Düsseldorf Salafisten werben Flüchtlinge an

Düsseldorf · Besonders häufig werden Frauen von den Islamisten angesprochen.

Den nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden sind seit August vergangenen Jahres 110 Fälle bekannt, in denen Salafisten gezielt versucht haben, Flüchtlinge anzuwerben. Das geht aus einer Antwort von Innenminister Ralf Jäger (SPD) auf eine kleine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Gregor Golland hervor. Die Dunkelziffer, so schätzen Experten, dürfte aber deutlich höher liegen.

Nach Angaben des Ministers werden vor allem Frauen von den Islamisten angesprochen. Die Salafisten verteilen laut Innenministerium Geschenke an die Flüchtlinge, tarnen sich als Dolmetscher, veranstalten Seminare oder versuchen, unter dem Deckmantel angeblicher Hilfsorganisationen an Asylsuchende heranzukommen. "Wie ein Wolf im Schafspelz treten die Salafisten häufig auf. Von daher ist Achtsamkeit geboten", mahnt Golland. "Organisationen, die zum Hass anstacheln und Menschen für ihre Zwecke radikalisieren, gehören verboten."

Nach Angaben des Innenministers werden salafistische Organisationen vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Leiter und Mitarbeiter der Flüchtlingsunterkünfte im Land sind zudem angewiesen, achtsam zu sein und verdächtige Personen und Gespräche sofort der Polizei zu melden. In manchen Städten verteilten die Extremisten auch den Koran vor den Flüchtlingsunterkünften. Im Internet hat Pierre Vogel, einer der bekanntesten Salafisten-Prediger in Deutschland, bereits Ratschläge gegeben, wie man das Vertrauen der Flüchtlinge gewinnen könne. So solle man ihnen Geschenke mitbringen. Dem Personal der Unterkunft sollten die Salafisten ihre Unterstützung bei ihrer Arbeit anbieten. Werde die Hilfe abgelehnt, solle man die Asylsuchenden in eine Moschee einladen, so Vogel.

Wie schnell sich Flüchtlinge radikalisieren können, zeigt der Fall des 16 Jahre alten Syrers, der in Köln wegen Terrorverdachts in einer Notunterkunft verhaftet worden ist. Er soll laut Polizei einen Sprengstoffanschlag geplant haben. Der Fall wird auf Antrag des FDP-Innenexperten Marc Lürbke nächste Woche im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags diskutiert werden. Die Bundesanwaltschaft sieht sich in dem Fall bislang nicht zuständig.

(csh)
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