Dinslaken Als Panik-Udo in Wesel trommelte

Dinslaken · Udo Lindenberg feierte gerade seinen 70. Geburtstag. Der Sänger ist eigentlich gelernter Schlagzeuger. Die ersten Gehversuche an den Drums unternahm er mit der Emmericher Band "Les Chapeaux".

 2005 beim Open Air in Bocholt: Udo Lindenberg mit der alten Band "Les Chapeaux".

2005 beim Open Air in Bocholt: Udo Lindenberg mit der alten Band "Les Chapeaux".

Foto: Stade

Insider wissen es. Wenn sonntags der Tatort beginnt, ist Udo Lindenberg zu hören. Bei der Titelmusik von Klaus Doldinger sitzt Panik-Udo am Schlagzeug.

So richtig als Schlagzeuger startete Udo Lindenberg in Emmerich durch. Genauer gesagt in Hüthum. Dort im Keller von Familie Zdebel probte Lindenberg zusammen mit der Band "Les Chapeaux". "Das war der Start meiner Karriere", sagt Lindenberg. Der war Mitte der 60er Jahre in der Schillkaserne in Wesel stationiert und sorgte dort für Aufsehen, weil er mit dem Taxi vorfuhr.

Damit nicht genug: Aus dem Wagen hievte er auch noch ein komplettes, hochwertiges Premier-Schlagzeug. Pitt Zdebel, der ebenfalls in der Kaserne stationiert war, rieb sich die Augen und dachte sich: Den könnten wir für unsere Band gebrauchen. Denn "Les Chapeaux" war mal wieder auf der Suche nach einem Drummer. Zwei Wochen später war es dann soweit. Der damals noch unbekannte Musiker erschien zur ersten Probe und wurde festes Mitglied der Band, in der Helli Fink, Jan Feyen sowie Pitt und Lars Zdebel spielten.

Ein gutes halbes Jahr gab Lindenberg bei der Emmericher Combo den Takt an, die in der "Societät" so etwas wie die Hausband war. Dort spielte Udo mit seiner Band zum Tanztee. Genau wie im Aldegundisheim, das brechend voll gewesen sein soll. Auch in der Weseler Niederrheinhalle trat "Les Chapeaux" auf. Als Udo dann nach Warendorf versetzt wurde, endete die Zeit mit der Emmericher Band. An die erinnert sich der Rocksänger noch gut: "War verdammt cool. Damals war die Zeit der Jazz- und Beatband, der Rattles und so. Das war der Ausgleich für die Bundeswehr", sagte Lindenberg im Interview mit der RP vor einigen Jahren.

In dem Gespräch lud er die Kumpels von früher gleich noch ein, sich doch für ein Wiedersehen beim Bocholter Open Air einzufinden. Tatsächlich trafen die alten Bandkumpel im Juli 2005 "ihren" Udo dann am Bocholter Hünting wieder. Auch zu dem Ort hat er übrigens eine besondere Beziehung, wie er erzählte. Früher sei er öfter bei seiner Schwester in Bocholt gewesen und hätte dann immer im Schwimmbad am Hünting geschnorchelt. Panik-Udo als Baderatte, auch das ist vielen neu. Nur eine Sache klappte beim Wiedersehen nicht: Eigentlich sollten die früheren Kumpel für die Zugabe mit auf die Bühne kommen. Daraus wurde dann nichts. Seine ehemaligen Bandkollegen nahmen es nicht tragisch.

Ohnehin wäre damals die Besucherzahl überschaubar gewesen. 2005 war Lindenberg nämlich gerade nicht so angesagt. Es kamen viel zu wenig Zuschauer und das Konzert wurde für den Veranstalter zum finanziellen Desaster, das erst einmal für ein paar Jahre zum Aus des Open Air führte. Ironie der Geschichte: Kurze Zeit später startete Lindenbergs zweite große Karriere. In Bocholt hätte man sich vor Anfragen da kaum mehr retten können. Die Tour zum 70. Geburtstag wird jetzt sicher bestens besucht sein.

Die Anfänge in Emmerich hat Lindenberg jedenfalls nicht vergessen: "Das war die Zeit meiner Bewusstwerdung. Ich wollte damals der größte und beste Schlagzeuger der Welt werden", sagte er der RP.

(RP)
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