Dinslaken An der Seite von Mandela gegen Apartheid gekämpft

Dinslaken · Zeitzeuge Denis Goldberg sprach im Dachstudio über Rassismus, Verfolgung und Widerstand.

 Thomas Groß und Denis Goldberg (rechts) verfolgen einen Ausschnitt eines Dokumentarfilms über den bewaffneten Widerstand des ANC.

Thomas Groß und Denis Goldberg (rechts) verfolgen einen Ausschnitt eines Dokumentarfilms über den bewaffneten Widerstand des ANC.

Foto: Heiko Kempken

Es war nicht das erste Mal, dass in Dinslaken ein Zeitzeuge über Rassismus, Verfolgung und Widerstand sprach, die Erinnerungskultur, primär an die Zeit der Nationalsozialismus, wird in der Stadt wach- und lebendig gehalten. Und doch spürte man zu Beginn der bewegenden Veranstaltung mit Denis Goldberg am Mittwoch im Dachstudio eine gewisse Ehrfurcht. Bei den Rednern, dem stellvertretenden Bürgermeister Thomas Groß, Bibliothekarsleiterin Edith Mendel, dem Integrationsbeauftragten Burhan Cetinkaya und der Agenda-Beauftragten Lucie-Maria Rodemann wie bei den vielen Besuchern im Dachstudio. Vielleicht lag es daran, dass die Anwesenden an dem, was Denis Goldberg erlebt und mitgestaltet hat, durch die Medien selbst Anteil nehmen konnten: Der Weg Südafrikas aus der Apartheid. Der heute 82-Jährige war ein Weggefährte Nelson Mandelas, verbrachte als Mitglied des bewaffneten Arms der ANC 22 Jahre im Gefängnis. Verurteilt wurde Denis Goldberg 1963, gemeinsam mit Nelson Mandela, zu viermal lebenslanger Haft. Einer der Gründe: "Ich bin Bauingenieur. Wenn man weiß, wie Brücken und Gebäude gebaut werden, weiß man auch, wie man sie sprengen kann". Der ANC setzte auf Sabotage. Gewalt und Gegengewalt?

Hier setzte eine der ersten zentralen Fragen des Abends an, die die Lesereisen - keine Lesungen, sondern frei in Deutsch gesprochenen Berichte und Gespräche mit dem Publikum, über die Erinnerung an die jüngere Weltgeschichte hinaus so wichtig machen: die Frage nach dem Unterschied zwischen Terrorismus und Widerstand. Denis Goldberg, 1933 als Kind kommunistischer Juden geboren, fand seine Vorbilder im Widerstand gegen das faschistische Franco-Regime in Spanien. Der Kampf gegen die Apartheid, für Goldberg war es eine moralische Entscheidung gegen staatlich verankerten Rassismus, gegen eine soziale Ungerechtigkeit, die die Hälfte aller Kinder der Townships im eigentlich reichen Land nicht das fünfte Lebensjahr erreichen ließ, eine Entscheidung für die Überzeugung für die Menschenrechte, für ein gleichberechtigtes Miteinander.

Es ist still im Dachstudio, Goldbergs Erinnerungen gehen unter die Haut. Heute kritisiert das ANC-Mitglied öffentlich die Käuflichkeit von Politikern, unterstützt soziale Projekte in seinem Wohnort Hout Bay. "Wer sagt, wie sehr er Mandelas Opferbereitschaft bewundert, den frage ich, was er selbst zu einer besseren Gesellschaft beitragen kann."

(RP)
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