Kolumne Neu In Der Stadtbibliothek Auf den Spuren des Autors von "Moby Dick"

Dinslaken · Herman Melville (1819-1891) gehört heute zu den bedeutendsten Vertretern der amerikanischen Literatur, der es vor allem mit seinem Walfänger-Roman "Moby Dick" zu Weltruhm brachte. Wer den Autor des "Moby Dick" kennen lernen will und neugierig ist auf andere Romane und Erzählungen Melvilles, dem kann jetzt eine farbig erzählte und gut lesbare Biographie des renommierten deutschen Amerikanisten Arno Heller empfohlen werden. Heller wendet sich bewusst an ein deutschsprachiges Lesepublikum, dem er den Schriftsteller Herman Melville mit erzählerischen Mitteln näher bringen und dabei auch die Aktualität seines literarischen Werkes neu erfahrbar machen will. Die entscheidende Zäsur im Leben Hermann Melvilles war der Bankrott seines Vaters 1832, der die Familie verarmen ließ und den jungen Herman zwang, einfachste Jobs anzunehmen und danach vier Jahre zur See zu fahren. Damit hatte er dann aber auch genügend Stoff für seine Romane und Erzählungen angesammelt - Melville wurde Schriftsteller. Doch literarischen Erfolg hatte er nur am Anfang seiner Schriftstellerlaufbahn, und je anspruchsvoller und komplexer seine Romane wurden, umso erfolgloser waren sie beim amerikanischen und englischen Lesepublikum. "Moby Dick" brachte es bis zu Melvilles Tod 1901 auf eine Auflage von gerade einmal 3000 Exemplaren! Und nach seinem Tod war Melville als Schriftsteller so gut wie vergessen.

Nur dank einer kleinen Gruppe engagierter amerikanischer Literaturwissenschaftler wurde sein Werk in den 1920er Jahren wiederentdeckt und gelangte dann rasch zu Weltruhm. Vor allem "Moby Dick" (1851 erstveröffentlicht) wurde zu einem von Jugendlichen wie Erwachsenen noch heute viel gelesenem klassischen Abenteuerroman, auch dank einer kongenialen Verfilmung John Hustons mit Gregory Peck in der Rolle des Kapitän Ahab.

Die Biographie Arno Hellers erzählt aber nicht nur sehr eindringlich die Lebensgeschichte Melvilles und informiert über die Quellen und die Entstehungsgeschichte seiner Romane, sondern sie wirbt in überzeugenden Einzelinterpretationen der Romane und Erzählungen immer auch für eine (Wieder-)Lektüre dieses unvergleichlichen amerikanischen Schriftstellers, zum Beispiel von "Redburn", "Bartleby" oder "Billy Budd" -allesamt hochspannende Geschichten in exotischer Kulisse und mit kaum ausschöpfbarem Tiefgang.

DR. RONALD SCHNEIDER

Heller, Arno: Herman Melville; Lambert Schneider: 2017.

(RP)
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