Düsseldorf Silvester: 1216 Opfer in vier Städten

Düsseldorf · Nach Köln werden immer mehr Sex-Übergriffe aus anderen Städten bekannt.

Bei der Suche nach den Verantwortlichen für das Chaos in der Kölner Silvesternacht gerät erstmals auch ein ranghoher Ministerialbeamter unter Druck. Wolfgang Düren, Leiter der Abteilung Polizei im Innenministerium, räumte gestern im Innenausschuss indirekt eine Fehlreaktion ein.

Seine Aufgabe sei die permanente Überprüfung der Polizeibehörden bei besonderen Ereignissen. Daher habe er am 1. Januar um 3.16 Uhr von der "Gefahr einer Massenpanik" in Köln erfahren sowie um 14.36 Uhr von elf sexuellen Übergriffen, begangen durch eine 40- bis 50-köpfige Personengruppe überwiegend ausländischer Herkunft. "Ich habe da schon geahnt, dass das Thema im Innenausschuss werden könnte", sagte Düren gestern. Er habe sofort "großes Verhetzungspotenzial" in der Angelegenheit gesehen, aber nicht eingegriffen und auch den Minister nicht informiert, sondern abgewartet, wie die örtlichen Medien berichten.

Der Innenminister, der erst Tage später reagiert hat, verteidigte seinen Ministerialdirigenten und legte einen neuen Bericht zu den landesweiten Entwicklungen in der Silvesternacht vor. Neben Köln kam es demnach auch in Düsseldorf, Bielefeld und Dortmund zu ähnlichen Vorgängen in kleinerem Umfang - landesweit werden 1216 Opfer gezählt. In Düsseldorf wurden bei 113 Straftaten 69 Opfer von Sexualdelikten erfasst - von neun Tatverdächtigen stammen vier aus Marokko und einer aus Algerien. Obwohl das Thema Köln damit eine systemische Dimension bekommt, gelang es der Opposition nicht, Jäger weiter in die Defensive zu treiben. Die Diskussion trat auf der Stelle. Anstatt den Minister ins Kreuzverhör zu nehmen, beanspruchten die Fragesteller die meiste Redezeit für sich.

Zu den wenigen inhaltlichen Fortschritten trugen die Grüne Monika Düker und der FDP-Parlamentarier Joachim Stamp bei. Stamp wies nach, dass die FDP schon vor fast einem Jahr vom Minister ein Konzept gegen die wachsende Problemgruppe der Nordafrikaner eingefordert hat - es liegt bis heute nicht vor. Innenpolitikerin Düker fragte, warum Hunderte Frauen, die Opfer der sexuellen Übergriffe wurden, erst Tage nach der Silvesternacht Anzeigen erstattet haben. Düker: "Welche Strukturen halten Frauen ab, solche Übergriffe sofort anzuzeigen?"

(RP)
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