Voerde Betty und Georg - eine unerfüllte Liebe

Voerde · Ingrid Hassmann und Alfred Grimm schlüpften im Schloss Voerde in die Rollen von Betty Tendering und Georg Weerth

 Ingrid Hassmann und Alfred Grimm lasen in historischen Kostümen den Briefwechsel von Betty Tendering und Georg Weerth.

Ingrid Hassmann und Alfred Grimm lasen in historischen Kostümen den Briefwechsel von Betty Tendering und Georg Weerth.

Foto: Lars Fröhlich

Eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert begann für die Besucher am Tag des offenen Denkmals als Ingrid Hassmann und Alfred Grimm im Wasserschloss Haus Voerde den Briefwechsel zwischen Betty Tendering und Georg Weerth vortrugen. Ingrid Hassmanns schwarzes Kleid, ein opulenter Hut und ein Paar Netz-Handschuhe verwandelten sie in die gebürtige Voerderin Betty Tendering; Alfred Grimm wurde durch einen schwarzen Zylinder und festlichen Frack zum Schriftsteller Georg Weerth.

So konnte die Lesung und Zeitreise im Trausaal des Wasserschlosses beginnen. "Nun leiten Sie mich hoch zum Trauhaus?", fragte Betty Tendering verdutzt Georg Weerth. Eben zu dem Trauhaus, welches sich nicht weit entfernt von ihrem Geburtshaus, dem Haus Ahr zwischen Möllen und Götterswickerhamm, befindet. "Doch wie begründen Sie die Anwesenheit der vielen Leute?" Es handele sich doch hoffentlich nicht um ein Versprechen, welches die junge Dame an den zehn Jahre älteren Herrn binden würde. Genau diese Situation beschrieb der dramatische Briefwechsel mit viel Gefühl und Metaphorik - er liebte sie über alles, sie wies ihn immer wieder zurück.

"Lassen Sie sich entführen ins Jahr 1855", forderte nun Ingrid Hassmann nach der Einleitung das kleine Publikum auf und dieses hörte gebannt zu. Als "weiblichen Geist in klassischer Hülle" beschrieb der gebürtige Detmolder Georg Weerth voller Enthusiasmus Betty Tendering. Sie allerdings hatte andere Vorstellungen als er von der Ehe und Liebe, so schrieb sie in einem Brief: "Die Liebe ist ein Märchen - aber auch das einzige Märchen, das ich mir selbst manchmal erzähle." Trotzdem sollte er sie lieber ganz schnell bis zum Frühling vergessen. Das konnte er natürlich nicht und ihr abweisendes Verhalten imponierte ihm stattdessen immer mehr. Er kämpfte er um sie. Vergeblich. Nachdenklich, mit einem gewissen Hang zur Melancholie und doch mit großer Bestimmtheit trug Ingrid Hassmann die Briefe vor und wurde eins mit ihrer Rolle. "Mein Stolz ist so hart wie ein Diamant." Und so beendete sie den Brief mit den Worten: "Es grüßt Sie meine eigene und keines anderen Betty." Voller Kraft und Liebe strotzte dagegen Alfred Grimm als Georg Weerth, der den Kampf um sie schließlich trotzdem aufgeben musste. Ein halbes Jahr später starb er in Havanna. Und Betty Tendering? Sie heiratete vier Jahre später den Brauereibesitzer Heinrich Tigler, über den so gut wie nichts bekannt ist. Wieso sie ihren Mut, alleine zu leben, am Ende doch aufgab, bleibt bis heute ihr wohlbehütetes Geheimnis.

(RP)
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