Sechs Familien erzählen Warum unsere Nachbarn die besten sind

Wer laute oder unfreundliche Nachbarn hat, der weiß, dass sympathische Menschen nebenan Gold wert sind. Idealerweise hilft man einander und passt auf. Warum ihre Nachbarn die besten sind, erzählen sechs Familien.

 Sören Kukielski (l.) und Werner Hildebrandt kennen sich mittlerweile seit mehr als 40 Jahren.

Sören Kukielski (l.) und Werner Hildebrandt kennen sich mittlerweile seit mehr als 40 Jahren.

Foto: Detlef Illgner

Bruni und Gerhard Pausch, Haan: "Wir glauben, die besten Nachbarn zu haben. Außer dem selbstverständlichen Service bei Reiseabwesenheit (Nachtlicht ein- und ausschalten, Briefkastenleerung usw.) beweisen unsere Nachbarn außergewöhnliche Fürsorge. Im vergangenen Jahr haben wir ein Bad renovieren lassen und dabei in Eigenleistung die Fliesen abgeschlagen. Das unüberhörbare Klopfen mit Pausen haben unsere Nachbarn als Hilferuf verstanden. Sie klingelten und fragten besorgt, ob alles in Ordnung sei. Wir haben uns sehr über diese Fürsorge gefreut."

Gabriele Mahfouz, Geldern: "Es ist wirklich ein wahres Glück, dass ich seit über 30 Jahren in einem Kreis von sehr netten, hilfsbereiten Nachbarn lebe. Seit mein Mann vor einigen Jahren gestorben ist und meine zwei Kinder nicht erreichbar sind, bin ich besonders dankbar, gelegentlich Hilfe von lieben Menschen zu bekommen. Meine Nachbarn helfen mir etwa bei der Gartenarbeit, beim Schneeschippen oder bei handwerklichen Tätigkeiten, die zu schwierig für mich geworden sind. Ganz besonders dankbar bin ich aber meiner Nachbarin Petra, die mir eine sehr wertvolle Zeit mit meinem geliebten Bruder geschenkt hat, der sehr krank war. Allein hätte ich den Weg zu ihm nach Frankfurt am Main nicht auf mich nehmen können. Meine Nachbarin wusste von meinem herzlichen Verhältnis zu meinem Bruder und hat nicht lange gezögert und mich mit ihrem Auto zu ihm gefahren, gottlob noch rechtzeitig. Dafür hatte sich meine Nachbarin extra frei genommen und geduldig gewartet. Es gab ein glückliches und bewegendes Wiedersehen! Für diese letzte Begegnung bin ich ihr unendlich dankbar, denn kurze Zeit später starb mein geliebter Bruder."

Silvia, Meik, Isabel und Moritz Rosendahl, Mönchengladbach: "Seit unserem Einzug vor sechs Jahren hat sich der Status von Nachbarschaft auf Freundschaft geändert. Wir könnten uns keine besseren Nachbarn als Jörg, Heike, Lea, Teresa Wassenhoven und Familienhund Paul wünschen. Dafür gibt es viele Gründe: Einmal kamen wir aus dem Urlaub zurück und Jörg hatte in der Zeit das Spiel- und Klettergerüst für unsere Kinder aufgebaut, die Freude war riesig! Ein anderes Mal waren wir ein Wochenende weg, und er hatte die Gelegenheit genutzt, um wegen einer bevorstehenden Renovierung die Küchentür anders herum einzusetzen. Überhaupt wären viele Arbeiten ohne seine Fachkenntnisse und seinen unermüdlichen Arbeitseinsatz nicht denkbar gewesen. Wenn eins der Kinder krank ist, kommt er, um nach dem kleinen Patienten zu sehen.

Unsere Gärten sind mit einem Türchen verbunden, und im Sommer wird dann spontan entschieden, ob bei uns oder ,drüben' gegrillt wird. Silvester feiern wir zusammen, und an Weihnachten gehen unsere Kinder gemeinsam zur Messe. Da scheint es nur logisch, dass wir eine Whatsapp-Gruppe haben, die den schönen Namen ,Allerliebste Nachbarn' trägt."

