Warnstreiks in NRW Hunderte Ausfälle an Flughäfen — Stau-Chaos in Köln

Düsseldorf · An sechs deutschen Flughäfen haben Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi begonnen. Zehntausende Passagier müssen mit Verzögerungen rechnen. In Köln/Bonn streikt zudem die Flughafenfeuerwehr. Auch in Düsseldorf sind Flüge gestrichen.

Am Flughafen Köln/Bonn sind derzeit keine Starts und Landungen möglich.

Am Flughafen Köln/Bonn sind derzeit keine Starts und Landungen möglich.

Foto: dpa, brx vfd

Bundesweit müssen sich Zehntausende Reisende auf Verzögerungen und Ausfälle im Flugverkehr einstellen. Ein Ausweichen auf die Schiene war ebenfalls mit Problemen verbunden, da auf einem Teil der Hochgeschwindigkeitstrecken der Bahn Bauarbeiten für Verzögerungen sorgen. Weil noch unklar ist, wann genau die Flughafenfeuerwehr am Flughafen Köln-Bonn im Lauf des Tages streikt, sollten sich Passagiere unbedingt vorab erkundigen, ob und wann ihr Flug starten kann. Lufthansa und Air Berlin kündigten Ausfälle an. In Köln stehen zudem Straßenbahnen und Busse still, in der Stadt gab es im morgendlichen Berufsverlkehr zahlreiche Staus.

Köln Am Flughafen Köln-Bonn hat die Flughafen-Feuerwehr von 4 Uhr bis 7.30 Uhr gestreikt. Starts und Landungen waren nicht mehr möglich, die Terminals aber geöffnet. Betroffen waren 30 Passagierflüge. Auch im Laufe des Tages werden große Teile der Flughafenbelegschaft in Köln/Bonn ihre Arbeit niederlegen. Dies betreffe insbesondere die Flugzeugabfertigung und den Gepäckdienst, sagte der Sprecher. Von geplanten 276 Flügen wurden bisher 103 von den Airlines gestrichen. Weitere Flugstreichungen oder Verspätungen bei Abflügen und Ankünften sind möglich. Informationen zu einzelnen Flügen gibt es auf der Internetseite des Flughafens Köln-Bonn.

Düsseldorf Am Düsseldorfer Flughafen wurden bisher 48 von 590 Flügen annulliert. Betroffen sind Flüge der Lufthansa und Air Berlin nach München und Frankfurt. Fluggäste müssen sich den ganzen Tag auf Verspätungen einrichten. Welche Flüge betroffen sind, sehen Sie auf der Internetseite des Düsseldorfer Flughafens.

In Dortmund sind alle Germanwings-Flüge von und nach München gestrichen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Flughafens. Am größten Flughafen Frankfurt am Main begann der Streik um 4.30 Uhr, wie der Flughafen-Sprecher sagte. Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie ein kleiner Teil der Sicherheitskräfte und der Mitarbeiter in der Verwaltung legten die Arbeit nieder. Seit 8 Uhr schloss sich auch die Flughafenfeuerwehr dem Ausstand an und legte damit die Nordwestlandebahn still. "Wir haben genügend Kapazitäten auf der Süd- und der Centerbahn", sagte eine Fraport-Sprecherin. Ohne Feuerwehr ist ein Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen zwar nicht möglich, doch für den Ernstfall gibt es Notdienstvereinbarungen.Etwa 392 von normalerweise geplanten 1330 Flügen wurden annulliert, wie ein Sprecher sagte.

In München begann der Streik um 3.30 Uhr mit der Frühschicht, auch hier waren vor allem die Bodenverkehrsdienste betroffen. Die Mitarbeiter sind etwa zuständig für das Ein- und Ausladen des Gepäcks, das Fahren der Busse oder den Transport der Flughafenbrücken zu den Maschinen. Es fielen nach Angaben eines Sprechers zwei Drittel der Flüge aus, 740 von rund 1100 geplanten Flügen. An den Flughäfen Hannover und Bremen fielen 25 Flüge aus. In Hamburg wurden nach Angaben des Betreibers insgesamt 31 Abflüge und 31 Ankünfte gestrichen. Auf den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld wurden insgesamt 99 Flüge annulliert.

Pendler und Eltern müssen sich ebenfalls auf einiges gefasst machen. Nachdem bereits am Dienstag gestreikt wurde, hat die Gewerkschaft Verdi für heute in mehr als 50 anderen NRW-Kommunen zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen — darunter in der Millionenstadt Köln. Seit dem frühen Morgen fahren keine Stadtbahnen mehr, wie ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi sagte.

Betroffen sind neben dem Nahverkehr auch Müllabfuhr, Sparkassen, Stadtverwaltungen, Jobcenter, Kitas und kommunale Krankenhäuser. Auch bei Wegen innerhalb der Städte muss umgeplant werden. In Köln etwa können die Stadtbahn und ein großer Teil der Busse nicht fahren. Auch in Leverkusen steht der Verkehr.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat die Ausweitung der Warnstreiks als unverhältnismäßig verurteilt. "Für die Bestreikung ausgerechnet von wichtigen Flughäfen und Berliner Kliniken gibt es keinen vernünftigen Grund. Damit treffen die Gewerkschaften nur Unbeteiligte", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch. Dies sei "umso ärgerlicher", da der bisherige Verhandlungsverlauf dafür keinen Anlass geboten habe.

Verdi-Chef Frank Bsirske hat die Warnstreiks verteidigt, mit denen seine Gewerkschaft den Flugverkehr in Deutschland weitgehend lahmlegen dürfte. Der Sinn von Warnstreiks sei es, Tarifverhandlungen zu beschleunigen, sagte Bsirske der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe). "Ich hoffe, dass dieses Signal verstanden wird und wir bei der dritten Runde am Donnerstag und Freitag zu einer Einigung kommen."

Verdi und andere Gewerkschaften verhandeln an diesen Tagen in Potsdam mit Vertretern von Bund und Kommunen über einen neuen Tarifvertrag für deren 2,1 Millionen Beschäftigte. Das Bodenpersonal der Flughäfen Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover, Köln-Bonn und München ist deshalb zum Streik aufgerufen, weil es sich bei diesen Flughäfen um kommunale Unternehmen handelt.

Mit den Arbeitsniederlegungen reagiere Verdi "auf ein Angebot, das den Beschäftigten einen Reallohn-Verlust zumuten will", sagte Bsirske der "SZ". Er bestritt, dass dieses Angebot drei Prozent für zwei Jahre betrage, wie von den Arbeitgebern angegeben. Da die drei Prozent in zwei Stufen angeboten würden und jede der beiden Erhöhungen erst jeweils im Juni wirksam werden solle, betrage es auf zwei Jahre gerechnet nur 1,8 Prozent. Die Inflation werde jedoch in diesem und im nächsten Jahr zusammengenommen zwei Prozent betragen, kritisierte Bsirske.

Der Gewerkschaftschef verwies auch auf die Arbeit der Flughafen-Feuerwehren, die in Frankfurt, Köln-Bonn und München zum Streik aufgerufen sind. Bei ihnen gehe es auch darum, dass niemand in die Rente oder auf minderwertige Posten abgeschoben werde, falls die Gesundheit Einsätze an Brandherden unmöglich macht. "Diese Forderung ist seit Langem überfällig", sagte Bsirske.

(top/tak/afp/dpa/jeku)
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