Voerde Arcus Streichquintett brilliert mit Mozart und Beethoven

Voerde · Verein r(h)ein-kultur-welt lud in die Scheune des Haus Wohnung zu einem außergewöhnlichen Konzerterlebnis ein.

 Vielseitigkeit und Können mal fünf: Das Arcus Streichquintett.

Vielseitigkeit und Können mal fünf: Das Arcus Streichquintett.

Foto: Pottgießer

Eigentlich befolgte Mozart das, was "Papa" Haydn meinte. Aber dessen Ansicht, dass das Streichquartett das Nonplusultra ist, weil mit vier Stimmen alles gesagt sei, teilte er nicht. Mozart schätzte nämlich auch die zu seiner Zeit längst aus der Mode gekommenen Barockmeister vom Schlage eines J. S. Bachs. Und deshalb schrieb er, vier an der Zahl, Streichquintette. Eine Viola in der Mittelstimme mehr und gleich eine ganze Vielzahl neue Möglichkeiten, für formale und klangliche Abwechslung zu sorgen. Was an Variabilität alles in dieser Besetzung steckt, demonstrierte das Arcus Quintett aus vier Duisburger Philharmonikern und einem Düsseldorfer Symphoniker auf eindrucksvolle und makellos schöne Weise am Sonntag in einer Veranstaltung des Vereins r(h)ein-kultur-welt in der Scheune des Haus Wohnung. Eine glückliche Allianz bildeten nicht nur die Musiker, sondern auch die drei Komponisten des Abends mit ihren unterschiedlichen Ansätzen, zwei Violinen (Tonio Schibel und Birgit Schnepper), zwei Bratschen (Ralf Buchkremer und Veaceslav Romaliski) und ein Violoncello (Friedemann Pardall) zu einem harmonischen Klangkörper zu vereinen.

Der Abend begann mit Mozarts Streichquintett D-Dur KV 593, geschrieben 1790 und mit Mozart an der 1. Bratsche und Haydn im Publikum uraufgeführt, wie Tonio Schibel, der durchs Programm führte, erläuterte. Es ist ein leichtes, schwebendes Stück Musik. Ein Effekt, der nicht nur durch die Sanftheit der Violinen hervorgerufen wird. Zunächst trennt Mozart das Ensemble zwischen sacht singenden Geigen und Bratschen und einem solistisch grummelnden Cello, dann schüttelt er aus den nun durch die zweite Viola zwei Mittelstimmen ein ocker-luftiges Kissen für die hellen Violinen auf. "Ein Abglanz einer besseren Welt" soll Schubert geschwärmt haben. Der vierte Satz weist allerdings Tücken auf: Rund um die Fuge, Mozarts Reflexion seiner barocken Studien, zittert, springt, huscht und schwebt es auf und nieder, wie man es eher von einem gespenstischen Scherzo erwarten würde.

"Scherzo": Das war für Beethoven zehn Jahre später das Stichwort für sein Streichquintett. Auch er baut in den letzten Satz eine Fuge ein - aber wie anders ist die Klangfarbe seines Werkes in C-Dur. Bei Beethoven liegt der Schwerpunkt in den Mittelstimmen, alles ist dunkler, schwerer, tiefer. Das melodische Violinenthema des Adagio molto espressivo gewinnt durch die typischen Beethoven-Rhythmen in den anderen Stimmen an Fahrt, das Scherzo klingt, als würde eine dörfliche Tanzgesellschaft vom drohenden Gewitter überrascht.

Nach der Pause, die die Zuschauer wie immer nicht nur für Getränke in der Vorburg, sondern auch einen Spaziergang durch den Schlossgarten nutzten, war es dunkel geworden: Zeit für etwas Mendelssohn. Der schrieb das Streichquintett Nr. 2 B-Dur für den ersten Geiger seines Gewandhausorchesters Ferdinand David.

Und weiß damit das Publikum wieder zu verblüffen. Denn nun glaubt man ein Konzert für Solovioline und Orchester zu hören. Das ganze verpackt in Musik, die mal tänzerisch mediterran, mal romantisch melancholisch, trauernd und aufgewühlt ist, bis sie sich von einem sanftem Dur trösten lässt. Noch einmal Gas geben, allegro molto vivace.

Aber das kann es doch noch nicht gewesen sein, so delikat ist der Ton der Musiker, so aus einem Guss wirkt ihr Zusammenspiel. Natürlich hat das Arcus Quintett eine Zugabe parat: Boccherini sei der Vater des Streichquintetts, verrät Tonio Schibel. Und deshalb serviere man dem Publikum als "leichtes Dessert" dessen berühmtes Menuett.

(bes)
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