Dinslaken Angeklagter: Sohn soll Mutter ermordet haben

Dinslaken · Auch ein zweiter Angeklagter hat gestern im Prozess um den Mord an der Dinslakenerin Dagmar E. ausgesagt. Der 19-Jährige bestreitet, die Frau getötet zu haben. Die Tat habe der Sohn des Opfers begangen.

Laut Anklageschrift sollen die beiden jüngeren Brüder im Auftrag des Älteren die 58-Jährige in ihrer Wohnung in Dinslaken getötet haben, indem sie die Frau von hinten angriffen, ihr Mund und Nase zuhielten und sie zu Boden rissen. Alexander E., Sohn der ermordeten Kosmetikerin aus Dinslaken, soll sich im gleichen Raum aufgehalten haben, ohne aktiv eingegriffen zu haben. Er hatte ausgesagt, die Mordabsichten des Trios nicht ernst genommen zu haben. Ihm wird Totschlag vorgeworfen.

Den Hergang schilderte der 19-jährige Freund des Sohnes gestern komplett anders. Beide belasten sich nun gegenseitig. Es sei richtig, dass er am 30. September 2014 in der Wohnung des Opfers war, räumte der Angeklagte ein. Dort habe er wie so oft seinen Freund besucht. Alexander E. habe seiner Mutter an dem Abend ein Beruhigungsmittel verabreicht und sie dann getötet. Gesehen habe er es aber nicht.

Er habe die 58-Jährige erst später leblos im Sessel gefunden. Indem er ihr die Hand vor Mund und Nase hielt, habe er geprüft, ob sie noch atmete und musste feststellen, dass die nicht mehr lebte. Dann habe er einen großen Fehler gemacht: Er half seinem Freund, die Leiche zu beseitigen. "Warum haben Sie der Polizei das nicht eher gesagt?", fragte der Richter. Weil er schon in die Sache verwickelt war und Angst vor dem Gefängnis hatte, gab der junge Mann an. Er wisse nicht einmal, wie die Frau zu Tode kam. "Ich habe ihn gefragt, wie er es gemacht hat und warum, aber er wollte nicht darüber sprechen", sagte er. Keinesfalls habe er zuvor gefragt, ob Alexander E. für ihn töten würde, wie dieser behauptete. Das habe der Mitangeklagte sich nur ausgedacht.

Das Verhältnis zu Dagmar E. beschrieb der Angeklagte als gut. Die Frau habe ihn immer wieder zum Essen eingeladen und mit dem Sohn und seinen Freunden etwas unternommen. Gelegentlich habe er auch gegen Bezahlung Arbeiten in ihrem Garten ausgeführt. Alexander E. beschrieb er als sehr anhänglichen Freund, der ihm gerne Dienste erwies. So habe er ihn täglich zum Sprachkursus gefahren und sei mehrfach mit ihm in den Niederlanden gewesen. Allerdings nicht, um Drogen zu schmuggeln, betonte der Zeuge. Dennoch räumte er ein, mehrfach mit ihm kleinere Mengen Marihuana in Lohberg gekauft zu haben. Mit dem Drogenfund in der Wohnung des Bruders habe er aber nichts zu tun. Nach der Tat sei die Freundschaft merklich abgeklungen, sagte der 19-Jährige. Dennoch habe der 25-Jährige alles getan, um Geld aufzutreiben. Er habe sogar angekündigt, seine Großmutter zu bestehlen und die Eigentumswohnung der Mutter zu verkaufen. Von dem Geld wollte er den Zeugen nach Äthiopien begleiten.

Der Sohn des Opfers machte sich während der Aussage immer wieder Notizen. Er hatte zuvor eine komplett andere Version geschildert, nach der der zur Tatzeit Minderjährige und dessen Bruder den Mord begangen haben sollen. Ein weiterer Bruder, der laut Anklage den Auftrag zum Mord gab, soll ein Verhältnis mit der 58-Jährigen gehabt haben. Er schuldete der Frau Geld. Sein Anwalt kündigte für Mittwoch eine Erklärung an.

Die Verhandlung wird am 13., 21., und 27. Januar sowie am 3., 17., 18., 24. und 25. Februar fortgesetzt. Am nächsten Verhandlungstag soll ein Rechtsmediziner Ausführungen zu der Todesursache des Opfers machen.

(RP)
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