Essen Pilot-Projekt gegen Eltern-Taxis

Essen · Eine Kampagne im Ruhrgebiet soll für weniger Verkehr vor Schulen sorgen.

Die Szenerie gehört mittlerweile zum Schulalltag wie das Pausenbrot. Vor zahlreichen Schultoren kommt es morgens zu Staus und gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Auslöser hierfür ist, dass immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen - laut einer Studie betrifft dies rund 40 Prozent aller Grundschüler. Bei weiterführenden Schulen ist es immerhin noch rund jedes vierte Kind. Ein Pilot-Projekt im Ruhrgebiet will nun gegen das vermehrte Aufkommen sogenannter Eltern-Taxis vorgehen und die für Kinder ohnehin gefährlichen Straßen rund um Schulen sicherer machen. Ziel der Kampagne: bis zu 50 Prozent weniger Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, dafür mehr Radverkehr auf dem Weg zum Unterricht.

"Die Gründe für die große Zahl von Eltern-Taxis sind verschieden. Hauptgrund ist das Wetter. Manchen Schülern ist Radfahren aber auch zu anstrengend, andere haben vielleicht gar kein Rad oder nicht die Erlaubnis ihrer Eltern, damit zu fahren", erklärt Jens Leven vom Verkehrssicherheits-Büro Bueffee in Wuppertal. Mit seiner Frau hat er den sogenannten Schulwegcheck entwickelt - ein Programm, mit dem der Verkehr rund um Schulen sicherer werden soll. Ein Ziel des Checks ist das Verringern von Eltern-Taxis. In Zusammenarbeit mit der Essener Organisation Mobilität-Werk-Stadt führt Leven das Pilot-Projekt nun im Ruhrgebiet durch.

Um die Zahl der Schüler, die mit dem Auto zur Schule gebracht werden - oder sogar selbst mit dem Pkw dorthin fahren - zu verkleinern, soll ein Anreiz geschaffen werden, vermehrt aufs Rad zu steigen. Der Weg dorthin führt für Jens Leven über sichere Radwege. "Durch eine Online-Umfrage an je fünf Schulen in Essen, Bottrop, Gladbeck, Bochum und Gelsenkirchen sollen Stellen, an denen es im Straßenverkehr häufig zu Gefahrensituationen kommt, ausgemacht werden. In einer App werden diese Stellen festgehalten, um bessere Wege zur Schule finden zu können", so Leven. Das Erarbeiten der Routen wird auch in den Unterricht der beteiligten Schulen eingebunden. Acht- bis Zehntklässler sollen zu Schulweg-Begleitern für jüngere Schüler ausgebildet werden, in höheren Stufen können Schüler eine Facharbeit über das Projekt verfassen.

Auch die Fahrer der Eltern-Taxis sollen letztlich von der Kampagne profitieren, erklärt Jens Leven: "Das Projekt soll bei ihnen Hemmungen abbauen, ihre Kinder mit dem Rad zur Schule fahren zu lassen."

(tsp)
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