Krefeld Rettung im Café nach Messerangriff

Krefeld · In Krefeld hatte ein lebensgefährlich verletzter 17-Jähriger unfassbares Glück.

Gleich zweifaches Glück im Unglück hatte ein 17-Jähriger, der im Krefelder Stadtteil Traar Opfer eines Messerangriffs geworden ist und lebensgefährlich verletzt geflohen vor dem Angreifer war. Der Täter - ein 18-jähriger Mann - hat sich gestern der Polizei gestellt. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Sicher ist nur, dass das Opfer gleich zweimal auf Menschen traf, die ihm halfen und so das Leben retteten. Im Zentrum der Rettung stand ein Eiscafé - und als Inhaber Mario Bevacqua gestern von den dramatischen Minuten berichtet, ist noch zu spüren, wie unfassbar für ihn die Bilder vom blutüberströmten Mann sind, der da plötzlich vor seinem Café stand: "Ich dachte zuerst, der ist vom Fahrrad gefallen", sagt Bevacqua.

Zu der Messerstecherei kam es am Sonntagabend; wie und warum, ist noch nicht klar. Nach unbestätigten Berichten von Zeugen soll es vor der Traarer Wohnung des Täters zu dem Angriff gekommen sein. Der 17-Jährige konnte fliehen, schleppte sich, getroffen von zwei bis drei Stichen, zur nächsten Straße und versuchte dort, ein Auto anzuhalten. Tatsächlich ließ sich ein junges Paar mit Baby auf dem Rücksitz nicht von dem Bild des Schreckens, das sich ihnen am Straßenrand geboten haben muss, abhalten, sofort zu handeln: Sie riefen nicht Verstärkung durch die Polizei, sie verloren keine wichtige Zeit, sondern luden den stark Blutenden ein und fuhren ihn zum nächstbesten Ort, an dem Menschen waren - und das war das Café San Marco, in Krefeld ein beliebter Treff und stets gut besucht.

Dort ahnte Juniorchef Bevacqua nichts Böses, als ein roter Wagen vor seinem Café hielt und ein Mann ausstieg. "Ich hab erst gar nicht verstanden, was los ist", berichtet er, "aber meine Gäste haben sehr schnell reagiert." Vor allem ein junger Mann und eine junge Frau hätten die Initiative ergriffen; und der Mann musste etwas von Erster Hilfe verstehen. "Seine Handgriffe waren sicher", erinnert sich Bevacqua, "er sorgte dafür, dass der Verletzte sich nicht hinlegte, sondern hinsetzte und schräg anlehnte. Er sagte: Damit kein Blut in die Lunge läuft." Die junge Frau redete beruhigend auf den Verletzten ein, der die ganze Zeit bei Bewusstsein blieb und "tapfer" war, wie der Café-Betreiber sagt.

Während draußen auf der Straße auf einem Stuhl die Erste Hilfe erfolgte, riefen drinnen Gäste die Polizei, die dann auch rasch samt Rettungswagen erschien und übernahm. Das Ganze dauerte 20, 25 Minuten. Die Namen der Helfer kennt der Café-Besitzer nicht, sie gingen ihrer Wege, als wäre nichts gewesen. Bevacqua zeigte sich gestern bewegt: "Ich war begeistert, wie sie geholfen haben, Hut ab; der Mann, der Erste Hilfe geleistet hat, das war für mich ein Held. Und auch das junge Paar mit dem Auto: Es ist nicht selbstverständlich, in so einer Situation anzuhalten, erst recht nicht, wenn man ein Baby dabei hat."

(RP)
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