Düsseldorf/Perm Rheinische Hilfe für russische Kinder

Düsseldorf/Perm · Auch dank Spenden von RP-Lesern ist die Krebsklinik in Perm ein Erfolg.

Die Bilanz der Kinderkrebsklinik im russischen Perm kann sich vor ihrem 20. Geburtstag sehen lassen: Acht von zehn Kindern werden mittlerweile geheilt. Die Befunde der Schwererkrankten werden bei Mikroskop-Konferenzen übers Internet von Spezialisten aus russischen und deutschen Krankenhäusern besprochen. Es wird an dem Aufbau eines Krebsregisters gearbeitet. Und all das ist dank der Aktion "Die Kinder von Perm" geschaffen worden.

Erfolge, die 1991 nicht denkbar waren, als Fritz Pleitgen, damals WDR-Chefredakteur und mehrere Jahre Auslandskorrespondent für die ARD in Moskau, über die Lage in Perm berichtete. Damals war das Krankenhaus eher eine Baracke, die hygienischen Bedingungen waren schlecht - trotz aller Bemühungen der Ärzte starben drei von zehn erkrankten Kinder. Aufgerüttelt durch Pleitgens Bilder entstand die Hilfsaktion. Beteiligt waren die Universitäts-Kinderklinik, der WDR, dessen Zuschauer mehr als drei Millionen Mark spendeten, und die "Rheinische Post", deren Leser 1,2 Millionen Mark gaben. "Aber an so eine rasant positive Entwicklung war damals kein Denken", schreibt Pleitgen im Grußwort zum Jubiläum.

Finanziert von Spenden, unter deutscher Aufsicht und nach deutschen Standards bauten russische Arbeiter das Krankenhaus. Die Klinik wurde im Sommer 1996 eröffnet. "Zeitlich und finanziell unter Plan! Das habe ich in Deutschland noch nicht erlebt", wie Pleitgen betont. Aus Deutschland kamen aber auch fachliche Unterstützung und Wissenstransfer. Schon bestehende Strukturen wurden genutzt, viele in das Hilfsprojekt einbezogen. Mittlerweile hat die Klinik der Millionen-Stadt nahe des Urals westlichen Standard. "Dort ist wirklich etwas Enormes geschaffen worden", stellt Ulrich Goebel fest, Mit-Initiator und ehemaliger Leiter der Düsseldorfer Kinderkrebsklinik, dem in all den Jahren besonders das Schicksal eines Mädchens in Erinnerung geblieben ist: Es hatte einen bösartigen Knochentumor, eigentlich hätte man das Bein an der Hüfte abnehmen müssen. Doch dank einer besonderen Operation blieb ihr ein Großteil des Beins erhalten, so dass sie eine bessere Beweglichkeit und Standfestigkeit mit der Prothese hatte.

"Das alles zeigt: Der Einsatz lohnt sich", betont Goebel. "Mit viel gutem Willen kann man viel bewältigen." Am Montag wird das Jubiläum in Perm zusammen mit dem 100-jährigen Bestehen der medizinischen Fakultät gefeiert. Ulrich Goebel ist natürlich dabei. Und wird die krebskranken Kinder von Perm wie immer bei einer Visite besuchen.

(mso)
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