Voerde Appell an die Christen: "Bekennt Euch!"

Voerde · Marktschreierei, Einschwörung, Hetze und Heilsbringertum haben in Wahlkampfzeiten Hochkonjunktur. Volker Kauder hat nichts von alledem zu bieten. Aber eine ganz klare Botschaft.

Gut gelaunte Christdemokraten. Die Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss begrüßte gestern in Friedrichsfeld ihren Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder.

Gut gelaunte Christdemokraten. Die Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss begrüßte gestern in Friedrichsfeld ihren Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder.

Foto: Jana Bauch

Wo es keine Religionsfreiheit gibt, gibt es keine Freiheit. Diese Wahrheit brachte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gestern gut 120 Zuhörern mit einer ausgewogenen Mischung von Leidenschaft und Ernst, Humor und Fakten nahe. Vordergründig mag es nicht nach einem Thema für den nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf klingen. Doch im Nachhinein wusste jeder im Saal, wie zutiefst (welt)politisch und wie wichtig fürs allgemeine Zusammenleben das Nachdenken über die christliche Ausrichtung der Werte in der deutschen Gesellschaft ist. Es war eine Lehrstunde über das C im Ganzen - nicht nur über das in der CDU, was Kauder da in der Schützenhalle des BSV Friedrichsfeld vortrug.

In dem Heim eines Voerder Vereins auf Weseler Gebiet - in Spuckweite zum Wesel-Datteln-Kanal - war zur Unterstützung der Landtagskandidatin Charlotte Quik natürlich alles da, was die heimische CDU aufbieten konnte: Bundestagabgeordnete und Kreisvorsitzende Sabine Weiss, die aktuelle Landtagsabgeordnete Marie-Luise Fasse, Spitzen aus den Städten und Gemeinden sowie nicht zuletzt die Senioren-Union und die Frauen-Union. Angesichts der Schleswig-Holstein-Wahl war die Stimmung prächtig. Auch Polit-Schwergewicht Volker Kauder griff dies auf und bezog das Saar-Ergebnisses sogleich mit ein: "Ich bin guten Mutes, das wir das 3:0 am Sonntag schaffen." Das war so recht nach dem Geschmack der Christdemokraten und ihrer Freunde, die dann eine präzise Beschreibung der Weltlage aus der Sicht verfolgter (Christen-)Menschen bekamen. Kauder spannte den Bogen weit und bewies immer wieder Sachkenntnis aus eigener Erfahrung. Er kennt sich aus, weil er sich einsetzt, die Länder besucht, in denen Menschen wegen ihres Glaubens bedroht, verfolgt oder getötet werden. Syrien, Irak, Türkei, Ägypten, Saudi Arabien, Nigeria, China, Nordkorea: Zu einer ganzen Bandbreite von Szenarien bot Kauder Beispiele mit Einzelschicksalen und Berichte über seine Verhandlungen auf und stellte jeweils die eigenen Gepflogenheiten dagegen.

Unbequeme und schwierige Entscheidungen wie Waffenlieferungen für Kurden, damit sie Christen gegen den Islamischen Staat schützen können, sparte Kauder nicht aus. Im Gegenteil. "Es reicht nicht, nur in Sonntagsreden für verfolgte Christen einzutreten", sagte er. Rezepte hatte er auch: Hilfe mit Lebensmitteln und schulischen Einrichtungen, aber auch politischer Rückenwind. Immer und überall sage er besagten Potentaten: "Ihr seid ein brutaler Verfolgerstaat." Das wirke, weil keiner so genannt werden wolle.

Im eigenen Land sorgt sich Kauder nicht um eine Islamisierung. Vielmehr sei eine "rasante Entchristianisierung" zu beobachten. Deshalb müssten Christen in Deutschland sich auch als solche bekennen: "Sonst stehen andere auf."

(RP)
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