Sechs große Clubs im Land vertreten Zahl der Rocker in NRW hat sich verdoppelt

Düsseldorf · Die Polizei registriert bei den Rockerbanden in Nordrhein-Westfalen regen Mitgliederzulauf. Damit wächst die Gefahr, dass es bei Gebietsstreitigkeiten zu Gewalt zwischen verfeindeten Clubs kommt.

Rockerclubs NRW: Bandidos, Hells Angels, Satudarah & Co.
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Rocker-Clubs in NRW: Daten und Fakten

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In Nordrhein-Westfalen zählt die Polizei derzeit 2193 Rocker, die in sogenannten "Outlaw-Motorcycle-Gangs" organisiert sind. Hinzu kommen 180 weitere Personen, die in rockerähnlichen Gruppierungen vereinigt sind. Das geht aus dem aktuellen Lagebild zur Rockerkriminalität des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes (LKA) hervor, das unserer Redaktion vorliegt. Die Zahlen wurden dem vertraulichen Bericht zufolge im Juli 2017 neu erhoben. Damit hat sich die Zahl der Rocker in den vergangenen drei Jahren fast verdoppelt. 2014 waren es noch rund 1200 gewesen.

Die Mitgliederzahlen der sechs großen Rockerclubs, die in NRW vertreten sind, seien wegen einer dynamischen Lage starken Schwankungen ausgesetzt. Gründe dafür seien unter anderem Schließungen von Chartern und Chaptern ("Clubheimen"), Umbenennungen sowie sogenannte Mitgliedertransfers untereinander. Die größte und am stärksten wachsende Gruppierung sind dem Lagebild zufolge die Bandidos mit 880 Mitgliedern; gefolgt von den Freeway Rider´s (365) und den Hells Angels (343).

Lage nach außen hin derzeit ruhig

Die Gefährdungslage durch die Rocker stelle sich — zumindest vordergründig — derzeit vergleichsweise ruhig dar. "Die Rocker sind nicht dumm. Dass es derzeit nach außen hin ruhig ist, heißt nicht, dass sie ihren Geschäften nicht nachgehen würden", erklärt ein Fahnder der Organisierten Kriminalität.

Doch die derzeitige Lage könne sich jederzeit und überall in NRW ändern, heißt es in dem 16-seitigen Bericht. Schon kleinste Streitereien zwischen den Rockern könnten zu Gewaltexzessen führen, bei denen Hieb- und Stichwaffen und scharfe Schusswaffen eingesetzt werden könnten, so die Beamten in ihrer Lageeinschätzung.

Es sei davon auszugehen, dass Mitglieder aller Gruppierungen kurzfristigen und schnellen Zugriff auf Waffen aller Art hätten. Bei den Auseinandersetzungen würde es überwiegend um selbst erhobene Macht- und Gebietsansprüche gehen. "Das bedeutet, dass es zum Rockerkrieg kommen kann, wenn die eine Gruppe plötzlich die Aufteilung eines Rotlichtviertels nicht mehr akzeptiert und ein größeres Stück vom Kuchen abhaben will. Das kann schnell passieren — und dann knallt es auch schnell", betonte der szenekundige Ermittler.

Das belegten aktuell Fälle in Bottrop, Gelsenkirchen und Köln, wo einzelne Rockerbanden versuchen, sich in ihrem jeweiligen Territorium gegen eine andere Gruppierung zu behaupten. Im Lagebild wird auch davor gewarnt, dass Unbeteiligte in die Gefahrensituationen hineingezogen werden könnten.

Revierkämpfe in Duisburg

Während die Bandidos das Ruhrgebiet kontrollieren, haben sich ihre Erzfeinde, die Hells Angels, vor allem im Rheinland ausgebreitet. Als Hochburg der Hells Angels gilt in NRW Köln. Doch nach wie vor überschneiden sich die Interessen der verfeindeten Rockerclubs im Ruhrgebiet, vor allem aber in Duisburg. Grund für die Revierkämpfe dort ist eines der größten Rotlichtviertel Deutschlands: In fast 500 Zimmern bieten Prostituierte ihre Dienste an. Ein lukratives Geschäft: Monatlich verdienen die Betreiber laut Polizei rund eine Million Euro.

Im Kampf gegen die Rockerkriminalität arbeiten die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden dem Bericht zufolge auch eng mit den angrenzenden Bundesländern Hessen, Niedersaschen und Rheinland-Pfalz sowie den Beneluxstaaten Belgien und den Niederlanden zusammen. "Ihre Aktivitäten machen nicht vor Landesgrenzen halt", heißt es in dem Report.

(csh)
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