Reportage Am Montag Brot backen wie in alten Zeiten

Dinslaken · In der Bollwerkskate am Museum Voswinckelshof duftete es am Wochenende nach Brot und Stutenkerlen. Michael Maier und Reinhard Claves versorgten Besucher mit ofenfrischen Köstlichkeiten.

 So entstehen Stutenkerle: Konditormeister Reinhard Claves zeigt den beiden Besucherinnen, worauf es beim Formen der Teigmännchen ankommt.

So entstehen Stutenkerle: Konditormeister Reinhard Claves zeigt den beiden Besucherinnen, worauf es beim Formen der Teigmännchen ankommt.

Foto: büttner

Ein Schild neben dem Eingang des Museums Voswinckelshof verweist darauf, dass es nicht nur im Museum etwas zu sehen gibt, sondern auch in den Nebengebäuden. Zwischen Museum und Bollwerkskate findet sich eine Tür, auf der "Backwerkstatt" zu lesen ist. Im Inneren ist Konditormeister Reinhard Claves mit Rohlingen beschäftigt. Keine unliebsamen Besucher, die Teig naschen möchten, sondern vorgeformte Teighaufen, die vage an Brötchen erinnern. Das ändert Claves allerdings schnell. Die Teigklumpen rollt er in Windeseile zu Objekten, die etwas an kleine Kegel erinnern. Dann klopft er sie platt. Ein Messer, drei Schnitte und schon ist aus dem Teigklumpen ein kleiner Stutenkerl geworden. Der bekommt, wie es sich gehört, eine Pfeife unter den Arm und Sultaninen als Augen. "Die muss man tief in den Teig drücken. Der geht gleich beim Backen noch auf", erklärt der Konditormeister.

Bei der Arbeit schauen ihm Renate Schröder-Abeln und Susanne Marcic über die Schulter. "Wir haben am Museum gesehen, dass es hier heute Brot zu kaufen gibt. Das finde ich unheimlich lecker. Ich wollte beim letzten Mal, als ich hier war, schon welches bekommen, aber das war schon ausverkauft", erklärt Renate Schröder-Abeln. Ihre Begleiterin braucht nicht unbedingt einen eigenen Brotlaib. "Ich probiere was von ihrem", sagt Susanne Marcic.

 "Unsere Leidenschaft ist die alte Backkultur", sagt Bäckermeister Michael Maier. Wer seine Brote probiert hat, weiß, dass er Recht hat.

"Unsere Leidenschaft ist die alte Backkultur", sagt Bäckermeister Michael Maier. Wer seine Brote probiert hat, weiß, dass er Recht hat.

Foto: Martin Büttner

Währenddessen hat Reinhard Claves weitere Rohlinge zu langen Teigschnüren ausgerollt, die er kunstvoll miteinander zu einem Zopf verknotet. "Der Teig enthält Zutaten aus rein biologischem Anbau", erklärt der Konditormeister. Weizen-, Dinkel und Sauerteig sind hier vermischt. Dazu kommen Hefe und Salz. Die Tür der Backwerkstatt öffnet sich und Bäckermeister Michael Maier betritt den Raum. "Das ist doch ein Schifferknoten, oder?", scherzt er mit einem Blick auf die Teigzöpfe, die sein Kollege kunstvoll geformt hat. Auf Backblechen transportiert er die geformten Teigwaren in Richtung Bollwerkskate.

Im Inneren des kleinen Gebäudes neben dem Färbergarten im Park des Museums riecht es nach Rauch und Kohle. Im historischen Steinofen backen schon rund 30 Brote. Michael Maier öffnet die Ofentüre, schnappt sich einen der Laibe und klopft an dessen Unterseite. "Die brauchen noch etwas Zeit. Das kann ich hören", kommentiert der Fachmann. Michael Maier und Reinhard Claves geht es nicht darum, möglichst viele Backwaren zu verkaufen. "Unsere Leidenschaft ist die alte Backkultur", erklärt Michael Maier und zeigt auf ein metallenes Schild neben dem Backofen, auf dem genau dieser Spruch zu lesen ist. "Besonders gerne backen wir mit Kindern und zeigen ihnen dabei, wie Backwaren entstehen. Das macht auch den meisten Spaß an der ehrenamtlichen Arbeit hier", erklärt der Bäckermeister.

Kinder sind heute keine beim Backvorgang mit dabei. Dafür aber Erwachsene, die einen Blick in das Gebäude werfen. Entweder, um sich eines der Brote zu reservieren, die hier bald aus dem Ofen kommen sollen oder auch, um einfach mal zu schauen, wie das Brotbacken im historischen Ofen funktioniert. Der wird natürlich mit Holz befeuert. "Man legt eine Lage Holz ein und feuert den Ofen an", erklärt Michael Maier. Wenn der Ofen eine Betriebstemperatur von 300 bis 350 Grad erreicht hat, wandern die Brote in den Ofen. Gut eine Stunde müssen sie drin bleiben, bis sie fertig sind. In dieser Zeit sinkt die Temperatur im Inneren des steinernen Backapparates um gut 100 Grad ab. "Das Brot nimmt die Wärme schließlich auf", erklärt Michael Maier.

Dann ist es endlich soweit. Er öffnet die Ofentüre und befördert die frischgebackenen Brotlaibe aus dem Ofen auf die Auslagen, die er hier vorher aufgebaut hat. Der Duft des frischgebackenen Brotes füllt die Bollwerkskate. Die ersten Kunden stehen parat, um sich reservierte Brote abzuholen. "Lecker", schwärmt einer der Kunden nachdem er sich ein kleines Stück abgebrochen und probiert hat. Die Arbeit hat sich gelohnt.

(RP)
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