Ansturm nach Facebook-Werbung "Weihnachtsmarkt im Wald" will nur noch Besucher aus der Region

Overath · Der "Bergische Weihnachtsmarkt im Wald" in Overath hat am ersten Adventswochenende so viele Menschen angezogen, dass einige Besucher über eine Stunde im Stau standen. Nun hat der Betreiber die Veranstaltung bei Facebook für die kommenden Wochenenden abgesagt.

 Ein idyllisches Winterwunderland gab es in Kreutzhäuschen in den vergangenen Jahren.

Ein idyllisches Winterwunderland gab es in Kreutzhäuschen in den vergangenen Jahren.

Foto: Stephan Mütherich

Der Overather Stadtteil Kreutzhäuschen dürfte Menschen außerhalb des Bergischen Kreises bisher kaum ein Begriff gewesen sein. Seit 15 Jahren findet dort der urige "Bergische Weihnachtsmarkt im Wald" statt. Für Menschen aus dem Bergischen Land ein beliebter Treffpunkt, besinnlich, familiär. Auch Kölner fahren gerne mal hin.

Vor ein paar Tagen kam jedoch alles anders: Am ersten Adventswochenende strömten Menschenmassen in den kleinen Ort. Mehr als hundert Kilometer Fahrt hatten einige Besucher am Wochenende in Kauf genommen, um den Weihnachtsmarkt zu besuchen - aus dem Ruhrgebiet, Mönchengladbach, Aaachen, ja sogar aus Frankfurt reisten sie an.

Der Auslöser: Familie Mütherich, die den Weihnachtsmarkt organisiert, hatte die Veranstaltung bei Facebook veröffentlicht - so wie jedes Jahr. Mit hübschen Holzbuden an Waldwegen hatte sie geworben, mit Ponyreiten und einer lebendigen Weihnachtskrippe, in der Kinder Ziegen streicheln können. Auch Weihnachtstannen zum selber schlagen und liebevoll gestaltetes Kunsthandwerk sollte es geben.

Mit derartigen Auswirkungen hatten die Veranstalter aber nicht gerechnet: 10.000 Facebook-Nutzer kündigten ihre Teilnahme im Vorfeld an, 144.000 Menschen ihr Interesse. "Ich kann mir nicht erklären, wieso sich das in diesem Jahr so viral verbreitet hat", sagt Stephan Mütherich. Ein Erklärungsversuch: Er könne sich vorstellen, dass die Beliebtheit kleinerer Weihnachtsmärkte steige, weil Menschen aus Angst vor Terroranschlägen die Großstädte mieden, sagt Mütherich. Dann lieber klein und individuell auf dem Land.

"Es war die Hölle los"

Doch statt besinnlicher Idylle fernab vom Weihnachtskommerz gab es in Kreutzhäuschen schon bei der Anfahrt lange Staus, Menschenmassen und matschigen Boden. Auf Facebook äußern Besucher nun ihre Enttäuschung: "Nach gut 1,5 Stunden Auto Stau bis zum Parkplatz, endlich geschafft. Es war die Hölle los, sodass wir den Weihnachtsmarkt gar nicht genießen konnten. Ewiges Anstehen beim Essen sowie beim Glühwein", schreibt eine Nutzerin. Ein anderer Nutzer schreibt: "180 Km gefahren um 2 Stunden im Verkehrschaos zu stehen. Nach erkämpften Parkplatz wurde der Weihnachtsmarkt aufgrund von Überfüllung und Ausverkauf vor unserer Nase geschlossen."

Doch auch die Veranstalter waren von dem Andrang überwältigt worden. "Es war bisher immer ein sehr netter und niedlicher Weihnachtsmarkt mit Menschen aus dem Bergischen und dem Kölner Raum", sagt Hildegunde Mütherich. "Darüber waren wir sehr glücklich, und da wollen wir auch eigentlich wieder hin." Ihr Sohn Stephan stimmt zu: "Klar, man freut sich zuerst über die Beliebtheit, aber unsere Ressourcen sind begrenzt und am Ende des Tages sind die Besucher dann doch enttäuscht. Dann hat keiner gewonnen", sagt er. Damit es an den kommenden Adventswochenenden wieder ruhiger zugeht, versuchen die Veranstalter nun auf Facebook, Besucher von weither wieder auszuladen.

Weihnachtsmarkt soll keine Großveranstaltung sein

"Aufgrund des massenhaften Besucherandranges am Wochenende möchten wir die Veranstaltung bei Facebook absagen", heißt es in einer aktuellen Erklärung. "Wir sind und bleiben ein regionaler Weihnachtsmarkt im Bergischen Land, der nicht für derartige Großveranstaltungen geeignet ist." Und weiter: "Der Weihnachtsmarkt im Wald bleibt ein Markt für Besucher aus der Umgebung. Daher möchten wir bitten, dass überregionale Besucher sich für die Weihnachtszeit eine andere Option suchen, um auf beiden Seiten Enttäuschungen zu vermeiden."

Ob das Besucher aus weiter entfernten Städten tatsächlich davon abhalten wird, nach Kreutzhäuschen zu fahren, bleibt abzuwarten. Am Mittwoch haben sich das Overather Ordnungsamt und die Veranstalter getroffen, um für die kommenden Wochenenden besser gewappnet zu sein.

Um erneutes Chaos zu vermeiden, soll unter anderem die Verkehrsführung geändert werden. Die Stadt will große Hinweistafeln aufstellen, um ortsfremden Besuchern den Weg zu weisen, zum Beispiel zu zusätzlichen Parkplätzen. Auch ein Shuttle-Service zwischen weiter entfernten Parkplätzen und dem Weihnachtsmarkt wird eingerichtet. Drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes und elf zusätzliche Ordner werden außerdem vor Ort sein.

(tak)
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