zuordnen. "Allerdings glaube ich manchmal auch, dass es zu viele sind", berichtet sie. Auch in der Schule wurde bei ihr das Thema Wahlen schon umfangreich behandelt. "Trotzdem ist man als Erstwähler manchmal etwas überfordert. Da kann der Wahl-O-Mat wirklich helfen", sagt die 18-Jährige.

Zur Wahl gehen wird auch Alina Scholz zum ersten Mal. Für sie ist das eigentlich fast eine Pflicht. "Wer eine Stimme hat, der sollte diese auch nutzen. Alles andere bedeutet, einfach das Ergebnis hinzunehmen", sagt die 20-Jährige. In Richtung der Politik hat sie einen ziemlich klaren Wunsch: "Die Politiker sollten sich mehr um die jungen Menschen kümmern. Für die gibt es kaum Themen", erklärt sie. Darin sieht sie den Hauptgrund dafür, warum sich viele junge Menschen kaum für Politik interessieren. "Wenn ich mit anderen in meinem Alter über Politik rede, dann kommt da häufig nicht all zu viel", sagt sie. Ein wichtiges Thema für sie ist Gerechtigkeit, besonders, wenn es um Bezahlung geht. "Ich bin angehende Friseurin und denke, man sollte dafür sorgen, dass Handwerk wieder mehr geschätzt wird", sagt sie. Auch sie hat sich im Vorfeld über die Programme der einzelnen Parteien informiert, hat sich das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz angesehen und sich auch sonst Gedanken zu dem Thema gemacht. Allerdings weniger zu den Kandidaten, die vor Ort antreten. "Die Politiker machen sehr wenig, um den Wahlkampf vor Ort für junge Menschen interessant zu machen. Daher wähle ich lieber nach Parteien", erklärt Alina Scholz.

 Leonard Freier, bekannt aus der TV-Sendung "Der Bachelor", war mit dem Team der Landeszentrale für politische Bildung nach Dinslaken gekommen, um Erstwähler zu motivieren, sich mit der Wahl zu beschäftigen.

Leonard Freier, bekannt aus der TV-Sendung "Der Bachelor", war mit dem Team der Landeszentrale für politische Bildung nach Dinslaken gekommen, um Erstwähler zu motivieren, sich mit der Wahl zu beschäftigen.

Foto: Martin Büttner

In Dinslaken werden alle 2257 Erstwähler demnächst Post aus dem Rathaus bekommen. Es gibt eine Karte mit Informationen zur Wahl, einen Link zum Wahl-O-Maten und einem QR-Code, der auf ein Video mit grundlegenden Informationen zum Wahlsystem in Deutschland verlinkt. "Da werden Fragen beantwortet, die wir immer mal wieder hören. Zum Beispiel zur Funktion von Erst- und Zweitstimme oder zu Überhangmandaten", erklärt Simon Bleckmann, Jugendpfleger der Stadt Dinslaken. Eventuell nicht nur für Erstwähler interessant.

(fla)
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