Wuppertal Städte stärken kreativ den Einzelhandel

Wuppertal · Um den Einzelhandel anzukurbeln, suchen die Städte nach Innovationen. Wuppertal setzt auf einen Online-Marktplatz, Solingen auf einen Wettbewerb und mietfreie Ladenlokale. Der Handelsverband NRW begrüßt so viel Kreativität.

Es ist ein Sprung ins Ungewisse. Wuppertals Einzelhändler wagen sich auf ungewohntes Terrain. Eine Homepage hatten viele von ihnen schon vorher. Jetzt haben sie mehr als das: einen gemeinsamen Online-Marktplatz, einen neuen Vertriebskanal. Sie sind jetzt Online-Händler - alle zusammen. Die "Online City Wuppertal" ist ein bundesweites Pilotprojekt. Und ein Versuch, den Wuppertaler Einzelhandel zu beleben.

Seit wenigen Tagen ist die "Online City" auch wirklich online. 25 Einzelhändler präsentieren in einem virtuellen Marktplatz ihre Produkte: Sportbekleidung, Süßigkeiten, Schmuck, Mode, Tiernahrung. Das Besondere: Wenn die Kunden bis 17 Uhr bestellen und in Wuppertal wohnen, bekommen sie die Ware für einen Aufschlag von 5,95 Euro noch am gleichen Tag geliefert. Der Bund fördert die Wuppertaler Initiative bis 2016 mit insgesamt 115 000 Euro.

Das Projekt, das nach einem Jahr Planung an den Start ging, sei eine Reaktion auf das veränderte Kaufverhalten der Kunden, die immer bequemer würden, sagt Leiterin Christiane ten Eicken. Das bundesweite Interesse an dem Projekt sei sehr groß. Zudem seien auch bereits neue Anfragen von Einzelhändlern eingegangen.

Die "Online City" ist nicht nur ein Online-Marktplatz, sondern ein Multichannel-Konzept, also ein Konzept aus mehreren Kanälen. Die Wuppertaler können sich vorab online informieren, wo es die gewünschten Produkte gibt, und sich dann vor Ort beraten lassen. Sie können sich die Produkte nach Hause liefern lassen, selbst abholen oder auch ohne Bestellung im Geschäft kaufen. So sollen die Vorteile aus stationärem Handel und E-Commerce (elektronischer Handel) verbunden werden. Dadurch soll auch die Innenstadt an Attraktivität gewinnen, erläutert ten Eicken.

Mit ihrem Multichannel-Konzept liegt die "Online City" im Trend. Der Einzelhandelsverband in NRW, der die "Online City" unterstützt, begrüßt diese Entwicklung.Nicht jeder stationäre Händler müsse zwar auch einen Online-Shop betreiben, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Gallus. Aber Internetpräsenz mit eigener Homepage sowie Aktivitäten in sozialen Medien seien sehr wichtig. "Immer mehr Kunden informieren sich zuerst online, gehen dann zur Beratung und zum Kauf aber in ein Geschäft", berichtet Gallus.

Speziell Location-based Services (LBS), also standortbezogene Dienste, würden immer wichtiger.Demnach kann die Kaufentscheidung eines Kunden dadurch beeinflusst werden, dass lokale Händler ihre Produkte online präsentieren und dem Kunden per Push-Mitteilung auf das Smartphone anbieten. Es geht um lokale Auffindbarkeit und wunschgerechte Angebote. "Man muss aber erst testen, wie der Kunde das annimmt", sagt Gallus.

Nicht nur die Einzelhändler in Wuppertal gehen innovative Wege, um den lokalen Handel zu beleben. Solingen setzt auf das Projekt "Gründer für Solingen" und fördert damit Startups. Gewinner eines Wettbewerbes bekommen ein Ladenlokal zugewiesen, dass sie bis zu einem Jahr mietfrei nutzen können. 2014 endete bereits die zweite Auflage des Wettbewerbes, in spätestens zwei Jahren soll die dritte folgen. "Wir möchten dadurch neue Ideen in unsere Stadt bringen", sagt Stadtplaner Markus Lütke Lordemann.

Das Stadtmarketing Hilden wiederum hat ein Programm entwickelt, über das die Einzelhändler ihre Angebote im Internet präsentieren. Die Hildener können dadurch gezielt nach Produktstichworten suchen - wie "Currywurst" oder "Schuhe", deren "Standorte" inklusive. Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein warb überdies zur Stärkung des Einzelhandels mit der Aktion "Heimat shoppen". Sie betonte, ein lokaler Einkauf würde die Lebensqualität in der Region verbessern. Auch die bundesweite Initiative "Buy Local" machte sich für den Kauf bei inhabergeführten Fachgeschäften in der Region stark.

(RP)
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