Waldzustandsbericht 2017 In NRW sind zwei von drei Bäumen krank

Düsseldorf · Der Wald ist nach wie vor in keinem guten Zustand. Klimawandel und Schädlinge setzen vor allem Eiche, Kiefer und Rosskastanie zu.

 Ein Blick in einen Wald bei Königswinter. (Archivbild)

Ein Blick in einen Wald bei Königswinter. (Archivbild)

Foto: dpa, obe cgt

Nur noch knapp jeder dritte Baum in Nordrhein-Westfalens Wäldern ist gesund. Zu diesem Ergebnis kommt der Waldzustandsbericht 2017 der Landesregierung. 70 Prozent der Bäume hingegen verloren außer der Reihe Nadeln oder Blätter und gelten demzufolge als geschädigt. Der Anteil der kranken Bäume ist damit um ein Prozentpunkt gesunken - der Zustand des Waldes hat sich damit also nur leicht verbessert. "Der Gesundheitszustand unserer Wälder ist nach wie vor nicht zufriedenstellend", sagte NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking (CDU).

Weitreichende Folgen der Schäden

Aussagekräftiger als Jahresvergleiche ist eine langfristige Betrachtung. Daraus ergibt sich, dass vor 30 Jahren noch 60 Prozent der Bäume in NRW als gesund zu bezeichnen waren. Die Folgen der Schäden sind weitreichend: Neben der wirtschaftlichen Nutzung kommt dem Wald überragende Bedeutung beim Schutz der Artenvielfalt, der Böden und des Grundwassers zu. Er wirkt als Staub-, Lärm- und Schadstofffilter und speichert Kohlendioxid. Zudem ist er vielen Menschen ein Erholungsraum.

Waldzustandsbericht 2017: In NRW sind zwei von drei Bäumen krank
Foto: Umwelt.NRW.de Fotos: Thinkstock, imago Grafik: Ferl

Die Folgen des Klimawandels sind dem Bericht zufolge bereits deutlich zu erkennen. Häufigere Stürme, stark schwankende Niederschlagsmengen, mildere Winter und höhere Durchschnittstemperaturen begünstigen die Entwicklung von Schädlingen. So war der vergangene März in NRW der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Besonders besorgniserregend ist dem Bericht zufolge aktuell der Zustand der Eiche. Der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden stieg hier um vier Prozentpunkte auf 33 Prozent. Ablesen lässt sich dies an den Kronen: Je stärker sie ausgedünnt sind, desto kränker der Baum. Die Kronen der Eichen sind von allen Baumarten im schlechtesten Zustand. Zu schaffen machen dem Baum Insekten und Pilze.

Mehrere betroffene Arten

Aber auch Kiefer und Rosskastanie sind stark betroffen. Die Raupen eines auf die Kastanie spezialisierten Kleinschmetterlings etwa fressen sich durch die Blätter, die dadurch vorzeitig braun werden. Die Schädlinge setzen dem Baum mittlerweile so stark zu, dass er in seinem Bestand gefährdet ist.

Etwas erholt hat sich hingegen die Buche. Vor einem Jahr waren bei jeder zweiten Buche deutliche Schäden auszumachen, jetzt gilt dies nur noch für jede vierte. Zur Regeneration trug bei, dass die Buchen aufgrund der Witterung kaum Bucheckern ausbildeten. Ähnlich verhielt es sich bei der Fichte. Weil es weniger Zapfen gab, verlor der Baum weniger Nadeln.

Neues Konzept ist in Arbeit

Der Waldzustand wird seit 33 Jahren jährlich in jedem Bundesland erhoben. Anlass war seinerzeit der "saure Regen". Schulze Föcking kündigte an, ein neues Waldbaukonzept zu erarbeiten. Damit will sie die Beratung von Waldbewirtschaftern verbessern.

Der Naturschutzbund (Nabu) NRW kritisierte, es handele sich bei dem Bericht eher um einen "Forstbericht", der keine Auskunft über das "Ökosystem Wald" zulasse. Es fehlten etwa Bewertungen zum Klimaschutzbeitrag des Waldes. Ähnlich äußerte sich der Landesverband des BUND: "Das größte Problem der nordrhein-westfälischen Wälder ist, dass diese kaum noch aus Waldökosystemen, sondern überwiegend aus Baumplantagen bestehen." Es dürfe nicht um Waldbaukonzepte gehen, sondern darum, wieder mehr heimische und widerstandsfähigere Baumarten anzusiedeln.

(RP)
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