Düsseldorf Schwere Vorwürfe nach Tod eines Kindes

Düsseldorf · Die Mutter klagt an: Die Düsseldorfer Notfallpraxis soll den Siebenjährigen falsch behandelt haben.

Elias Mohammad H. ist am zweiten Weihnachtstag gestorben. Mehrfach war seine Mutter seit dem 22. Dezember mit dem fiebernden Siebenjährigen in der Notfallpraxis gewesen, die von niedergelassenen Düsseldorfer Ärzten betrieben wird. Dort sei sie mit einem Schmerzmittel abgespeist worden, die Symptome ihres Kindes habe niemand beachtet. Erst als sich nach mehrstündiger Wartezeit in der Praxis der Zustand des Jungen dramatisch verschlechtert habe, sei das Kind im benachbarten Evangelischen Krankenhaus notoperiert und dann in die Uni-Klinik verlegt worden, wo es wenig später starb.

"Man hat uns gesagt, ein Antibiotikum hätte ihn retten können", sagte Mohammads erwachsene Schwester unserer Redaktion. Doch in der Notfallpraxis habe ihre Mutter vergeblich um ein Antibiotikum gebeten, stattdessen Schmerzmittel für den Jungen erhalten. "Er konnte vor Schmerzen nicht essen, hatte in der unteren Körperhälfte kein Gefühl mehr und überall blaue Punkte auf der Haut, die als Zeichen eines Virus abgetan wurden," so die Schwester. "Heute wissen wir: Das waren die Anzeichen der Blutvergiftung, an der er starb. Aber niemand hat an den Tagen, an denen wir in der Notfallpraxis waren, sein Blut untersucht - obwohl meine Mutter darum gebeten hatte."

Der erschütternde Bericht der Familie ist in den sozialen Netzwerken tausende Male geteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hat bereits am Sonntag ein Todesermittlungsverfahren von Amtswegen angekündigt. Nach dem Tod des kleinen Mohammad hatte ein Arzt der Familie zu einer Obduktion geraten. "Aber wir wollten ihn nicht noch mehr quälen", sagt die Schwester. Mohammad wurde am vergangenen Freitag in Düsseldorf bestattet.

Im Evangelischen Krankenhaus, in dem das Kind operiert wurde, hat der Vorstand für heute Morgen eine Sitzung anberaumt, um den Fall zu klären. "Auch wir haben viele Fragen", sagte eine Sprecherin der Klinik. Die Notfallpraxis, die im selben Gebäude von niedergelassenen Ärzten betrieben wird, verwies gestern auf die Eigenverantwortlichkeit der jeweils Dienst tuenden Ärzte, die jeweils am Ende ihres Notdienstes aus Datenschutzgründen Behandlungsunterlagen mitnähmen. "Wir werden feststellen, wer den Jungen untersucht hat, und dann die medizinisch-ärztlichen Fakten klären", hieß es aus dem Praxis-Vorstand.

(RP)
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