Dinslaken Ab Januar ist Thomas Rauer arbeitslos

Dinslaken · Die Förderung des Jobcenters für die beiden Gepäckträger auf dem Dinslakener Bahnhof ist auf ein Jahr pro Person befristet und endet nun. Deshalb werden für das kommende Jahr zwei neue Kräfte eingestellt.

 Thomas Rauer hilft den Menschen am Dinslakener Bahnhof gern, er nimmt ihnen Koffer, schwere oder unhandliche Lasten ab und trägt diese.

Thomas Rauer hilft den Menschen am Dinslakener Bahnhof gern, er nimmt ihnen Koffer, schwere oder unhandliche Lasten ab und trägt diese.

Foto: Heiko Kempken

Das Gesicht des Bahnhofs Dinslaken ist rund und freundlich: Es gehört Thomas Rauer. Er ist Kofferträger am Bahnhof - d e r Kofferträger. Ihn sehen die Menschen, die hier ankommen und abreisen: Jedem, der Schweres und Unhandliches dabei hat, bietet er im Namen der Stadt seine Hilfe an. Und er tut es gern. Seit vier Jahren. Nun verlieren er und sein Kollege ihren Job. Morgen steht Thomas Rauer zum letzten Mal am Bahnhof. Im Januar kommenden Jahres sollen zwei neue Gepäckhilfen dort anfangen.

Im vergangenen Jahr drohte schon einmal das Aus für die Gepäckhilfen. Bis dahin waren sie über die Bürgerarbeit bezahlt worden, das Projekt lief Ende 2014 aus. Die Stadt Dinslaken fand aber eine Finanzierungsmöglichkeit über Eingliederungszuschüsse: Das Jobcenter übernahm dann 5309 Euro der 21 236 Euro Kosten pro Mann. Allerdings gelte die Förderung nur für ein Jahr, zitierte die Verwaltung in der Ratsvorlage im Dezember 2014 das Jobcenter: "Für ein weiteres Jahr ist die Förderung nur für eine andere Kraft möglich."

Dass die Kofferträger, die sich die 11-Stunden-Schicht täglich aufteilen, mehr als notwendig sind, zeigt sich beim Besuch am Bahnhof. Der Regionalexpress läuft ein, Rauer sprintet die Treppe hoch. Ein Mann mit Kinderwagen und eine Frau mit Koffer stehen oben. Rauer schleppt hastig den Kinderwagen, ruft der Frau zu, sie möge warten. Die Frau zerrt den Koffer die Treppe hinunter. Keine Zeit vielleicht. "Manche sind auch misstrauisch", sagt Rauer, dabei habe er der Stadt ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt. Viele aber "sind erleichtert, wenn sie sehen, dass hier ein kräftiger Kerl hilft", sagt er und strahlt. Denn Rauer hilft gern. Das hat der gelernte Gärtner unter anderem schon bei der Diakonie getan, als Hausmeister-Gehilfe an Schulen oder als Maschinenreiniger.

Thomas Rauer blieb also. Nun ist das Jahr abgelaufen - das Thema stand am vergangenen Dienstag dann erneut auf der Tagesordnung des Stadtrates. Diesmal gab es sogar die Möglichkeit, die Kofferträger über die Eingliederungshilfe für zwei Jahre zu beschäftigen - bei geringeren Kosten für die Stadt: insgesamt 25 490 Euro für zwei Jahre. Nach bisherigem Modell wären es 63 708 Euro gewesen.

Eine Eingliederungshilfe sei naturgemäß befristet, erläutert Rathaussprecher Horst Dickhäuser, warum eine Weiterbeschäftigung von Rauer nicht möglich. "Sonst müsste die Stadt das ja selbst zahlen." Aber man versuche, den 47-Jährigen bei einem freien Träger unterzubringen. Versprechen könne er nichts. Ab Januar ist Rauer arbeitslos gemeldet.

(RP)
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