Sigrid und Sören Kukielski, Nettetal: "Seit 1973 wohnen wir, zunächst mit drei Kindern, in unserem Haus, und fast genauso lange kennen wir unsere Nachbarn, Petra, Mark und Werner Hildebrandt, die nebenan wohnen.

 Meik Rosendahl (l.) und Jörg Wassenhoven aus Mönchengladbach waren erst Nachbarn, sind aber längst Freunde geworden.

Meik Rosendahl (l.) und Jörg Wassenhoven aus Mönchengladbach waren erst Nachbarn, sind aber längst Freunde geworden.

Foto: Ilgner Detlef

Bis heute pflegen wir ein gutes, nachbarschaftliches Verhältnis, helfen uns zum Beispiel mit fehlenden Nahrungsmitteln aus, stehen parat, wenn jemand mal nicht ganz fit ist, bringen einander zu irgendwelchen Treffen oder schauen durch unseren Rosenbogen, der beide Gärten miteinander verbindet, um im kalten Winter einen wärmenden Grog zu trinken."

Eines jedoch ist wohl einmalig: Seit 38 Jahren zelebrieren wir regelmäßig im Januar/Februar ein Kaninchenessen, zu dem anfangs mit unseren Kindern und Kindes-Kindern bis zu zwölf Personen kamen. Inzwischen sind unsere Kinder erwachsen, und es ist ja auch nicht einfach, für so viele Personen Kaninchen zuzubereiten. So treffen wir ,Alten' uns — sehr zum Leidwesen unserer Kinder — nur noch vorwiegend zu viert. Ein Paar ist für die Zubereitung des Kaninchens, des Rotkohls und der Soße, das andere Paar für das Kartoffelschälen und den Rotwein zuständig."

Gisela Altner, Düsseldorf: "Wenn man wie wir schon 45 Jahre in einem achtstöckigen Hochhaus wohnt, hat man viele Nachbarn kommen und gehen sehen — nicht nur Deutsche, auch Japaner, Russen, Franzosen und andere. Besonders den Ausländern haben wir immer unsere Hilfe angeboten, um ihnen zu sagen, wo man einkaufen, waschen, oder einen Arzt finden kann. Vor allem die Japaner haben die Hilfe immer gerne angenommen und sich oft revanchiert. Wir wurden zur Teezeremonie eingeladen, haben Kimonos anprobiert, gemeinsam Miso-Suppe gegessen und waren sogar miteinander im Ski-Urlaub. Und auch wenn manche nach wenigen Jahren wieder ausgezogen waren, brachen die Kontakte nicht ab. Aus drei Familien besuchen uns die Kinder von damals noch heute als Erwachsene. Und erst kürzlich hat mich ein siebenjähriger Franzose am Dreikönigstag beim traditionellen Essen der "Galette des Rois" zur Königin erwählt — als 76-Jährige, quel honneur! Man sieht: Anonymität im Hochhaus? Muss nicht sein!"

Roswitha Enggruber, Dormagen: "Nach meiner Scheidung musste ich mir eine kleine Wohnung mieten. Sie war genau nach meinen Vorstellungen. Ein Anbau im Erdgeschoss mit eigenem Zugang mit Terrasse und kleinem Garten, den ich auch nutzen durfte. Meine Vermieterin und deren Schwester, die auch im Haus wohnt, waren nett und freundlich. Ich fühlte mich sofort heimisch. Sie halfen mir, so gut sie konnten, und so wurde daraus eine wunderschöne Freundschaft unter uns drei Frauen.

Jede ist für die andere da. Ob es mal ein vergessener Einkauf ist oder ein Auto in die Werkstatt muss. Und wenn ich mal krank bin, sorgen sie für mich — und für meine Katze. Mehrmals im Jahr treffen wir uns für ein paar gemütliche Stunden auf der Terrasse beim Wein. Seit vier Jahren wohne ich nun in diesem Haus und fühle mich einfach wohl. Wir sind drei Frauen, die sich gesucht und gefunden haben. Danke für alles, Gudrun und Edeltraut!"

(RP)
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