Voerde Asylbewerber: Stadt und Bürger im Dialog

Voerde · Infoveranstaltung in der Aula des Gymnasiums Voerde. Bürgermeister dankt Ehrenamtlichen für ihren Einsatz.

Voerde: Asylbewerber: Stadt und Bürger im Dialog
Foto: Heiko Kempken

Es war zuerst vor allem Bürgermeister Dirk Haarmann, der in der Aula des Gymnasiums redete. "Um eine vernünftige Grundlage für eine Diskussion zu haben, müssen Sie diese Fakten kennen", erklärte er seinen eigenen recht langen Wortbeitrag. Darin enthalten: Informationen zu Asylbewerbern in ganz Deutschland und in Voerde. Deren Zahl hat sich, im Vergleich zum Vorjahr, mehr als verdreifacht. Derzeit leben in der Stadt insgesamt 532 Flüchtlinge.

Mit der geplanten Erstaufnahmeeinrichtung des Landes im ehemaligen Praktiker-Markt im Gewerbegebiet Grenzstraße werden weitere 300 Menschen dazukommen. Bis die Notunterkunft in Betrieb geht - spätester Termin für die Fertigstellung soll, wie berichtet, der 13. November sein - und Voerde dadurch für eine gewisse Zeit keine Regelzuweisungen von Flüchtlingen erhält, werden weitere Asylbewerber kommen. Eine sichere Planungszahl gibt es nicht. "Ich sage Ihnen das, um zu zeigen, unter welchen Bedingungen in der Stadt gearbeitet wird", sagte Haarmann.

Dabei ist die Grundeinstellung der Verwaltung, dass die Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden sollen. Die Einrichtung einer Unterkunft in der Pestalozzischule soll nur eine vorübergehende Maßnahme werden. Das Umnutzen von Turnhallen oder die Errichtung von Zeltstädten wären die allerletzten Maßnahmen aus Sicht der Verwaltung. Ausdrücklich bedankte sich der Bürgermeister bei den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern in der Stadt, die viel Arbeit für die Integration der Menschen leisten. "Ohne Sie wäre Integration nicht möglich", sagte Haarmann und bekam dafür Applaus. Die kritischen Nachfragen von Seiten der Bürger hielten sich in Grenzen. Als ein Mann anmerkte, er würde von der Stadt gerne etwas zum Thema Sicherheit hören, nahm Dirk Haarmann einen möglichen unfreundlich gesinnten Ton aus der Diskussion: "Habe ich das richtig verstanden, dass Sie sich um die Sicherheit der Asylbewerber Sorgen machen?", fragte er und versicherte, dass gerade die Notunterkunft rund um die Uhr überwacht werden würde.

Auch einer Frau, die sich kritisch über Muslime - besonders junge Männer - äußerte, nahm der Bürgermeister den Wind aus den Segeln. "Ich glaube, das liegt weniger an der Religion als an mangelnder Erziehung", erklärte er von der Bühne der Aula in Richtung Zuhörerreihen und erntete auch dafür breiten Applaus. Von Seiten der Zuhörer kam die Anmerkung, man möge doch die Ansprechpartner für einzelne Themengebiete publik machen, damit man schneller Hilfe leisten könnte. Außerdem merkte eine Bürgerin an, dass es schön wäre, die direkten Nachbarn von Asylbewerbern über deren Kommen zu informieren, damit man diese freundlich willkommen heißen könne.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Am Ende zeigte sich der erste Bürger der Stadt sehr angetan von diesem Bürgerdialog. "Ich bin sehr dankbar dafür, dass Sie sich so mit diesem Thema beschäftigen und konstruktive Vorschläge gemacht haben", sagte er.

(RP)
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