Zu Besuch bei einer Erörterung in Düsseldorf RRX - die Großbaustelle der Deutschen Bahn

Ende 2018 sollen die ersten Züge des Rhein-Ruhr-Express (RRX) rollen. Doch bis zum Vollbetrieb ist es noch ein steiniger Weg, alle Betroffenen müssen angehört werden. Ein Besuch bei einer Erörterung in Düsseldorf.

 Ein S-Bahn-Zug mit dem Außendesign des geplanten Rhein-Ruhr-Expresses (Archivfoto).

Ein S-Bahn-Zug mit dem Außendesign des geplanten Rhein-Ruhr-Expresses (Archivfoto).

Foto: Franz-Peter Tschauner dpa/lnw

Der Einlass am "Haus der Jugend" in Düsseldorf-Derendorf wird an diesem Morgen streng kontrolliert. Schließlich handelt es sich um eine nicht-öffentliche Erörterung. Nur all jene dürfen hinein, die im vergangenen Jahr bis zum 20. Dezember schriftliche Einwendungen gegen das Prestige-Bauprojekt Rhein-Ruhr-Express vorgebracht haben.

Etwa 40 Bürger und eine Hand voll Beschäftigter der Landeshauptstadt sitzen fünf Mitarbeiter der Bahn, zwei Stenografen und zwei Vertreter der Bezirksregierung Düsseldorf gegenüber. Letztere hat zu dem Termin eingeladen.

Bauabschnitt für Bauabschnitt wiederholt sich dieses Prozedere. Alle Betroffenen müssen angehört werden. An diesem Morgen geht es um Planfeststellungsabschnitt 3.0 zwischen Düsseldorf-Wehrhahn und Düsseldorf-Unterrath.

Das Bauen im vollen Bahnbetrieb ist schwierig

Die DB Netz steht unter enormem Zeitdruck. Erst wenn sie die Infrastruktur vollständig zur Verfügung gestellt hat, kann der RRX in geplanter Taktung zwischen Köln und Dortmund verkehren. Doch das Bauen im vollen Bahnbetrieb ist schwierig. Nur einmal im Jahr kann die DB Netz überhaupt Großbaustellen anmelden - und das drei Jahre im voraus.

Deshalb war der Bahn an einem Termin noch in diesem Jahr gelegen. Denn anschließend benötigt die Bezirksregierung erfahrungsgemäß drei Monate, um die Ergebnisse der Erörterung zusammenzutragen, das für die Erteilung der Baugenehmigung zuständige Eisenbahnbundesamt braucht dann noch einmal ein halbes Jahr, ehe es die Baugenehmigung erteilt.

Im September spätestens muss aber die Baustelle beantragt sein, ansonsten verschiebt sich der Baustart ins Jahr 2022. Der Termin so kurz vor Weihnachten, noch dazu um 10 Uhr morgens hatte für Ärger gesorgt. Ein Bürger moniert das auch zu Beginn der Erörterung und verlangt eine Verschiebung. Die Bezirksregierung bleibt aber hart.

Die Frage des Lärms

Für die Bürger, die ihre Sorgen schon schriftlich vorgebracht haben, geht es an diesem Morgen darum, noch einmal ihren Frust über den mangelnden Lärmschutz, die ungewisse Zukunft ihrer Schrebergärten oder die Feinstaubbelastung vorzutragen. Einer von ihnen ist Klaus Friedrich aus Unterrath. Sein Grundstück liegt direkt an der Trasse. Und doch wird er bei den nun geplanten Lärmmaßnahmen leer ausgehen: Er wohnt in einer Baulücke. Weil dort de facto keine gravierenden Umbauten stattfinden, gibt es keinen besseren Schallschutz, so die Gesetzeslage.

Friedrich wünscht sich, dass die Züge nur noch mit 80 Kilometer pro Stunde am Haus vorbeifahren - allein, es wird ein unerfüllter Wunsch bleiben. Die Bahn will den Status quo halten und dafür "besonders überwachte Gleise" einführen: Diese sind extrem glatt und werden regelmäßig abgeschliffen. So soll der zusätzliche Lärm durch den RRX ausgeglichen werden.

Der Protest der Unterrather und Derendorfer fällt bei der Erörterung mitunter zwar beißend aus, zugleich herrscht eine fatalistische Stimmung. Aus einer Teilnehmerin bricht es offen heraus: "Uns allen ist klar, dass wir keine Chance gegen Sie haben", sagt sie in Richtung Bahn-Vertreter.

Angermund kämpft für Einhausung der Trasse

Als kämpferischste Trutzburg gegen den RRX gilt eh Düsseldorfs nördlichster Stadtteil Angermund. Dessen Bürger kämpfen für eine Einhausung der Trasse. Für sie ist es ein schlechter Tag. So kommen zwei von der Stadt beauftragte Gutachten, die unserer Redaktion vorliegen, zwar zu dem Ergebnis, dass sowohl die Einhausung als auch die von der Bahn favorisierte Lärmschutzwand grundsätzlich realisierbar sind.

Allerdings heißt es in der zugehörigen Beschlussvorlage für den Rat: "Die DB-Planungsvariante (...) ist unter Abwägung von Nutzen, Beeinträchtigung und Kosten eindeutig die Lösung mit den geringeren Beeinträchtigungen und Kosten, während der höhere Nutzen der Einhausungsvariante nicht signifikant größer ist."

Der Autor hat von einer Einwenderin die Vollmacht erhalten, an dem nicht-öffentlichen Termin teilzunehmen.

(maxi)
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